Ex-HP-Chefin und schwarzer Neurochirurg wollen US-Präsident werden
Carly Fiorina und Ben Carson treten bei den republikanischen Vorwahlen an
Während sich für die Vorwahlen der Demokratischen Partei bislang nur Hillary Clinton und der unabhängige Senator Bernie Sanders gemeldet haben, gibt es bei den Republikanern acht Monate vor Beginn der Primaries und Caucuses bereits fünf Bewerber. Nach dem Tea-Party-Texaner Ted Cruz, dem libertär beeinflussten Rand Paul und dem Floridakubaner Marco Rubio gaben Carly Fiorina und Ben Carson ihre Teilnahme an den Vorausscheidungen offiziell bekannt.
Carson ist Neurochirurg, schwarz und kam - ebenso wie die drei Bewerber, die sich vor ihm meldeten - im Windschatten der Tea-Party-Bewegung in eine Position, die ihm ein halbwegs aussichtsreiches Antreten erlaubt. Der Spitzenmediziner aus sehr einfachen Verhältnissen fordert eine Flat Tax und ein Ende des Obamacare-Krankenversicherungssystems. Anders als andere Obamacare-Gegner hält er aber auch profitorientierte Krankenversicherungen für einen Systemfehler und plädiert stattdessen für persönliche Gesundheitssparkonten, die staatlich gefördert werden. Dass Schwule heiraten, ändert für den Adventisten nichts an der Definition der Ehe als Bund von Mann und Frau. Die "Politische Korrektheit", gegen die er damit verstößt, ist für ihn eine Gefahr für die Redefreiheit.
Carly Fiorina hat dagegen nichts mit der Tea Party am Hut, sondern ist eine Big-Business-Republikanerin. Von 1999 bis 2005 war sie Chefin des IT-Konzerns Hewlett Packard, wo sie die Techniker und Ingenieure entmachtete und über 15.000 der damals 85.000 Mitarbeiter freisetzte. Als sie selbst entlassen wurde, "tanzten die Leute wortwörtlich in ihren Büros", erzählte eine Angestellte aus der Geschäftskundenabteilung damals Technology Review.
Darauf, dass sie antreten will, deuteten bereits Äußerungen der letzten Wochen und Monate hin. Anlässlich der Enthüllungen über ausländische Spenden an die Clinton Foundation, die in den USA gerade das große Thema sind, wies auf den Widerspruch hin, dass Clinton in der Öffentlichkeit die Benachteiligung von Frauen beklagt, aber für ihre Stiftung Geld von arabischen Regimes nimmt, in denen Frauen sehr viel weniger Rechte haben als anderswo auf der Welt. Ihre politischen Forderungen sind bis jetzt ausgesprochen vage und so formuliert, dass sie möglichst wenig Wähler abschrecken: Steuersystem vereinfachen, Regierung modernisieren, kleine Unternehmen entlasten.
Fiorinas Alleinstellungsmal der Tea-Party-Ferne könnte jedoch bald keines mehr sein - nämlich dann, wenn Jeb Bush offiziell seine Teilnahme an den Vorwahlen verkündet (was praktisch die gesamte amerikanische Medienlandschaft fest erwartet): Der ehemalige Gouverneur von Florida und Sohn des Ex-Präsidenten George Bush senior, gilt als erste Wahl des republikanischen Establishments. Er ist nicht nur wohlbegütert, sondern auch ausgesprochen gut vernetzt und finanziell ausgezeichnet für einen langen und teuren Wahlkampf gerüstet. Schaden könnten ihm Erinnerungen an seinen Bruder George Bush junior, der nach acht Jahren Amtszeit ein außen- und finanzpolitisches Chaos hinterließ.
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