E pluribus unum

Seite 2: Polarisierung seit den späten 1980er Jahren

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Seit den späten 1980er Jahren lässt sich jedoch ein wachsendes Ausmaß der gesellschaftlichen Polarisierung zwischen Konservativen und Liberalen feststellen, im Sinne einer grundsätzlich ablehnenden Haltung gegenüber dem jeweils anderen Lager, die über reine Meinungsverschiedenheiten weit hinausgeht. Der Soziologe James D. Hunter verwies 1991 darauf, dass sich die US-Gesellschaft in zwei ideologisch gegensätzliche, ja feindlich gesonnene, Lager spalten würde, die sich anhand unterschiedlicher Moralvorstellungen definieren würden3. Diese Polarisierung der Gesellschaft tritt bei bestimmten Themen wie etwa Homosexualität, Abtreibung, Waffenrecht oder dem Verhältnis von Staat und Religion oder dem Einzelnen zutage. Der öffentliche Diskurs zu diesen Themen wird gleichzeitig häufig entsachlicht, emotionalisiert und teils ganz bewusst manipulativ gestaltet.

Bill Clinton (1993)

Auffällig wurde dies erstmals während der beiden Amtszeiten Bill Clintons, in denen ein beträchtliches Ausmaß an offenem Hass und Verachtung gegenüber Clinton und den Demokraten zutage trat. Dies setzte sich unter anderen ideologischen Vorzeichen während der Präsidentschaft George W. Bushs fort.

Der Autor Dave Barry beschrieb die Gegensätze zwischen den politischen Lagern, indem er sämtliche Klischees über ihre jeweiligen Angehörigen zusammenfasste. "Ignorante, rassistische, faschistische, primitive, von NASCAR-Rennen besessene, ihre Verwandten heiratende, Fallwild verspeisende, Kautabak spuckende, ihre Knarren liebkosende, fanatisch religiöse Hinterwäldler" auf der einen Seite, "gottlose, unpatriotische, gepiercte, Volvo-fahrende, Frankreich-liebende, linksextreme, kommunistische, Latte-schlürfende, Tofu-kauende, ganzheitlich durchgedrehte neurotische vegane Weicheier und Perverse" auf der anderen.

Die von Barry satirisch überspitzte Ansammlung von Stereotypen geht mit der von George W. Bushs ehemaligem Wahlkampfleiter Kenneth Mehlman konstatierten "hyper-partisanship" einher, einer überdrehten, extremen Parteilichkeit eines Teils der Gesellschaft. Die Möglichkeiten, sich je nach ideologischer Präferenz völlig einseitig zu informieren - oder besser: die eigenen Vorurteile und Annahmen bestätigen zu lassen - sowie der Trend zur Ansiedlung unter Gleichgesinnten verstärken dieses Phänomen.

George W. Bush

Als "ideologische Segregation" bezeichneten die Autoren des Buches The Big Sort: Why the Clustering of Like-Minded America is Tearing Us Apart, diese Entwicklung. Die traditionell recht mobilen Amerikaner wählen ihre Wohnorte letztlich nach kulturellen Gesichtspunkten aus. Mit der Zeit entstehen so Nachbarschaften, Stadtteile und ganze Regionen, in denen kaum noch verschiedene politische Ansichten vorzufinden sind, wie die Politikwissenschaftlerin Diana Mutz in einer Studie feststellte. Die als "Gerrymandering" bekannte Manipulation von Wahlkreisgrenzen trägt zusätzlich zu dieser Entwicklung bei4.

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