Eingenähte Euros, externe Festplatten und Hanfpflanzen

Was in und um Osama bin Ladens Safe House alles gefunden wurde

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Da das Publikumsinteresse auch Tage nach dem Tod Osama bin Ladens immer noch anhält, berichten Medien nun darüber, was man angeblich im und um den Nachlass des Terrorscheichs fand: Am potenziell interessantesten scheinen dabei die 5 Computer, 12 Festplatten und zahlreichen optischen Medien, auf denen man neben beruflichen Daten möglicherweise auch Unbekanntes über die Freizeitvorlieben des Fußballfans finden wird.

Allerdings ist bisher noch nichts Konkretes über den Inhalt dieser Datenträger nach Außen gedrungen, weshalb derzeit eher andere Fundstücke Raum für Spekulationen bieten: CNN etwa will von einer "Quelle aus dem Kongress" erfahren haben, dass der Salafist in seinen Kleidern 500 Euro und zwei Telefonnummern eingenäht hatte und die New York Daily News berichtet von Hanfpflanzungen in der Nähe des Anwesens.

War bin Laden also Marihuanaraucher und erklärt das die großen Mengen von Pepsi und Essen, die anderen Medienberichten nach in das Anwesen geliefert wurden? Das ist aus mehreren Gründen unwahrscheinlich: Die Pflanzen befinden sich nicht innerhalb, sondern außerhalb des Geländes und ein Vor-Ort-Reporter des britischen Telegraph schildert sie als offenbar wild wachsend, was in dieser Gegend keineswegs ungewöhnlich ist.

Hinzu kommt, dass Wahhabiten die Verse 90 und 91 der fünften Sure des Koran, in denen es heißt, dass "Wein […] ein Gräuel [und] ein Werk Satans" sei und dass man ihn meiden solle, wenn man Erfolg haben will, so ausgelegen, dass damit alles verboten ist, was in irgendeiner Weise berauscht. In Saudi-Arabien wird deshalb der Handel mit solchen Substanzen sogar mit Enthauptung bedroht. Andere Glaubensrichtungen verweisen dagegen auf das in Vers 87 der Sure 5 geäußerte Verbot, den von Mohammed als nicht erlaubt erklärten Dingen neue hinzuzufügen, und stufen lediglich Alkohol als "haram" ein, während wieder andere ausschließlich im unmäßigen Genuss eine wenig gottgefällige Handlung sehen.

Obwohl noch kaum Konkretes darüber bekannt ist, wie die USA bin Laden auf die Spur kamen, flammte unmittelbar nach dessen Erschießung auch eine erneute Debatte um die Legitimität von Folter wieder auf: John Yoo, der Autor des Folter-Memos der Bush-Administration, schrieb im Wall Street Journal, dass die in den Nuller Jahren eingeführten Ab- und Verhörmethoden entscheidende Hinweise zum Verbleib des Saudis geliefert hätten und Jose Rodriguez, der von 2002 bis 2005 dem Anti-Terrorismus-Zentrum der CIA vorstand, sprach gegenüber dem Time Magazine von "Schlüsselinformationen", die man auf diese Weise ermittelt habe.

Auch der ehemalige Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hob auf Fox News die angeblich wichtige Rolle hervor, die Waterbording bei der Informationsgewinnung zu al-Quaida gespielt habe. Allerdings hatte Rumsfeld noch am Sonntag zugeben müssen, dass die US-Regierung bis 2007 nicht einmal den richtigen Namen von bin Ladens Fluchthelfer Shaikh Abu Ahmed kannte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bush bereits die Insassen der Geheimgefängnisse im Ausland nach Guantanamo überstellt und die Praxis des Waterboarding wieder aufgegeben.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.