Eine Reform für gerechtere Strom-Netzentgelte kommt in Sicht

Windpark bei Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Bild: Rboesenberg / CC BY-SA 4.0

In Regionen mit vielen Solar- und Windparks sind die Strom-Netzentgelte oft besonders hoch. Um die Akzeptanz der Energiewende zu erhalten, ist eine Reform notwendig.

Die Strompreise für Haushaltskunden haben in den vergangenen Monaten eine Berg- und Talfahrt erlebt. Im Umfeld des Ukraine-Kriegs mussten die Stromlieferanten zeitweise hohe Einkaufspreise im Strom-Großhandel zahlen, die sie dann an ihre Kunden weitergeben wollten. Inzwischen haben sich die Preise im Strom-Großhandel einigermaßen normalisiert, und auch für wechselbereite Haushaltskunden gibt es bei vielen Lieferanten wieder vertretbare Angebote.

Beim Blick auf rasant steigende und dann allmählich sinkende Strompreise geriet etwas aus dem Blick, dass ein wesentlicher Bestandteil der Strompreise schon in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen ist: Das sind die Netzentgelte, die Betreiber von Verteilnetzen dafür kassieren, dass Strom durch ihre Leitungen von den Lieferanten zu den Kunden fließt.

Dem Vergleichsportal Verivox zufolge machen die Netzentgelte etwa 22 Prozent des Strompreises für Haushalte aus. Im Bundesdurchschnitt seien sie in den letzten fünf Jahren um 28 Prozent gestiegen, schrieb das Portal. Besonders stark war demnach der Anstieg in Hamburg, Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein.

Wie hoch die Netzentgelte in einem Verteilnetz sind und wie stark sie steigen, hängt von den Kosten ab, die für Betrieb und Ausbau des Verteilnetzes anfallen. Auch die Kosten für vorgelagerte Netze fließen hier mit ein. Das alles wird von den jeweils zuständigen Regulierungsbehörden geprüft und genehmigt.

Erneuerbare Energien treiben Netzentgelte

Ein wesentlicher Kostentreiber bei den Netzentgelten war in den vergangenen Jahren der Ausbau erneuerbarer Energien. Um große Solar- und Windparks ans Netz anschließen und den dort erzeugten Strom transportieren zu können, mussten die Verteilnetz-Betreiber neue Leitungen und Umspannwerke bauen.

Die Kosten dafür legten sie auf ihre Netzentgelte um, die in den Strompreis einfließen und so von den Kundinnen und Kunden im Netzgebiet bezahlt werden. Diese Finanzierungsmethode erwies sich als ungünstig für dünn besiedelte Regionen mit wenig Industrieunternehmen, in denen viele Wind- und Solarparks gebaut wurden.

Hier müssen relativ hohe Netzkosten auf relativ wenig Stromverbrauch verteilt werden. Das trägt wesentlich zu hohen Netzentgelten in diesen Regionen bei. Davon betroffen sind vor allem die Ökostrom-Ausbauländer Schleswig-Holstein, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Hier sind die Netzentgelte für Haushaltskunden im bundesweiten Vergleich besonders hoch.

Verivox hat diese Unterschiede kürzlich einmal auf einen Drei-Personen-Haushalt umgerechnet, der in einem Jahr 4.000 Kilowattstunden Strom verbraucht. In Schleswig-Holstein würde er dafür durchschnittlich Netzentgelte von 480 Euro netto zahlen. In Brandenburg wären es 477 Euro und in Mecklenburg-Vorpommern 449 Euro.

Die niedrigsten Netzentgelte zahlt ein solcher Modell-Haushalt in Bremen mit 254 Euro, in Baden-Württemberg mit 321 Euro und in Bayern mit 323 Euro.