Drohen der Ukraine militärischer Kollaps und Kapitulation?

Soldaten der ukrainischen Armee bei einer Übung. Bild: Adriana M. Diaz-Brown / Public Domain

Im Westen wird das Patt zunehmend eingestanden. Doch die Lage ist tatsächlich schlimmer. Warum US-Militärexperten sagen, dass Russland die Oberhand hat.

Wer sich die Schlagzeilen und Artikel der letzten Zeit zum Ukraine-Krieg in Deutschland anschaut, kommt nicht umhin festzustellen, dass sich etwas geändert hat.

Während die ukrainische Frühlingsoffensive, die tatsächlich eine Sommeroffensive war, mit positiven, hoffnungsvollen Berichten flankiert und bis zum Schluss die kleinsten Erfolge auf dem Schlachtfeld zu einer möglichen Trendwende erklärt wurden, verschwindet dieser Geist in letzter Zeit mehr und mehr.

Nun heißen z.B. auf Tagesschau.de die Headlines: "Hohe Kampfmoral – aber geschwächte Soldaten", "Vizeregierungschefin warnt vor Kriegsmüdigkeit" oder "Wir sind am Ende, wir sind müde".

Trotzdem fordern viele westliche Medien im Einklang mit ihren Regierungen mehr Waffen, mehr militärische Ausrüstung. So will Deutschland nach Medienangaben seine Ukraine-Hilfen weiter aufstocken, während weiterhin keine diplomatischen Initiativen gestartet werden.

Das Bundesfinanzministerium plante nach einem Entwurf für den Bundeshaushalt 2024 die Mittel für die militärische Unterstützung von den ursprünglich geplanten vier Milliarden auf acht Milliarden Euro zu erhöhen. Zusätzlich wurden zwei Milliarden Euro als sogenannte Verpflichtungsermächtigungen hinzugefügt.

Parallel dazu wird auf Tagesschau.de gefragt: "Braucht der Westen eine neue Strategie?" Die Antwort wird in Rekurs auf das gegeben, was die Nato plant. So habe Generalsekretär Jens Stoltenberg angesichts der düsteren Lage, dem anbrechenden Winter in der Ukraine, der "stockenden Offensive" und den knapper werdenden Ressourcen bekräftigt, das Land weiter und verstärkt militärisch zu unterstützen – auch wenn sich europäische Politiker zunehmend ernüchtert zeigten nach über 650 Tagen Krieg.

Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte beim letzten Treffen der EU-Verteidigungsminister: "Ich glaube, dass wir jetzt eine Situation sehen, die einerseits viele Bestandteile hybrider und digitaler Kriegsführung hat." Andererseits erinnere die Lage auch stark an Stellungskriege aus dem letzten Jahrhundert.

Ein Abnutzungskrieg findet statt. Die wechselseitigen Geländegewinne sind außerordentlich marginal. Das heißt: Es fährt sich fest.

Wie zuvor schon erwähnt: Während in den letzten Monaten deutlich sichtbar gewesen ist, dass das ukrainische Militär feststeckt (Telepolis hat früh und immer wieder darüber berichtet), verdrängte man im Westen jedoch die Pattsituation und redete sich die Lage schön.

Dass jetzt die Einsicht des Feststeckens von Politikern und Medien eingestanden wird, hat auch damit zu tun, dass selbst der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, Anfang des Monats in einem Interview mit dem Economist unumwunden erklärte, der Krieg sei in eine "Pattsituation" geraten. Ein "tiefer und wünschenswerter Durchbruch" könne nicht erwartet werden.

Doch diese an sich richtige Einschätzung, dass sich der Ukraine-Krieg in einer Pattsituation befindet, wird im Zuge der jüngsten Kampfentwicklung zunehmend von Militärexperten in den USA infrage gestellt, wie Responsible Statecraft berichtet. Sie schätzen die Lage tatsächlich schlimmer ein – und das heißt für die Ukraine.

Wie Foreign Affairs feststellt, hat Russland im Laufe des Jahres 2023 mehr Territorium gewonnen als die Ukraine. Die Rückeroberung der südlichen Stadt Melitopol durch die Ukraine, ein strategisches Ziel in Hinsicht auf die von Russland besetzte Krim, ist vorerst gescheitert.

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