Ein russischer Militärkonvoi soll in der Ukraine teilweise vernichtet worden sein
Russland dementiert die Existenz des Konvois, in Kiew heißt es, am Nachmittag sei ein weiterer russischer Militärkonvoi über die Grenze gefahren
Gestern Abend sollen mehrere russische gepanzerte Militärfahrzeuge über die Grenze in die Ukraine eingedrungen sein. Dies hatten Journalisten berichtet, die den russischen Hilfskonvoi begleitet haben, der bei Rostow geparkt hatte (Showdown in der Ostukraine). Im Gespräch mit dem britischen Regierungschef Cameron habe der ukrainische Präsident Poroschenko am Nachmittag versichert, so eine Mitteilung des Präsidialamts, dass die Berichte glaubwürdig gewesen seien, "weil die Mehrheit der Fahrzeuge in der Nacht von der ukrainischen Artillerie vernichtet worden" sei. Einen Beweis lieferte er allerdings nicht dafür.
London hatte daraufhin den russischen Botschafter einberufen, um die Berichte über das Eindringen von Militärkonvois in die Ukrainer und die weitere Stationierung von Truppen an der Grenze zu klären. Später versicherte der Sprecher des Nationalen Verteidigungs- und Sicherheitsrat, Andriy Lysenko, dass der Militärkonvoi immer unter der Beobachtung der ukrainischen Streitkräfte gestanden habe, schließlich "angemessene Aktionen" erfolgt seien und ein "Teil des Konvois" nicht mehr existiere.
Das russische Verteidigungsministerium hat die Berichte über den Militärkonvoi als "Fantasie" zurückgewiesen. Es sei kein Konvoi am Freitagabend über die Grenze gefahren und sei dann zerstört worden.
Poroschenko hatte sich mit aus der Hand von Separatisten befreiten Soldaten getroffen und erklärt, dass die Ukraine gewinnen werde. Man habe zu kämpfen gelernt. Zudem stehe die ganze Welt jetzt hinter der Ukraine. Der Aggressor würde weiterhin zu provozieren versuchen: "Aber heute blieben sie praktisch allein in der Isolation zurück. Niemand unterstützt sie."
Inzwischen hat nach Auskunft ukrainischer Nachrichtenagenturen der ukrainische Hilfskonvoi die Region Lugansk erreicht. Es seien bereits erste Lieferungen an die von Separatisten befreiten Ortschaften erfolgt. Damit hat es Kiew immerhin geschafft, vor der russischen Hilfslieferung vor Ort zu sein. Das war der ukrainischen Regierung offenbar sehr wichtig. Der russische Hilfskonvoi, der nach Berichten von Reportern, die in Lastwagen hineinsehen durften, tatsächlich nur Hilfsgüter mit sich führen soll, steht noch vor der Grenze. Die ukrainische Grenzpolizei und der Zoll stünden bereit, so heißt es, hätten aber mit der Prüfung noch nicht begonnen, weil noch Papiere vom Roten Kreuz fehlten.
Der IRCR hat sich bereit erklärte, die ukrainische und die russische Hilfslieferung zu verteilen. Aber zuvor müssten sich die Ukraine und Russland über die Inspektionsprozeduren einigen und versichern, dass die Ladung nur für humanitäre Zwecke sei. Inwieweit möglicherweise die Ukraine die Abfertigung hinauszögert, geht daraus nicht hervor. Zudem erklärte das ICRC, dass für die Sicherheit seiner Mitarbeiter von den Kämpfenden gesorgt werden müsse.
Am Nachmittag soll eine weitere Kolonne an Militärfahrzeugen die Grenze in Richtung Lugansk überquert haben, berichtete der Sprecher des Nationalen Verteidigungs- und Sicherheitsrat, Andriy Lysenko. Da die Kolonne im von den Separatisten kontrollierten Gebiet gefahren sei, habe man sie nicht aus der Luft bombardiert. Lysenko versicherte, dass alles, was in die Ukraine hineingekommen ist, nicht wieder herauskommen wird.
Telegraph-Reporter Roland Oliphant und Steven Rosenberg von der BBC haben vor wenigen Stunden "Dutzende Militärfahrzeuge" in der Nähe der russischen Stadt Donezk in Richtung Grenze fahren gesehen.