Einrichtungsbezogene Impfpflicht verschärft Pflegenotstand
Seite 3: Sinnloses Unterfangen
Im Vergleichszeitraum von Dezember 2019 bis Mitte März 2020 waren es laut BA-Sprecher Christian Ludwig lediglich "rund 74.000" und damit 44.000 weniger als heute. Und während damals 21.000 Pflegekräfte auf Jobsuche waren, sind es heute 41.000. Zwar könne über einen kausalen Zusammenhang mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht "nur spekuliert werden", beschied Ludwig am Dienstag, "er liegt aber nahe".
Die Sinnhaftigkeit einer Impfpflicht mit auf mRNA- und Vektortechnologien basierenden Vakzinen, die dauerhaft weder eine Ansteckung mit Corona noch eine Weitergabe des Virus verhindern, soll hier nicht das Thema sein. Unbestritten sind es aber diese Defizite, die die massiven Vorbehalte gegen das Instrument gerade bei im Gesundheitsbereich Tätigen begründen – neben den nicht aus der Luft gegriffenen Sorgen vor Impfnebenwirkungen und -komplikationen. So ist dann auch davon auszugehen, dass die sich häufenden Medienberichte über Impfschäden mindestens eine Rolle beim jüngsten Scheitern der allgemeinen Impfpflicht im Bundestag gespielt haben.
Die Frage stellt sich seither umso dringlicher: Warum müssen sich ein paar wenige Berufsgruppen weiterhin zwangsweise den Gefahren einer medizinischen Behandlung aussetzen, während die große Bevölkerungsmehrheit sich dieser in freier Entscheidung entziehen kann? Dies dazu bei einer Impfung, die den erklärten Zweck, die sogenannten Vulnerablen, also Menschen mit Vorerkrankungen und höherem Alter, zu schützen, nicht leistet. Wenn überdies das Risiko besteht (und sich der Trend überdeutlich abzeichnet), dass Mediziner und Pflegepersonal in nennenswerter Zahl aus dem Beruf ausscheiden, sich der Pflegenotstand damit zuspitzt und mithin die Versorgung sämtlicher Patientengruppen demnächst nicht mehr zu gewährleisten ist, dann kann und darf es nur einen Ausweg geben: die einrichtungsbezogene Impfpflicht muss gekippt werden.
Von den Briten lernen
Vielleicht hilft den Ampelparteien ein Blick über den Ärmelkanal auf die Sprünge. Die Rückwärtsrolle der britischen Regierung erfolgte auch unter dem Eindruck einer schon Anfang November 2021 in Kraft gesetzten Impfpflicht für Pflegerinnen und Pfleger in Alten- und Behinderteneinrichtungen. In der Folge gingen dem System schätzungsweise Zehntausende Beschäftigte verloren.
Das führte laut Berufsverbänden zu einer "immensen Arbeitsverdichtung" für die verbliebenen Kräfte sowie zur "seit Jahrzehnten massivsten Versorgungskrise im Pflegebereich". Und obwohl die Impfpflicht auch für das Heimpersonal mit Stichtag 15. März ausgelaufen ist, würden sehr viele ihrem früheren Berufsfeld für immer fernbleiben wollen.
Telepolis hat das Bundesgesundheitsministerium am Montag um eine Stellungnahme zu den BA-Zahlen gebeten. Keine Antwort ist manchmal auch ein Statement.
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