EU-Kommission fordert die Top Level Domain .eu
Die neue Domain soll die Identifizierung mit Europa und den ECommerce-Binnenmarkt stärken
Gestern hat die Europäische Kommission beschlossen, eine öffentliche Befragung zur Einrichtung der Top Level Domain .eu durchzuführen. Der Vorschlag wird als ein Element der eEurope-Initiative (Alle und alles ans Netz) verstanden, mit der die EU die Nutzung des Internet möglichst schnell vorantreiben will, um den Standort für den globalen ECommerce auszubauen.
Erkki Liikanen, der für die Informationsgesellschaft zuständige EU-Kommissar (DG 13) betont, dass die Kommission damit den Ball ins Rollen gebracht habe und es jetzt die Aufgabe der Internetgemeinschaft sei, der Kommission zu sagen, wie die Top Level Domain einer möglichst breiten Schicht von Benutzern in der EU zugute kommen soll. Liikanen kündigte an, er werde demnächst mit dem Vorstand der ICANN sprechen, um die Einrichtung der Domain vorzubereiten, wenn eine Entscheidung auf europäischen Ebene getroffen worden sei. Der Vorschlag wird auch dem Europäischen Parlament, dem Rat der Minister und anderen EU-Organisationen übermittelt.
Die Kommission glaubt, dass die Einrichtung der ccTLD .eu "das Image und die Infrastruktur des Internet in Europa" durch eine größere Identifizierung mit Europa stärkt, was den europäischen Institutionen, den privaten Nutzern sowie dem Binnenmarkt und dem ECommerce zugute käme. Bislang habe man für die europäischen Institutionen auf "suboptimale Lösungen" wie .eu.int oder .cec.be zurückgreifen müssen. Ansonsten beschränkten sich die nationalen TLD-Register (.fr, .de etc.) "aus historischen Gründen im allgemeinen auf die Annahme von Registrierungen aus ihrem eigenen Zuständigkeitsbereich", was zwar die Gefahr von Gesetzeskollisionen verringere, aber ungünstig für diejenigen sei, "die im gesamten Binnenmarkt und weltweit aktiv sein wollen." Letztlich geht man wohl davon aus, dass ein gemeinsamer Name auch eher eine politische europäische Identität gegenüber den nationalen Identitäten stärken könnte.
Den Amerikanern wirft man vor, dass die bereits für 1996 geplante Erweiterung der Top Level Domains nicht stattgefunden habe und bislang auch nicht von der neu geschaffenen ICANN vorangetrieben wurde. Die Kommission sagt, dass die "Internetbetreiber" ein "offenes Umfeld des Meinungsaustauschs" kennen und erwarten, weswegen man in dieser Frage eine öffentliche Konsultation durchführt. Gleichzeitig soll dadurch wohl auch die ICANN unter Handlungszwang gestellt werden, die durch ihre "Statuten und Verfahrensregeln dazu verpflichtet (ist), Politik auf der Basis eines Konsenses der - weit gefassten - Internetgemeinde zu entwickeln." Es müssten sich daher also möglichst viele Menschen an der Online-Konsultation beteiligen, deren Ziel vornehmlich in der Klärung der Fragen besteht, wie eine Registrierungspolitik für die .eu-Domain umgesetzt werden und welche Organisation dies machen soll. Angekündigt wurde, dass eine Website eingerichtet wird, auf der die eingereichten Kommentare und Vorschläge veröffentlicht werden. Nach der auf sechs Wochen angesetzten Konsultation will die EU-Kommission entscheiden, wie sie weiter vorangehen soll. Die Eile liegt wohl darin begründet, dass die EU-Kommission hofft, die Frage auf dem nächsten Treffen der ICANN in Kairo im März klären zu können, bei dem es unter anderem auch um die Einrichtung neuer Top Level Domains geht.