E-Auto-Batterien behalten 90 Prozent Leistung nach 160.000 km
Eine neue Studie räumt mit Vorurteilen gegen E-Autos auf. Von 15.000 untersuchten Elektrofahrzeugen in den USA mussten nur 1,5 Prozent die Batterie tauschen.
Die Angst vor der Dunkelflaute treibt noch immer so manche Politiker um, die den Erhalt der fossilen Kraftwerke auf ihre Fahnen geschrieben haben. Fossile Kraftwerke haben den systembedingten Vorteil, dass sie permanent neuen Brennstoff benötigen, welcher den Lieferanten Geld einbringt. Im Gegensatz zu Wind und Sonne können sie somit laufend Rechnungen schicken. Die Folgen der Verbrennung muss der Verkäufer ja zum Glück nicht einkalkulieren.
Erneuerbare plus Speicher gefährden das Geschäftsmodell der Fossilen
Dass Wind und Sonne keine Rechnung schicken, entspricht durchaus der Realität, aber beide stehen nicht rund um die Uhr zur Verfügung und benötigen für die Zwischenzeiten daher als Aushilfe Speicher.
Deren Einsatz wird bislang zum Glück für die Fossilen durch die Politik systematisch behindert, indem sie etwa Abgaben sowohl für das Ein- als auch für das Ausspeichern der gleichen Strommenge fordert.
Peak-Gaskraftwerke sind der letzte Strohhalm für den Gashandel, wenn die Heizungen im Land verstärkt auf elektrische Wärmepumpen transformiert werden. Unterstützung vom Markt wird diese Transformation spätestens dann bekommen, wenn die CO2-Preise wie erwartet ansteigen werden, weil sie den allseits gewünschten Marktmechanismen unterworfen werden.
Speicher werden immer preiswerter und immer besser
Christian Stöcker meldet aktuell im Spiegel "Ein Batterie-Tsunami rollt heran" und spricht von einem zweiten deutschen Energiewunder, das sich anbahne. Hintergrund ist die Tatsache, dass Netzbetreiber ungewöhnlich viele Anschlussanfragen für Großspeicher melden.
Summiert man das Volumen der Netzanschlussfragen der vier Übertragungsnetzbetreiber, kommt man aktuell auf 161 GW. Davon werden zwar aus den verschiedensten Gründen nicht aus allen Anfragen umgesetzte Projekte, dafür kommen aber laufend neue Anfragen hinzu.
Speicherkönige sind dabei derzeit noch die deutschen PV-Heimspeicher. Deren Leistung hat sich in den vergangenen vier Jahren verzehnfacht, von 1,4 Gigawattstunden auf 14 Gigawattstunden. Privatleute können in Deutschland fast achtmal so viel Strom bei sich zu Hause speichern wie Unternehmen, welche die großen Speicherparks betreiben. Privatleute mit Speicher auf dem eigenen Grundstück haben den Vorteil, dass sie für den Betrieb ihrer Speicher kein öffentliches Netz benötigen.
Wenn Gesetzgeber, Stromanbieter und Netzbetreiber endlich das bidirektionale Laden ermöglichen, bekämen viele E-Autos ebenfalls eine Funktion als Netzspeicher, die bei Bedarf aus der Ferne als Stromquellen aktiviert als dezentraler virtueller Großspeicher eingesetzt werden können. Die Angst vieler deutscher E-Mobilisten, dass ihre Fahrzeugbatterien dann schwächeln, scheint inzwischen unbegründet.
Fahrzeugbatterien sind nicht mehr das schwächste Teil eines Elektrofahrzeugs
Eine aktuelle Studie von Recurrent Motors Incorporated aus Seattle hat die Lebensdauer von Batterien in Elektrofahrzeugen umfassend untersucht und liefert kaum erwartete Ergebnisse.
Die im Mai 2024 veröffentlichte Studie, welche 15.000 verschiedene Elektrofahrzeuge in den USA betraf, präsentierte verblüffende Statistiken. Ein Großteil der Elektrofahrzeuge hatte auch nach rund 160.000 Kilometern noch immer 90 Prozent ihrer ursprünglichen Akkureichweite.
Liz Najman, die die Forschung leitete, war ob dieser Batteriebelastbarkeit durchaus verblüfft, wie gut sich die Batterien heute halten und wie selten sie ausgetauscht werden mussten.
Aus wirtschaftlicher Sicht folgen aus dieser Beobachtung für den Gebrauchtwagenmarkt relevante Konsequenzen, denn der Ersatz einer Batterie stellt einen erheblichen Kostenfaktor dar, der, je nach Modell, zwischen 5.000 und 22.000 Euro schwankt.
Somit birgt die Tatsache, dass lediglich 1,5 Prozent der untersuchten Elektrofahrzeuge einen von den Eigentümern zu finanzierenden Batteriewechsel benötigten, eine deutliche Entlastung nicht nur für den Gebrauchtwagenmarkt, sondern auch für die Neuwägen von Kunden, die auf eine hohe Wertstabilität ihrer Fahrzeuge wert legen.
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Die Erkenntnisse zur Batteriestabilität könnten den derzeit schwächelnden batterieelektrischen Fahrzeugen wieder etwas Rückenwind verschaffen. Herkömmliche Pkw zählen zu den Hauptquellen des CO2-Ausstoßes und reißen in Deutschland in Summe jeden Sektorgrenzwert.
Elektrofahrzeuge mit ihrem bei erneuerbaren Stromquellen emissionsfreien Profil bieten einen deutlichen Schritt zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks.
Dass die inzwischen produzierten Fahrzeugbatterien in der Praxis viel besser abschneiden, als vielfach befürchtet, ist ein gewaltiger Fortschritt, der mit der Studie von Recurrent Motors untermauert wurde. Ein grundlegendes Problem bei neuen preiswerteren Speichertechnologien, welche die Speicher noch wettbewerbsfähiger, weil kostengünstiger machen, bleibt jedoch die Tatsache, dass sich das Recycling von Batterien umso weniger lohnt, je preiswerter sie in der Produktion sind.