Eine Grande Ecole de l'Internet

Jospin will das e-Frankreich voranbringen

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Mit aller Entschlossenheit will die französische Regierung das Land Internet-tauglich und zu einer "Wissensgesellschaft" machen. Letzter Coup oder symbolischer Akt: die Schaffung einer "grande école de l'internet", die Ministerpräsident Lionel Jospin gestern bekannt gegeben hat.

Die Schule soll ihre Tore in der Nähe von Marseille öffnen und als erste Universität speziell den "neuen Technologien der Information und Kommunikation" gewidmet sein. Durch die Lehre von deren Anwendungen soll dann auch ihr Gebrauch sich weiter verbreiten, hofft zumindest Jospin. Die angebotene Ausbildung soll nicht nur den "jüngsten Studenten", sondern auch denjenigen zugute kommen, die sich umschulen lassen und für die neuen Internetjobs ausbilden wollen.

Aber die "grande école" ist nur ein Fanal für das Vorhaben, überhaupt mehr Geld in die Forschung und Entwicklung von Internettechnologien zu stecken. Während die USA, so Jospin, fast 20 Prozent ihres Forschungsbudgets in die Informationstechnologien investieren, liege hier Frankreich noch weit zurück, da hier nur 5 Prozent in diese Zukunftstechnologien gesteckt werden: "Langfristig dürfen wir dieses Ungleichgewicht nicht beibehalten", beschwor Jospin. Noch dieses Jahr sollen daher die Gelder für die entsprechende Forschung für das Institut national de la recherche en informatique et en automatique (INRIA) und am Centre national de la recherche scientifique (CNRS) erhöht werden.

Die Ausbildung in den Schulen sei wichtig, um die Herausbildung einer digitalen Kluft zu verhindern. Bis zum Ende des Jahres sollen alle Gymnasien, bis zum Jahr 2001 alle Schulen des Landes einen Internetzugang besitzen. Ebenso wichtig aber seien kostenlose Zugänge. Bis zum Jahr 2001 soll es diese in 800 lokalen Behörden geben, in den nächsten Monaten bereits 600 kostenlose Internetzugänge für Jugendliche. NOch immer liege die Ausstattung der Franzosen mit PCs unter dem europäischen Durchschnitt - und auch das will man schnell verändern, schließlich bringen die neuen Technologien nicht nur das "Versprechen eines schnelleren Wirtschaftswachstums und von mehr Arbeitsplätzen" mit sich, sondern durch eine größere Internetnutzung könne auch die Demokratisierung gestärkt und erweitert werden.

Jospin hofft zudem, die anderen EU-Länder davon überzeugen zu können, "ohne Verzögerung" ein neues europäisches Forschungsprogramm zu starten: "MEDEA Plus". Hier sollen Forschungsgelder in Höhe von 8 Milliarden DM in den nächsten acht Jahren in die Entwicklung von Anwendungen für Bereiche fließen, in denen Europa führend sei: das Internet der nächsten Generation, die auf Smart Cards basierenden Sicherheitssysteme oder die mobile Kommunikation.