Doppelte Perspektive

Neue Spielehandhelds von Nintendo und Sony

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Sowohl Nintendo als auch Sony haben jüngst ihre neuen Spielkonsolen vorgestellt: die Nintendo DS und die Sony PSP ("PlayStation Portable"). Beide gehorchen völlig unterschiedlichen Philosophien, weisen aber auch deutliche Gemeinsamkeiten auf: so z.B. eingebaute WLAN-Module. Und beide haben gute Chancen, das Schicksal von Nokias N-Gage zu teilen.

Man mag es für selbstverständlich halten oder für abstrus, aber in der Welt, in der wir leben, ist es ein technologisches Großereignis, wenn Firmen wie Sony oder Nintendo mit neuen Spielgeräten herauskommen - vor allem aufgrund der Marktstellung dieser Firmen und den enormen Werbebudgets, die sie zur Einführung neuer Gadgets mobilisieren können. In den nächsten Monaten wird dafür gesorgt werden, dass alle, die überhaupt zu Massenmedien Zugang haben, von diesen Geräten hören - vor allem Kinder und Jugendliche.

Die technischen Daten sind schnell erzählt: Bei der Nintendo DS hat man ein ungewöhnliches Design mit zwei Bildschirmen gewählt, das eine doppelte Perspektive auf das jeweils laufende Spiel ermöglichen soll. Sprachsteuerung soll integriert werden, der untere Bildschirm ist als Touchscreen ausgelegt, so dass auch eine Stylus-Steuerung für die kommenden DS-Spiele möglich sein sollte. Dass Prozessor und Grafik leistungsfähiger sind als bei den aktuellen Produkten von Nintendo, versteht sich von selbst.

Sony bringt mit der PSP (für "Playstation Portable") seine erste tragbare Spielekonsole heraus. Sie wirkt deutlich "erwachsener" als die Nintendo DS, soll leistungsmäßig mit der immer noch aktuellen Sony-Heimkonsole PS-2 vergleichbar sein, und ist u.a. mit einer USB-2.0-Schnittstelle ausgerüstet, die den Anschluss von Peripheriegeräten ermöglicht.

Auch die Memory-Sticks von Sony kann die Maschine lesen. In typischer Sony-Manier wurde nicht nur ein Prozessor eigens für das Gerät entwickelt, sondern auch ein neues Speichermedium, die UMD (Universal Media Disk), die nicht nur zur Speicherung von Spielen, sondern auch von Mediendaten aller Art dienen soll, was neben der USB-Schnittstelle ein weiterer Hinweis darauf ist, dass Sony die PSP eben nicht nur als Playstation sieht, sondern eher als kleinen Bruder der ebenfalls neu eingeführten Vaio-U-Mini-PCs.

Allerdings machen schon jetzt potentielle Kunden enttäuscht darauf aufmerksam, dass die UMD zwar grundsätzlich wiederbeschreibbar ist, aber nicht auf der PSP selbst.

Offenbar will man das Format bei Sony nur dazu nutzen, um vordefinierte Inhalte per Kiosk- oder Abonnementsverkauf an die Kunden zu bringen.

Interessant ist natürlich bei beiden Geräten die WLAN-Fähigkeit, die sie prinzipiell zu Knoten eines drahtlosen Spiel- oder, im Fall der PSP, auch Mediennetzwerkes macht, und bei der rasenden Verbreitung der WLAN-Technologie könnte diese Einladung zum Spiel schon ziehen. Aber technologiegeschichtlich stellt sich schon die Frage, was diese Geräte, so wie sind, eigentlich sollen.

Während alles auf die "eierlegende Wollmilchsau" hin konvergiert, also das Handheld, das Officefunktionen ebenso kompromisslos integriert wie Telefonie-, Internet-, Fotografie- und Gamingfähigkeiten, scheint sich noch kein Anbieter an die Vermarktung eines technisch durchaus machbaren Geräts dieser Art zu wagen. So gesehen ist der Nintendo-Ansatz eher konservativ, hat dafür aber den Vorteil der klaren Definition als Spielgerät, während die PSP Gefahr läuft, weder wirklich ein Spielzeug noch ein Werkzeug zu werden.

Wenn man sich vor Augen hält, dass das Scheitern der N-Gage von Nokia sowohl auf ihrem Schwanken zwischen Telefonie und Gaming beruht, als auch auf seltsamen Designentscheidungen (über die ganze Witzseiten existieren), dann kann man sowohl für die Nintendo DS als auch für die Sony PSP Probleme vermuten: für erstere aufgrund ihres ungewöhnlichen Doppelbildschirmdesigns und ihrem Übermaß an Spielsteuerungsmöglichkeiten, für letztere aufgrund ihrer Unentschiedenheit zwischen Spiel und Arbeit.

Dass die eierlegende Wollmilchsau, der tragbare Allrounder ohne Kompromisse früher oder später kommen wird, daran besteht kein Zweifel. Und dass die Entwicklung eines solchen Geräts so zwingend ist, macht die noch nicht einmal wirklich erschienenen Spielgeräte von Sony und Nintendo - ebenso wie die völlig hoffnungslose Konkurrenz von Eve bis Rogue - im Vorhinein zu Produkten einer Durchgangsphase, zu Ausstellungsstücken in den Sammlervitrinen der Zukunft.