E pluribus unum
Seite 4: Sezession
Zwar hat sich die Nation seit Staatsgründung und Bürgerkrieg verfestigt und ist erwachsen geworden, so dass etwa eine Sezession von Einzelstaaten gegenwärtig als äußerst unwahrscheinlich gilt. Mit den gegenwärtigen Tendenzen werden indes Weichen für die Zukunft gestellt und in einer oder zwei Generationen kann sich vieles ändern - vor allem, wenn sich die gegenwärtige Entwicklung der USA weiter fortsetzt. So hat beispielsweise die republikanische Gouverneurin von Arizona, Jan Brewer, die bereits mehrfach öffentlichkeitswirksam mit Präsident Obama aneckte, 2011 per Gesetz die Arizona State Militia ins Leben gerufen. Damit verfügt sie über eine Miliz, die ihr im Gegensatz zur National Guard of Arizona selbst untersteht.
Zudem existieren Bestrebungen seitens der Legislative Arizonas, Ländereien, die der Bundesregierung unterstehen, an den Einzelstaat zu übertragen. Es erscheint als eine Wiederaufführung der "Sagebrush-Rebellion" der 1970er Jahre, als Vertreter mehrerer Einzelstaaten versuchten, Landbesitz der Bundesregierung auf ihre Staaten zu übertragen. Das vermeintliche Anliegen zur Förderung der Souveränität der Einzelstaaten erwies sich letztlich als der Versuch, große Landstriche zugunsten ökonomischer Interessen zu privatisieren. Im Gegensatz dazu kann Arizona solche Forderungen seit 2011 jedoch mit einer eigenen Miliz unterstützen.
Derartige Entwicklungen sind angesichts der beschriebenen Zuspitzung der Auseinandersetzungen nicht zu unterschätzen und sie werden auch nach der Wahl im November andauern. Diese "Fliehkräfte" im föderalen System könnten auf lange Sicht zu einer ausgewachsenen Staatskrise führen. In Verbindung mit einer zunehmend als unüberbrückbar erscheinenden Polarisierung der Gesellschaft werden sie den Niedergang der USA schlimmstenfalls erheblich beschleunigen. Deren Ausmaß zeigt sich nicht zuletzt anhand zugegebenermaßen extremer Beispiele wie etwa einem Aufruf zur bewaffneten Revolution, im Fall einer Wahlniederlage im November, in einer Publikation der Republikanischen Partei von Greene County, Virginia:
"The ultimate task for the people is to remain vigilant and aware ~ that the government, their government is out of control, and this moment, this opportunity, must not be forsaken, must not escape us, for we shall not have any coarse [sic] but armed revolution should we fail with the power of the vote in November ~ This Republic cannot survive for 4 more years underneath this political socialist ideologue."
Ähnlich äußerte sich ein texanischer Amtsrichter jüngst in einer Regionalausgabe von Fox News. Auch das kürzlich aufgedeckte Komplott mehrerer Militärangehöriger, die angeblich den Sturz der Regierung und die Ermordung des Präsidenten planten, verheißt nichts Gutes. Was einige allzu oft rhetorisch heraufbeschwören, wurde in diesem Fall offenbar in die Tat umgesetzt - ein Beleg der zunehmend aufgeheizten politischen Kultur der Vereinigten Staaten von Amerika anno 2012.
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