Fahndung im Internet nach Kreuzberger Steinewerfern bisher erfolglos

Trotzdem sollen weitere Fotos von Krawallos veröffentlicht werden

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Veröffentlichung von Bildern mehrerer Steinewerfer im Internet, die an den Krawallen zum 1. Mai in Kreuzberg beteiligt gewesen sein sollen (Berliner Polizei fahndet nach Kreuzberger Steinewerfern im Netz), führte die Berliner Polizei bislang auf keine heiße Fährte. Acht Hinweise seien eingegangen, sagte Jürgen Thiele, Inspektionsleiter beim Landeskriminalamt Berlin, heute morgen dem Potsdamer Jugendsender Fritz. Zu einem Fahndungserfolg hätten sie allerdings bisher nicht beigetragen. Die Suche sei während der ersten drei Tage erfolglos verlaufen.

Die Gesichter der Gesuchten wurden von Telepolis unkenntlich gemacht

Trotzdem kündigte Thiele an, dass die Kriminalpolizei weitere Fotos ins Netz stellen wolle. Auf die Nachfrage der Fritz-Reporter, ob bald das "komplette Strafregister" online einzusehen und die Maßnahme nicht eventuell überzogen sei, erwiderte der Beamte: "Wir versuchen, verhältnismäßig vorzugehen." Man bedenke stets die Wirkung "polizeilicher Maßnahmen". Konkret im Fall der Steinewerfer habe er aber "weder rechtliche noch moralische Bedenken", die gesuchten Verbrecher über das Internet zu suchen. Sie hätten schweren Landfriedensbruch begangenen sowie Sach- und Personenschäden verursachen wollen.

Sollten die vermutlichen Randalierer doch noch gefasst werden, will sie Berlins Innensenator Eckart Werthebach "gesamtschuldnerisch" für die entstandenen Sachschäden in Höhe von 120.000 Mark haftbar machen. Die Summe fällt angesichts der oft zitierten "schlimmsten Krawalle der letzten zehn Jahre" zwar erstaunlich niedrig aus. Doch im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses kündigte der CDU-Politiker am Montag an, dass auch, falls nur einer der Steinewerfer gefasst würde, dieser für den Gesamtschaden aufkommen müsse.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Wolfgang Wieland, warf dem Innensenator im Verlauf der heftigen Debatte vor, in einer Art "Cäsarenwahn" für den Tag der Arbeit ein weitgehendes Demonstrationsverbot für die Linken verhängt zu haben. Das Ergebnis sei angesichts der Ausschreitungen auf dem Mariannenplatz "lächerlich" gewesen. Erst durch das Verbot, so Wieland, "bekam das sinnentleerte Ritual der Gewalt am 1. Mai in der Szene wieder einen Sinn".