Europäische Solarindustrie gegen Strafzölle auf chinesische Solarmodule
Chinesische Solarmodule sind billiger als Produkte aus Europa. Mit Importzöllen lässt sich das nicht ändern. Deshalb wehren sich die europäischen Hersteller gegen die Pläne der EU.
Die EU-Kommission wirkt hilflos: Sie will die europäischen Hersteller von Solaranlagen schützen, weiß aber nicht so recht wie. Erst vor fünf Jahren hatte sie Strafzölle auf billige Solarmodule aus China abgeschafft – nun prüft sie erneut Maßnahmen, um der übermächtigen Konkurrenz Einhalt zu gebieten.
Europäische Unternehmen sind von den Plänen der EU-Kommission wenig begeistert. Viele von ihnen sind auf Teile oder ganze Module aus China angewiesen. Importzölle erhöhen aber deren Preise, was sich letztlich negativ auf ihre Auftragslage, aber auch auf die Energiewende auswirken kann.
"Zölle sind keine gute Antwort auf die aktuellen Herausforderungen der europäischen Solarindustrie", sagte kürzlich Gunter Erfurt, Geschäftsführer des Schweizer Solarzellenherstellers Meyer Burger und Vorstandsmitglied des Branchenverbandes SolarPower Europe.
Laut Euractiv erklärte er weiter: "Anstatt die gesamte Branche durch Zölle zu sanktionieren, müssen wir Anreize für Solaranlagen schaffen, die aus einer soliden europäischen Solarproduktion stammen". Auf diese Weise könne die Nutzung der Solarenergie ungestört weitergehen und die europäische Solarproduktion stetig wachsen.
Vertreter der Solarindustrie, die sich am Donnerstag in Madrid trafen, sehen die Lage zum Teil deutlich pessimistischer. "Man kann nicht in Europa produzieren", sagte etwa Gonzalo de la Vina, der beim Unternehmen Trina Solar für die Regionen Europa, Naher Osten und Afrika zuständig ist.
Das Unternehmen hat Produktionsstätten in China, Vietnam und Thailand, aber nicht in Europa, berichtet Reuters. Es plant, mehr als 200 Millionen US-Dollar in den Bau einer Photovoltaik-Fabrik in Texas zu investieren, seiner ersten in der nördlichen Hemisphäre.
In China können Solarmodule zu zwei Dritteln der Kosten hergestellt werden, die in Europa anfallen. Ein Grund dafür sind die höheren Energiepreise. Im vergangenen Jahr mussten Industriekunden in Europa etwa doppelt so viel für Strom bezahlen wie in China. Hinzu kämen die höheren Arbeitskosten, betonten Branchenvertreter in Madrid. Außerdem fehle es in Europa an wettbewerbsfähigen Lieferketten.
Man dürfe den Fokus nicht nur auf China legen, sagte Christopher Atassi von Gonvarri Solar Steel, Teil eines spanischen Industrieunternehmens mit Fabriken in der ganzen Welt. Auch gegenüber den USA müsse Europa aufholen. Denn der Inflation Reduction Act bedeute, dass "das US-Modell Europa fünf zu null schlägt".
Der Markt ist bereits durch ein Überangebot gekennzeichnet, weshalb die Preise in letzter Zeit deutlich gesunken sind. Nachteilig für Europa ist, dass sich die meisten Produktionskapazitäten in China befinden. Die Solarindustrie in Europa unter diesen Bedingungen wachsen zu lassen, ist eine große Herausforderung.
Erschwerend kommt die Förderpolitik in den USA hinzu. So gewährt die US-Regierung Steuergutschriften in Höhe von 30 Prozent der Kosten für den Bau oder die Modernisierung von Fabriken, die Komponenten für erneuerbare Energien herstellen.
Dies hat unter anderem dazu geführt, dass auch Meyer Burger seine Ausbaupläne für ein deutsches Werk zurückgezogen hat. Stattdessen will das Unternehmen eine Fabrik in Colorado bauen. "Wir bekommen 1,4 Milliarden US-Dollar IRA-Geld für diese Fabrik", hatte Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt im August gesagt.
Dass europäischen Kunden ein Anreiz gegeben werden solle, dass sie ihre Solaranlagen von europäischen Herstellern kaufen, wurde in Madrid hervorgehoben. Wie solche Anreize aussehen könnten, bleibt offen.
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