Eliten-Jobs: Ostdeutsche weiterhin massiv unterrepräsentiert

Seite 3: Konsequenzen der Unterrepräsentation

Folge dieser Unterrepräsentation ist das in gewisser Hinsicht objektiv gerechtfertigte und weit verbreitete Gefühl der Ausgrenzung in den neuen Bundesländern. Oschmann erklärt in einem Interview mit der Welt:

Dem Osten wird vorgeworfen, er würde die Gesellschaft spalten. Aber er wird aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Nicht der Osten spaltet die Gesellschaft, sondern der Westen, indem er den Osten zum Fremden macht.

Dirk Oschmann, Die Welt

Gedanklich schließt er in seinem Buch an:

Dementsprechend kann sich der Osten nur verhöhnt vorkommen, wenn in Sonntagsreden und zu anderen Anlässen von Diversität, Diversifizierung, Integration, Inklusion gesprochen wird, weil er niemals mitgemeint ist.

Ausgrenzung durch eine massive Unterrepräsentation eines bedeutenden Teils der Gesellschaft wirft natürlich grundlegende Fragen für das Funktionieren der Demokratie auf.

Eine zentrale Frage aus Oschmanns Streitschrift lautet daher:

"Auf welche Weise soll der Osten Vertrauen in Institutionen entwickeln, die er nicht mitgestalten, geschweige denn leiten darf?"

Notwendige Änderung

Angesichts der deutlichen Unterrepräsentation der Ostdeutschen in Führungspositionen hat die Bundesregierung Anfang des Jahres Besserung gelobt. Carsten Schneider, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, (SPD) versprach:

Die ungleiche Repräsentation von Ostdeutschen in den Führungspositionen der Bundesverwaltung ist mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung nicht mehr akzeptabel. Das große Potential und die vielschichtigen Erfahrungen der Ostdeutschen sind bei der Gestaltung der Transformation unverzichtbar.

Es geht aber nicht nur um Politik und Verwaltung. Gerade auch Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Justiz und Medien sind hier gefordert, mehr Ostdeutschen die Türen in den Führungsetagen zu öffnen – und so ihren Beitrag für eine faire Teilhabe zu leisten. Das ist entscheidend für den Zusammenhalt der Gesellschaft und die Stabilität unserer Demokratie.

Carsten Schneider, Regierungsbeauftragter für Ostdeutschland

In der Tat. Mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung wäre es mehr als an der Zeit, auch die Gleichberechtigung Ostdeutscher endlich auf die Tagesordnung zu setzen und die bundesdeutschen Regierungen unterschiedlicher politischer Couleur müssen sich die Frage gefallen lassen, warum eine Generation nach dem Mauerfall offenbar immer noch nicht "zusammenwächst, was zusammengehört".

Die Angleichung der Repräsentation ist jedoch nur ein Phänomen eines größeren Problems, das Oschmann auf einen Punkt zu bringen versucht:

Wenn in Deutschland über "Westen" und "Osten" nicht grundlegend anders geredet wird, vor allem, aber wenn die seit über 30 Jahren bestehenden systematischen Ächtungen und radikalen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Benachteiligungen des Ostens nicht aufhören, hat dieses Land keine Aussicht auf längerfristige gesellschaftliche Stabilität.