Europäisch-russischer Marsianer
- Europäisch-russischer Marsianer
- Mars - Planet des Lebens?
- ExoMars-Mission hat heikle Startphase überstanden
- Missionsverlauf und Rover in spe
- ExoMars 2019/2020
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Die zweiteilige astrobiologische ExoMars-Mission meisterte mit dem gestrigen erfolgreichen Start die erste von vielen Hürden, zelebriert ihren Höhepunkt aber erst in drei Jahren
Mit dem Start der ExoMars-Mission brechen die Europäische Raumfahrtagentur ESA und das russische Pendant Roskosmos zu neuen interplanetaren Ufern des Wissens auf. Das langfristige primäre Ziel des ambitionierten Programms, das seinen Höhepunkt 2019/20 erreicht, ist die Suche nach direkten Hinweisen auf vergangenes oder/und gegenwärtiges mikrobielles Leben auf dem Mars. Der Weg zum Nachbarplaneten ist aber noch lang und beschwerlich. Die erste Phase von zwei Etappen hat erst begonnen. Schiaparelli soll dem mobilen Bodenlabor von ExoMars den Weg ebnen. Bis der ExoMars-Rover jedoch zum ersten europäischen (technischen) Marsianer avanciert, werden auf dem Roten Planeten noch viele SOL-Tage durch das karge Wüstenland ziehen.
Was genau geschah am 25. Dezember 2003, als der kleine Landeroboter Beagle 2 der Mars-Express-Mission um 3.42 Uhr MESZ nach fünftägigen ballistischen Flug mit einer Geschwindigkeit von 31.000 Kilometer in der Stunde in die Marsatmosphäre eintauchte?
Verschollen für elf Jahre
Was passierte in der kritischen zehnminütigen Landephase? Versagte der Hitzeschild, der vor der enormen Reibungshitze schützen sollte oder öffnete sich der zehn Meter große Hauptfallschirm nicht wie vorgesehen? Oder entfalteten sich kurz vor dem Aufprall in 250 Meter Höhe die drei großen mit Ammoniak gefüllten Airbags nicht wunschgemäß, die Beagle 2 vor dem harten Aufprall auf den Marsboden schützen sollten? Warum meldete sich der kleine Lander nicht mehr?
Elf Jahre lang setzten sich die Projektwissenschaftler und Ingenieure mit diesen quälenden Fragen auseinander, bis sie Anfang 2015 völlig überrascht eine Antwort erhielten, als der Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) die Marsoberfläche in bis dahin nicht gekannter Höchstauflösung fotografierte. Zur Freude der damals beteiligten Teams zeigten die Bilder der NASA-Sonde, dass der verschollene kleine ESA-Roboter nicht - wie von vielen zuvor vermutet - abgestürzt, sondern die Landung in der vorgesehenen Marsregion äußerlich offenbar unbeschadet überstanden hatte.
Nur ein kleines wichtiges Detail störte das Bild: Die für die Energieversorgung elementar wichtige Solarzellenpaneele waren nur zum Teil entfaltet, mit der Folge, dass nicht genug Strom generiert werden konnte, um die Instrumente des Landers in Betrieb zu nehmen, hierunter auch das Kommunikationssystem mitsamt Antenne.
Verpasste Chancen
Eigentlich hätte Beagle 2 auf der Marsoberfläche ein wahres Mammutprogramm absolvieren sollen. Neben der Gewinnung von wertvollen neuen Daten zur Geologie, Mineralogie und Marsatmosphäre sollte die Sonde vor allem mit dem Probennehmer PLUTO (Planetary Underground Tool nach Spuren von ehemaligem marsianen Leben suchen.
Sollte es auf dem Mars, der nur halb so groß ist wie die Erde, in der Vergangenheit einmal Leben gegeben haben, müsste dieses chemische Spuren im Marsgestein oder im Bodenmaterial hinterlassen haben - entweder in Form von Zerfallsprodukten oder bestimmten Verhältnissen der Kohlenstoffisotope. Doch der Miniroboter, der Proben des sand- und staubähnlichen Bodenmaterials aus bis zu anderthalb Metern Tiefe aufnehmen und dabei gezielt nach 12 C-Isotopen Ausschau schauen sollte, konnte seine Leistungsfähigkeit niemals unter Beweis stellen.
Wie schwierig der Nachweis von Mikroorganismen auf dem Mars ist, zeigte sich bereits bei der Viking-Expedition. Denn auch die vor 40 Jahren auf dem Roten Planeten gestrandeten NASA-Roboter Viking 1 und 2 fanden keine eindeutigen Hinweise auf lebende Organismen im Marsboden. Als die beiden Sonden seinerzeit Nährstoffe und Wasser auf den Marsboden träufelten, um eine Gasentstehung zu provozieren, die etwaige Organismen verraten hätte, registrierten die NASA-Wissenschaftler nur für kurze Zeit eine Gasentwicklung. Weil aber die anderen wissenschaftlichen Bordinstrumente nicht den geringsten Hinweis auf Spuren organischer Materialien detektierten, konnten die Exobiologen mit keiner Erfolgsmeldung aufwarten.