Finanzriese fordert EU-Bankenunion: Wird Deutschland überrollt?

Außenansicht des globalen Hauptquartiers von BlackRock in New York City.

(Bild: Tada Images / Shutterstock.com)

BlackRock-Chef will EU-Banken einigen. Berlin wehrt sich gegen UniCredit-Vorstoß bei Commerzbank. Droht ein Machtkampf um Europas Finanzsektor?

Kann Europa seine wirtschaftliche Kleinstaaterei aufrechterhalten und weiterhin eine globale Rolle spielen? Diese Frage wird derzeit heftig diskutiert und der Druck auf die Entscheidungsträger wächst, wie der Streit um die mögliche Übernahme der Commerzbank durch UniCredit zeigt.

Auf der Konferenz Berlin Global Dialogue äußerte sich nun auch Larry Fink, Chef des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, zur Zukunft des europäischen Bankenmarktes. Er forderte eine weitere Vereinheitlichung und Integration des Sektors. "Europa braucht einen stärkeren Kapitalmarkt und ein einheitlicheres Bankensystem", betonte Fink in einem Interview mit Bloomberg.

BlackRock befürwortet stärkere Integration des EU-Bankensektors

Zu einer möglichen Fusion zwischen der deutschen Commerzbank und der italienischen UniCredit wollte sich Fink allerdings nicht direkt äußern. BlackRock ist an beiden Instituten beteiligt und Fink vermied es, zu konkreten "Aktivitäten" zwischen den Unternehmen Stellung zu nehmen. Dennoch unterstrich er seine grundsätzliche Haltung: "Ich bin ein großer Befürworter einer Banken- und Kapitalmarktunion".

Die Äußerungen des BlackRock-Chefs fallen in eine Zeit, in der die UniCredit versucht, die Kontrolle über die Commerzbank zu übernehmen. Die Italiener haben bereits einen Anteil von mehr als 20 Prozent an dem Frankfurter Institut aufgebaut. UniCredit-Chef Andrea Orcel bezeichnete einen möglichen Deal als "Testfall für Europa" und zeigte sich offen für eine vollständige Übernahme.

Berlin wehrt sich gegen "unfreundliche" Avancen der UniCredit

Doch die Bundesregierung, die selbst zwölf Prozent an der Commerzbank hält, sieht die Avancen der Italiener kritisch. Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich verärgert über das aggressive Vorgehen Orcels und nannte es "unfreundlich". Auch die designierte Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp betonte, sie sei "nicht begeistert" von der Aussicht, Teil der UniCredit zu werden.

Italien hingegen unterstützt das Vorhaben. Die Regierung in Rom sieht darin einen Schritt zu einer stärkeren europäischen Integration im Bankensektor, wie sie auch Fink fordert. Einige italienische Beamte werfen Deutschland vor, mit zweierlei Maß zu messen: Während Berlin rhetorisch für mehr Integration eintrete, sperre es sich in der Praxis gegen grenzüberschreitende Übernahmen.

Übernahmepoker bremst Fortschritte bei Kapitalmarktunion

Der Streit um die Commerzbank droht nun auch die Pläne für eine europäische Kapitalmarktunion auszubremsen. Sowohl Bundeskanzler Scholz als auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatten sich zuletzt für eine stärkere Verzahnung der Finanzmärkte ausgesprochen. Doch der deutsche Widerstand gegen den UniCredit-Deal lässt Zweifel aufkommen, wie ernst es Berlin wirklich ist.

Experten warnten, dass Deutschland jetzt mit dem Vorwurf konfrontiert wird, die Integration der Banken nur zu seinen Bedingungen voranzutreiben. Sollte die Kapitalmarktunion scheitern, sieht Macron Europa sogar auf dem absteigenden Ast. Dabei wäre eine Konsolidierung im Bankensektor durchaus im Sinne der Reformpläne.

Ob UniCredit am Ende tatsächlich die Commerzbank schlucken kann, ist noch offen. Klar ist: Der Konflikt hat das Potenzial, die Bemühungen um einen einheitlichen europäischen Bankenmarkt empfindlich zu stören.