FBI-Zentrum zum Schutz der Infrastruktur beginnt mit der Arbeit
Und das FBI begeht den neunzigsten Geburtstag
Zugleich mit der Feier zum neunzigjährigen Bestehen des FBI wurde von Janet Reno das neue, im Februar gegründete Strategic Information and Operations Center eingeweiht, das im Hauptgebäude in Washington angesiedelt ist.
Nachdem die Supermacht USA in den 90er Jahren erstmals im eigenen Land wirklich terroristischen Anschlägen ausgesetzt war und auch die Möglichkeit von Angriffen mit biologischen oder digitalen Waffen durch kleine Gruppen oder Einzelne stärker in Betracht gezogen wurde, kulminierten die neuen Strategieorientierungen im Vorhaben, die Sicherheitskräfte stärker auf die Abwehr des Terrorismus und den Schutz der kritischen Infrastruktur auszurichten. Und weil die Infrastruktur auch den zivilen Bereich mit einschließt, geht es in der Sicherheitsstrategie für das nächste Jahrhundert vor allem, wie Michael Vatis, Leiter des Zentrums, zur Begrüßung auf der Website sagt, um die "Partnerschaft zwischen der Regierung und der privaten Industrie" im Informationszeitalter, die hier vorangetrieben werden soll. Im Zentrum arbeiten denn neben FBI-Mitarbeitern Vertreter von anderen Sicherheitsbehörden und staatlichen sowie regionalen Behörden auch Repräsentanten der Privatwirtschaft.
Gegenüber den neuen Bedrohungen von allem und jedem müssen nicht nur alle Sicherheitskräfte und Behörden stärker zusammenarbeiten, sondern sei es auch notwendig, den zivilen und privatwirtschaftlichen Bereich in die Abwehrmaßnahmen zu integrieren. Mit dem neuen Feind, der überall lauern kann, läßt sich womöglich die nach dem Kalten Krieg auseinandertreibende Nation und die durch den globalen Markt sich auflösende nationale Wirtschaft wieder vereinen: "Weil so viele wichtigen Komponenten unserer Gesellschaft", so Bill Clinton, "von der Privatwirtschaft betrieben werden, müssen wir eine wirkliche Partnerschaft zwischen den politischen und privatwirtschaftlichen Kräften schaffen, um Amerika im 21. Jahrhundert zu schützen. Zusammen können wir die Schwächen, die man in allen wichtigen Sektoren zum Angriff ausnützen kann, finden und abbauen."
So also rückt man in einer Zeit zusammen, in der man "Informationen mit einem Druck auf eine Maus oder einen Knopf über die Erdkugel schicken" kann, die aber auch "Kriminellen, Terroristen und feindlichen Nationalstaaten noch nie vorhandene Möglichkeiten bietet, die Geld oder Daten stehlen, in private Aufzeichnungen eindringen, Industriespionage ausführen, eine lebenswichtige Infrastruktur lahmlegen oder in einen Informationskrieg eintreten wollen" (Michael Vatis). Zur Infrastruktur gehören interessanterweise nicht mehr Verkehrswege auf dem Land, im Wasser oder in der Luft, sondern die Telekommunikation an erster Stelle, dann aber auch der Energie-, Bank- und Finanzsektor, die Wassersysteme, die Regierungsfähigkeit und Notdienste. Vornehmlich ist das Zentrum auf die Verhinderung und Beantwortung von Angriffen auf Computersysteme der Regierung und der Privatwirtschaft ausgerichtet. Dabei ist auch ein Angestellter der NSA, um die nötigen Informationen aus dem weltweiten Abhörsystem zu liefern. ECHELON könnte ja tatsächlich sehr hilfreich sein.
Der Zweck des SIOC ist es, das FBI mit den besten Kommunikations- und Informationsmitteln bei gleichzeitig fünf zu bewältigenden Krisenfällen operationsfähig zu halten. Das Zentrum, in dem 450 Angestellte arbeiten können, ist von der Außenwelt ganz abgeschlossen. Es befindet sich mitten im Hauptgebäude, hat keine Fenster und läßt keine Abstrahlung der Geräte nach außen gehen, weswegen hier auch eine Handy-freie Zone ist. Umgeben ist es von der in letzer Zeit, wie FBI-Direktor Louis Freeh sagte, am stärksten wachsenden Abteilung: dem Antiterrorismuszentrum. Das habe die Zahl seiner in anderen Ländern tätigen Angestellten in den letzten fünf Jahren verdoppelt: die USA müssen ihre Infrastruktur überall schützen.