Die etwas andere Versicherung gegen Spam

Anti-Spam-Polizist verfolgt jeden, der sich bei ihm über seinen eigenen Spam mokiert

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Wer sich bei Suchmaschinen einträgt, muss anschließend teils mit Werbemails rechnen. Der neueste Trick ist allerdings, das Eintragen von vornherein nur als Vehikel zu benutzen, um die Geheimwaffe "Sonderermittler Gebhardt" zum Einsatz zu bringen.

Wer kostenlose Eintragsdienste benutzt, die seine Website bei vielen Suchmaschinen eintragen sollen, dabei das Kleingedruckte nicht liest und, denkt, dass die Dienste ihm die Arbeit einfach so für lau abnehmen, wird an seiner Mailbox bald feststellen, was der Preis ist: Spam. Mit dem Eintrag direkt bei einer einzelnen Suchmaschine gab es solche Probleme dagegen bislang nicht.

Von der Website www.spam-police.at/

Jetzt schon: Etob24 ist vorgeblich eine Suchmaschine mit Portal, Kleinanzeigen und dem üblichen weiteren digitalen Gemischtwarenladen. In den allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), die natürlich niemand liest, wird dann aber die Weitergabe von Firmenname, Anschrift, Email und Faxnummer an gewerbliche Nutzer, sprich Werbemailer angekündigt. Doch nicht nur diese, auch Etob24 selbst wird lästig: Wie anderswo angegeben, wo der Urheber von Etob24 die Software auch zum Verkauf anbietet, wird in den Bestätigungsmails über den Suchmaschineneintrag Werbung verschickt. Bis zu 3x täglich. Das ist das eigentliche Geschäft. In der Suchmaschine landen unbezahlte Einträge dagegen nicht.

Um beide Seiten des Geschäfts abzudecken, gibt es von denselben Urhebern dann aber auch die Spam-Police, gleichzeitig Polizei und Versicherung gegen Spam und für Spammer, die einem nicht nur helfen will, gegen Spam vorzugehen, sondern auch gegen Leute, die einen womöglich selbst als Spammer bezeichnen: "Die Spam-Police bietet hier eine der ersten Möglichkeiten gegen [...] Personen vorzugehen, die behaupten man würde spammen." Dazu wird dann die hauseigene Detektei eingeschaltet.

Inzwischen haben Daniel Gebhardt und freie Mitarbeiter es geschafft, die Synergien der verschiedenen Firmenangebote optimal miteinander zu koppeln, um es in Marketingsprech zu formulieren. Auf Normaldeutsch: "Eine Hand wäscht die andere" - die dabei auch durchaus derselben Person gehören kann:

  1. Ein neu angemeldeter User bekommt schnell jede Menge "Anmeldebestätigungen" mit Werbung;
  2. Irgendwann nervt es dann und das Abmelden klappt "natürlich" auch nicht;
  3. Nun schreibt der User an Etob und lässt dabei vielleicht auch noch das Pfui-Wort "Spam" fallen;
  4. Jetzt wird "Sonderermittler Gerhardt" als Spam-Cop aktiv, fühlt seinen Mandanten - also sich - beleidigt und will knapp 100 Euro für die viele Arbeit mit einem hanebüchenen Brief, dessen Schreiber offensichtlich zuviel amerikanische Krimis gelesen und 007-Filme gesehen hat;
  5. Sollte der User nicht zahlen wollen, hat man auch noch ein hauseigenes Inkasso-Büro, nein, Verzeihung, dieses hier ist es zur Hand.

Echt putzig und Garant für märchenhafte Verdienste, weil dem Empfänger dieser Briefe das Herz erst mal in die Hose rutscht - also ganz nahe zum Portemonnaie, wo der User bekanntlich am attraktivsten ist. Wem es nicht passt, der kann sich ja beschweren, denn auch das bringt eine neue Email-Adresse, aber bitte nicht über Hamburger oder die FDP!

Wirklich neu ist die Idee übrigens nicht einmal: Ein Anwalt, der öfters durchaus provokante und somit Leserbriefe versprechende Beiträge für ein bekanntes Computermagazin schreibt, drohte bereits einem Leser mit einem Prozess über "unsolicited email", also Spam, weil ihm ein direkt an ihn adressierter Leserbrief zu seinem Beitrag nicht zusagte. Da bei der Email-Adresse unter seinem Beitrag allerdings nicht ausdrücklich erwähnt war, dass dort nur Lob eingeworfen werden darf und Kritik automatisch als unerwünschte Belästigung verstanden wird, hatte dieses Vorgehen keinen Bestand.