Es möge nützen!

Endlich: Ein Glas, das nie leer wird - weil es weiß, wann Zeit zum Nachschenken ist und auch gleich den Ober ruft

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Das Glas der Zukunft: Es wurde vom nordamerikanischen Arm der Mitsubishi Electric Company entwickelt. Es heißt iGlassware und sieht aus, als könne es kein Wässerchen trüben. Das tut es auch nicht, aber das Glas der Zukunft ist intelligent: Es weiß, wenn es Zeit wird für Ihren nächsten Drink und es kann besser bestellen als Sie, weil es wie durch Telepathie mit dem Ober verbunden ist.

Unterseite des "iGlassware"

Telepolis-Leser werden, vor allem wenn sie Journalisten sind, diese Worte mit Vorsicht lesen. Nicht lang ist es her, da "berichtete" Ernst Corinth mit ein paar erfundenen Ergänzungen über die Disziplin des Handy-Weitwurfs (vgl. Handy-Weitwurf wird immer populärer). Die Glosse verwirrte unüberlegte Kollegen und schlug hohe Wellen (Mobile Phone Throwing Association). Und nun, ein Sturm im Bierglas? Nein, lieber Leser, diesmal sieht es nicht nach einer Glosse aus (siehe Rubrik: Container). Das intelligente Glas hat sich offenbar als ernst zunehmendes Projekt qualifiziert, wenn man eine 8-seitige PDF-Datei mit technischen Details auf einer Mitsubishi-Webseite als Bürgen durchgehen lässt. Außerdem: Die Wissenschaft hat schon mit verrückteren Ideen gespielt.

Allein der Name klingt seriös und nach einer Menge knochentrockener Arbeit: "Wireless Liquid Level Sensing for Restaurant Applications". Dank Liquid Level Sensing, der Flüssigkeitsstandmessung, einer weit verbreiteten Kunst, die u.a. auch in der Raumfahrt Anwendung findet, erfährt das Gefäß, wenn es mit seinem Inhalt zur Neige geht. Das klingt einfach, jedoch mussten die Forscher berücksichtigen, dass ein Trinkglas gewisse ästhetische Anforderungen erfüllen muss, die bei industriellen Anwendungen weniger wichtig sind. Wer setzt schon gerne einen von Drähten und Mechanik eingezäunten Humpen an den Mund? Und wer möchte ihn abwaschen?

Display

Statt der Flüssigkeit eine Einheit wie Gewicht zu messen, wäre auch schwierig geworden. Denn woher wüsste das Glas, dass es eigentlich leer ist, wenn es noch so schwere Reste wie Eiswürfel, Orangenschalen oder Holzschirmchen in seinem Bauch hätte? Das Gefäß muss außerdem eine Stromquelle haben und Daten übertragen können; beides wurde gelöst durch Radio Frequency Identification (RFID). Eine in den Tisch eingebettete Spule versorgt die Gläser mit Energie und macht den Datenaustausch möglich.

Bilder: MERL

Der nun entwickelte Prototyp kommt also mit einem Standardprozessor und einigen passiven Komponenten aus, was unser Glas auch noch preiswert macht. Ob das begabte Behältnis allerdings gegen philosophische Fragen wie "Bin ich halb voll oder bin ich halb leer?" gefeit ist, wird sich erst im Laufe der Zeit herausstellen.