Extremwetter: Wie die Naturgewalt unsere Kultur und den Wohlstand gefährdet
Vollgelaufene Keller, gesperrte Bahnstrecken, Rettungseinsätze in letzter Minute: Unwetterkatastrophen werden häufiger. Was Sie zur Vorsorge tun können.
Extremwetterereignisse werden immer "normaler": An diesem Wochenende wurden bereits mehrere Bundesländer von Starkregen heimgesucht, während der Deutsche Wetterdienst (DWD) für die kommende Woche in Teilen Deutschlands wieder heißes Sommerwetter mit Temperaturen von mehr als 30 Grad prognostizierte.
Berlin: Starkregen-Schäden an Wohnungen und Schaubühne
In der Bundeshauptstadt wurde in der Nacht zum Sonntag unter anderem der Keller der Schaubühne durch Starkregen beschädigt, bis zu 20 Zentimeter Wasser standen dort nach Angaben der Berliner Feuerwehr zeitweise auf einer Fläche von 600 Quadratmetern.
In einem Wohnhaus im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf seien 27 Wohnungen geräumt und unbewohnbar worden, da über ein kaputtes Dach Wasser in das Gebäude gelaufen sei.
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Auch in Hamburg wurden Straßen und Keller überflutet, die Feuerwehr musste dort in der Nacht zum Sonntag fast 60 Mal ausrücken.
Bayern: Bahnstrecke nach Unwetter gesperrt
In Bayern stürzten bei Starkregen und Sturmböen sind in der Nacht zum Sonntag mehrere Bäume um – eine Bahnstrecke im Landkreis Regensburg musste deshalb zeitweise gesperrt werden. Betroffen waren die Regionalbahnen RE2 und der RE40.
Die wegen eines umgefallenen Baumes gesperrte Strecke bei Regenstauf wurde nach Angaben der Deutschen Bahn nach knapp drei Stunden wieder freigegeben.
NRW: Frau vor Wassermassen gerettet, Keller leergepumpt
Im nordrhein-westfälischen Wesseling hatte die Feuerwehr am Samstagabend gerade eine Frau gerettet, die mit ihrem Auto in einer Unterführung steckengeblieben war, nachdem sie die Höhe der Wassermassen unterschätzt hatte.
In der mittelgroßen Stadt im Rhein-Erft-Kreis mussten laut einem Bericht des Westdeutschen Rundsfunks (WDR) rund einhundert Feuerwehrkräfte vollgelaufene Keller und Unterführungen leerpumpen. Zahlreiche Straßen wurden gesperrt.
Verhalten bei Hochwasser-Gefahr: Auto im Zweifel stehen lassen
Um Gefahrensituationen wie die der geretteten Autofahrerin zu vermeiden, rät das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, grundsätzlich nicht durch überflutete Straßen zu fahren, falls es nicht möglich ist, das Auto rechtzeitig in Sicherheit zu bringen: "Der Katalysator mit einer Betriebstemperatur von 700 Grad Celsius zerspringt bei plötzlicher Abkühlung durch Wasser." Der Rat lautet daher: "Lassen Sie Ihr Fahrzeug abschleppen, wenn es bis über die Räder im Wasser steht."
Keller und Tiefgaragen könnten zur tödlichen Falle werden; in gefährdeten Räumen sollte vor allem elektrische Geräte und Heizungen abgeschaltet werden. "Denken Sie an die Stromschlaggefahr. Schalten Sie den Strom gegebenenfalls komplett aus (Sicherung raus)."
Warum Starkregenereignisse häufiger werden
Dass Starkregenereignisse mit steigenden Temperaturen häufiger werden, haben Klimamodelle schon vor mehr als 30 Jahren vorhergesagt:
Das ist eine Folge der Physik: Pro Grad Erwärmung kann die Luft sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen und dann auch abregnen. Weil mehr Wasser an starken Regentagen fällt, bleibt weniger für den Rest der Zeit. Denn der Wasserdampfnachschub durch Verdunstung nimmt nur um zwei bis drei Prozent pro Grad Erwärmung zu und kann daher die Zunahme um sieben Prozent pro Grad nicht ausgleichen.
Prof. Dr. Stefan Rahmstorf, Klimatologe
Versicherungsschutz gegen Hochwasser ausbaufähig
Eigenheimbesitzer in gefährdeten Gebieten sind zum Teil noch unzureichend gegen die Folgen versichert. Eine einfache Hausratsversicherung deckt Gebäudeschäden durch Überschwemmungen nicht ab, die einfache Wohngebäudeversicherung ebenfalls nicht.
Das Ratgeberportal Das Haus empfiehlt daher in Risikogebieten eine Elementarschadenversicherung, die greift, wenn "bestimmte Naturgewalten Schäden am Haus oder Hausrat verursacht haben". Gemeint sind in diesem Fall auch Wasserschäden durch Starkregenereignisse und Überschwemmungen.
Wertvolle Gegenstände und Erinnerungsstücke sollten zudem nicht in Keller oder Erdgeschoss aufbewahrt werden. Seit der Flutkatastrophe im Ahrtal wird bereits über eine verpflichtende Elementarschadenversicherung diskutiert.