Eine Mark für Leo, denn Leo kann nicht zahlen...

Bürger helfen dem Medienzar: Spendensammlung für Leo Kirch

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So richtig lieb haben sie alle plötzlich den jahrelang geschimpften Papa Kirch. Bevor der böse Murdoch kommt, muss Kirch geholfen werden. Doch Geld allein macht nicht glücklich, dachte sich das berliner kuenstlerpaar lilian und doktorzuckerbrot.

"quelle: internet" lautet der interessante Copyrightvermerk für das Bild von Kirchs stumpf gewordenen Zähnen auf der Spendenwebsite

Wer kennt es nicht: "Die Kleinen hängt man - die Großen lässt man laufen." Wenn kleine Firmen pleite gehen, stört es normalerweise niemand. Großkonzerne werden dagegen vom Staat gestützt, damit eingespielte Machtverhältnisse nicht zusammenbrechen. Auch bei den Medien, die immer für eine Überraschung gut sind: Während sich die ARD mittlerweile alle verbliebenen Sympathien durch Misswirtschaft und Machthunger verscherzt, entdeckt nicht nur deren Chef Fritz Pleitgen plötzlich sein Herz für Papa Kirch, wogegen er ihn im Sommer noch mit Honecker verglich (Politik und Fernsehen: DDR im Himmel und GEZ fürs Internet): Ein Gegner, den man kennt, an den man sich im Laufe der Jahre gewöhnt hat und der einen auch zuverlässig mit dem Stoff beliefert, ohne den man nicht auskommt (Film- und Fußballrechte), den stützt man auch mal, wenn es ihm schlecht geht. So wie Franz-Josef Strauß einst tatsächlich seinen Erzfeind DDR mit Milliardenkrediten am Leben erhielt - denn gegen wen hätte er sonst noch schimpfen sollen?

Leo ist momentan tatsächlich etwas klamm (Leo Kirch - werden wir ihm bald nachtrauern?). Ihm fehlen ein paar Milliarden Euro - aktuell ist von mindestens 10 Milliarden Miesen die Rede -, und jetzt droht er damit, mangels Kapital zu kapitulieren und seinen Laden an den australischen Medienhai Rupert Murdoch zu verkaufen. Und wo sogar der Staat zu Hilfe eilt, um derartigen Frevel zu verhindern, will sich nun auch die kreative Künstlergemeinde nicht länger lumpen lassen und rief die Aktion "Spenden für Leo Kirch" ins Leben: Neben einem großen Spendencontainer in Berlin ("Hunde benutzen bitte den benachbarten Mast"), den es noch bis 14. März gibt, ist die Initiative auch per Post und im Internet (www.spendenfuerleokirch.de erreichbar. Aus den Spenden soll dann eine Ausstellung entstehen - und letztendlich soll diese Kirch bekommen.

Dabei wird nicht um Geldspenden gebeten - diese stehen bekanntlich nur notleidenden Politikern zu -, erbeten werden vielmehr praktisch verwendbare Dinge, die Leo weiter bringen wie ein paar abgetragene Schuhe, eigene Programmbeiträge wie ein überzähliges Video vom letzten Urlaub oder Tante Ernas Geburtstag, der letztjährige Karaoke-Selbstversuch oder als Krönung gar einige weiterbildende Bücher über BWL oder Medienwissenschaft ...