Ebola im Tropenkrankenhaus?

Die mögliche Erkrankung einer Mitarbeiterin in einem deutschen Labor gibt den Anlass, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie Labore der höchsten Stufe gesichert sind

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Am 17. März teilte das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf mit, dass sich eine Wissenschaftlerin des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) am 12. März "bei Arbeiten im Hochsicherheitslabor des Instituts durch eine Nadelstichverletzung trotz Schutzkleidung möglicherweise mit Proben des Ebola-Virus kontaminiert" haben könnte. Die Wissenschaftlerin sei sicherheitshalber isoliert worden. Am 18. März kam eine vorläufige Entwarnung. Der Verdacht auf eine Infektion mit dem Ebolavirus habe sich bisher nicht bestätigt.

Ebolavirus. Bild: CDC

Der Blitz schlug ein, und für über eine Stunde fiel der Strom aus - ausgerechnet in einem Labor der höchsten Sicherheitsstufe in den USA, im Zentrum für Seuchenkontrolle und Prävention (Centers for Desease Control). Dies ergibt sich aus einem Bericht des amerikanischen Bundesrechnungshofs (GAO) vom September vergangenen Jahres. Der Stromausfall führte dazu, dass die Luftdruckschleusen ebenfalls ausfielen. Diese sollen verhindern, dass gefährliche Erreger wie Ebola in die Umwelt entweichen können.

Drei private und zwei staatliche Labore dieser Kategorie gibt es dem Bericht zufolge in den Vereinigten Staaten. Der Vorfall führte dazu, dass der Bundesrechnungshof die Sicherheitseinrichtungen der fünf Institute untersuchte. Allerdings beschränkten sie sich auf Äußerlichkeiten. Wie sicher die Labore selbst sind oder wie gut trainiert die Beschäftigten - all das gehörte nicht dazu.

Das CDC stellte einen 15-Punkte-Katalog auf. Von denen erfüllte nur eines alle der Kriterien. Stark bewacht, umzäunt und umgeben von anderen Gebäuden, war es von Außenstehenden nicht ohne weiteres einzunehmen. Barrieren, Röntgenkontrollen, Sensoren, Einbruchschutz - all dies fehlte bei den meisten. Manche der untersuchten Labore erfüllten nur vier, eines sogar nur drei der Anforderungen des Rechnungshofs. Der äußere Bereich sei nur ungenügend durch Kameras abgedeckt, das Wachpersonal unbewaffnet, monierte das GAO. Ein Labor habe noch nicht einmal dieses. Ausgerechnet ein Subunternehmen, das noch nicht einmal vor Ort sei, sei für ein Hochsicherheitslabor zuständig. Werde Alarm ausgelöst, sei nicht sichergestellt, dass auch sofort Rettungsmannschaften und Unterstützung eintreffe. Überwachungskameras und Alarmsysteme seien ungenügend vernetzt und würde noch nicht einmal in Echtzeit überwacht, kritisierte das GAO. Bei einem der untersuchten Orte sei sogar der unmittelbare Zugang von außen möglich.

Unbeschreibliche Zustände fand das GAO bei einem der Labore. Gelegen mitten in der Stadt und überdies von jedermann zugänglich, biete es geradezu eine Einladung für mögliche Terroristen. Doch das äußerlich am besten gesicherte Labor nützt wenig, wenn bereits ein Blitzeinschlag die Luftschleusen ausschalten kann, wie im CDC geschehen. Daher sind die Kriterien der CDC fragwürdig. Auch gegen Anschläge durch Insider helfen Absperrgitter wenig. (Vgl. auch den - wenn auch umstrittenen Fall - der Anthraxbriefe: Anthrax-Fall weiter offen).