Die größten US-Rüstungskonzerne werden mehrheitlich von Frauen geführt
Auch im Pentagon rücken Frauen nach oben, aber es finden keine grundlegende Veränderungen der Rüstungs- und Wirtschaftspolitik statt
Gerne wird gesagt, dass die männliche Vorherrschaft die Kultur und Wirtschaft prägt. Würden mehr Frauen an die Spitze der Gesellschaft rücken, würden sich diese ändern, beispielsweise weniger aggressiv werden. Ein Artikel in Politico, natürlich von einem Mann, lässt daran Zweifel entstehen. Die hätte man schon angesichts von Frauen wie Angela Merkel haben können, die als Regierungschefinnen auch faktisch keine andere Politik machen, auch wenn sie sich vielleicht im Stil unterscheiden.
David Brown ist aufgefallen, wie er in Politico schreibt, dass in den USA mittlerweile im "militärisch-industriellen Komplex" die Frauen das Sagen haben. Erstmals sei die "Verteidigungshierarchie" nicht mehr von Männern beherrscht. Das betreffe nicht nur die Rüstungskonzerne, sondern auch das Pentagon, wo Frauen an den Hebeln sitzen, wenn es um Rüstungsbeschaffung geht.
An der Spitze von vier der fünf größten US-Rüstungskonzerne stehen seit 1. Januar Frauen. Kathy Warden ist seit dem neuen Jahr Chefin von Northrop Grumman, Marillyn Hewson schon seit 2013 von Lockheed Martin, Phebe Novakovic, ebenfalls seit 2013, von General Dynamics und Leanne Caret seit 2016 von Boeing Defense, Space & Security. Nicht nur in der Wirtschaft, auch im Pentagon besetzen Frauen - wahrscheinlich trotz Trump - entscheidende Posten. Ellen Lord ist seit 2017 Staatssekretärin für Beschaffung, Heather Wilson ist Luftwaffenministerin, Lisa Gordon-Hagerty ist seit 2018 Leiterin der National Nuclear Security Administration, also der für Atomwaffen zuständigen Behörde, oder Andrea Thompson Staatssekretärin für Waffenkontrolle und internationale Sicherheit.
Brown schreibt, es sei eine Trendwende für eine bislang von Männern beherrschte Bastion, Frauen würden nun an die Macht kommen, nachdem Ministerien und Privatwirtschaft zunehmend "Verdienst über Machotum" stellen würden. Das müsste aber dann eigentlich zur Folge haben, dass Frauen die Militärpolitik und die Rüstungskonzerne irgendwie weg von der männlichen Logik bringen würden. Davon ist aber nichts zu bemerken. Die Rüstungskonzerne sind wie ehedem bestrebt, mehr und tödlichere Waffen herzustellen und zu verkaufen, auch an Macho-Staaten wie Saudi-Arabien, das Pentagon lebt davon, dass Konflikte beschworen werden, weswegen aufgerüstet werden muss.
Marillyn Hewson, Chefin von Lockheed Martin, sagte, der Aufstieg der Frauen sei auch ein Ergebnis davon, dass Frauen "die kleine Stimme im Kopf unterdrücken, die Zweifel schürt, ob man den nächsten Job machen kann". Das würde dann bedeuten, Frauen bringen erst einmal nichts anderes ein, sie wollen demonstrieren, dass sie auch so agieren können wie die Männer. Brown hat mit einigen führenden Frauen in der Militärbranche gesprochen, sein Fazit: Die Frauen seien überzeugt, dass sie Veränderungen bewirken, aber eher im Hinblick auf optimalere Entwicklung von Waffen und Dienstleistungen für das Militär, auf für den Steuerzahler günstigere Deals bei Waffengeschäften und auf die Beschäftigung der besten Ingenieure und Angestellten. Danach wären Frauen einfach besser, um Waffengeschäfte zu optimieren, was die Welt auf jeden Fall nicht friedlicher machen würde.
Kathleen Hicks, Vizepräsidentin am einflussreichen Center for Strategic and International Studies (CSIS), schwärmt, dass ausgerechnet die "Gemeinschaft der Nationalen Sicherheit" Leistungsträger ohne Hinblick auf Hautfarbe, Geschlecht oder Religion belohnt. Die Ziele sind dabei offensichtlich egal bzw. konform. Dazu passt, was Heather Wilson, Ministerin für die Luftwaffe, sagt, nämlich dass Frauen immer schon zuständig für den Schutz seien: "Wir sind die Beschützer. Das ist es, was das Militär macht. Wir dienen, um den Rest von Euch zu schützen. Das ist ein sehr natürlicher Platz für Frauen."
Belegt wird dadurch, dass Frauen genauso im System funktionieren wie Männer. Wer nicht der Macht- oder Profitlogik folgt, kommt gar nicht in die Führungspositionen. Man muss das politische und ökonomische System verändern, damit eine andere Wirtschafts-, Militär- und Rüstungspolitik entstehen könnte. Frauen, die in die vorher von Männern dominierten Machtpositionen drängen oder mehr Frauen in sie hieven, sind zwangsweise systemkonform und angepasst. Was sollte auch eine Frau an der Spitze eines Rüstungskonzerns verändern? Die heutigen Frauen machen aus Schwertern keine Pflugschar, sie wollen nur demonstrieren, dass sie genauso gut oder besser die Mittel zum Töten bereitstellen oder günstig kaufen können.