Fit für das 21. Jahrhundert
Das Ziel des Bundeskanzlers heißt: Internet für alle
Eigentlich nichts Neues, aber nach vielen Sonntagsreden sollen jetzt auch Taten folgen. Eine gewisse Aufbruchsstimmung war schon zu verspüren auf dem Kongress der "Initiative D21", wo Bundeskanzler Schröder ein umfangreiches Programm zur Förderung von entsprechenden Maßnahmen vorstellte. Die Schulen sollen endgültig alle einen Internetanschluss erhalten und Arbeitslose können ab Oktober einen "Internetführerschein" erwerben. Die Verwaltung soll modernisiert und ebenfalls in einem absehbaren Zeitraum Onlineangebote bereithalten. Schröder will auch an dem Vorhaben der geplanten Urheberrechtsabgabe festhalten. Geistiges Eigentum müsse geschützt werden. Die D21 hält nichts von einer derartigen Abgabe, sie fordert hier innovative Lösungsansätze.
Kommentar zum 10-Punkte-Programm der Bundes regierung: Der Adler hat abgehoben. Bundeskanzler Schröder hat ein lustloses 10-Punkte-Programm ohne Visionen vorgestellt, das alle Deutschen zu Internetnutzern machen soll.
In der Initiative D21 haben sich vor einem Jahr die Vertreter der deutschen Wirtschaft zusammengeschlossen, um die Transformation von der Industrie- zur Informationsgesellschaft zu beschleunigen mit dem Ziel, Deutschland einen Spitzenplatz in der Informationswirtschaft zu sichern. In einem Memorandum fordert die "D21" die Bundesregierung auf, dem Thema der Informationsgesellschaft höchste Priorität einzuräumen und mit wegweisenden Projekten selbst eine Vorreiterrolle einzunehmen. Bildung und Qualifikation werden als Grundlage für das Leben und der Arbeit angesehen und als Wertschöpfung in einer Wissensgesellschaft. Zu den Aufgaben zählt die Akzeptanzförderung der IuK-Technologien.
Inzwischen hat die Initiative über 200 Mitwirkende, dazu gehören Mitgliedsfirmen, Förderer, Partner und Beiratsmitglieder. Vertreten ist inzwischen alles, was Rang und Namen hat, aber ebenso auch Firmen, die wenig mit der IT-Branche zu tun haben. Den Vorsitz führt derzeit Erwin Staudt von IBM. Dem 40-köpfigen Beirat gehört auch Bundeskanzler Gerhard Schröder an; Ehrenvorsitzender ist Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Roman Herzog.
In fünf Arbeitsgruppen und weiteren 15 Unterarbeitsgruppen werden Themen diskutiert, Vereinbarungen getroffen und - möglicherweise - in die Tat umgesetzt. Da hier oft Entscheidungsträger teilnehmen, können zum Beispiel schnell mal ein paar tausend Rechner oder Softwarepakete für einen Modellversuch bereitgestellt werden oder ein professionelles Schulungssystem (Hardware 4 Friends), das mit den Kursgebühren wiederum Hardwareanschaffungen für die Schulen ermöglicht. Ein Markt der Möglichkeiten zeigte praktische Beispiele aus der Computer-Bildungsarbeit der Bundesländer. Bremen http://www.heise.de/newsticker/data/chr-05.09.00-000/default.shtml führte sein innovatives Online-Konzept mit einem virtuellen Rathaus vor, in dem auf vielen Gebieten schon Online-Dienstleistungen abrufbar sind. Auf dem Kongress wurde ebenfalls verbreitet, dass die Initiative D21 nun offiziell das Programm zur Lehrerfortbildung von Intel unterstützt. Damit sollen in den nächsten drei Jahren 120.000 Lehrer ausgebildet werden. Das Ausbildungskonzept basiert auf einem Master-Teacher-Konzept, die dann weitere Multiplikatoren ausbilden. Auch diese Kurse sind bis auf eine geringe "Schutzgebühr" für ein umfangreiches Softwarepaket umsonst.
D21 fordert, das "Tempolimit" für das Internet aufzuheben Anlässlich des Kongresses im Deutschen Pavillon auf der EXPO in Hannover will die Initiative D21, dass auf dem Weg in die Informationsgesellschaft ein höheres Tempo eingeschlagen wird. Mehr als 500 Teilnehmer hatten sich zu dem hannoverschen Kongress unter dem Motto "Leben, lernen und arbeiten in der Informationsgesellschaft" zusammengefunden. Die Veranstaltung diente gleichzeitig dazu, nach einem Jahr eine Bilanz zu ziehen, um die Arbeit der nach eigenen Angaben "größten Private-Public-Partnership-Aktion" darzustellen und neue Ziele zu formulieren. Notwendig sei eine Beschleunigung auf allen Ebenen, forderte der Vorsitzende der D21, Erwin Staudt. Gleichzeitig machte er aber auch darauf aufmerksam, dass Schlagwörter wie Innovation und Modernisierung Konturen angenommen hätten.
In Anspielung auf Absichten seitens der Finanzbehörden, auf Computer Steuern zu erheben, sagte Staudt: "Jetzt darf die Internet-Technik nicht mit neuen Steuern und Abgaben belastet werden." Der geplanten Urheberrechtsabgabe erteilte er eine klare Absage. Um den Urheberschutz für Autoren zu gewährleisten, seien innovative Lösungen gefragt. Das schon im Vorfeld des Kongresses bekannt gewordene 10-Punkte-Programm wird von der Initiative D21 begrüßt, doch in Zukunft müsse die Rollenverteilung von Politik und Wirtschaft bei Investitionen im Bildungsbereich klar definiert werden. Es mache keinen Sinn, sich die Forderungen gegenseitig zuzuschieben, während Schulen und Unis internetfreie Zonen bleiben. Langfristig will man auch den Berufsanteil der Frauen in der IuK-Technologie auf 40 Prozent anheben.
Internet für alle - Schritte auf dem Weg in die Informationsgesellschaft
Bundeskanzler Gerhard Schröder machte in seiner Rede auf dem D21-Kongress deutlich, dass sich die Bundesregierung den Herausforderungen einer Informationsgesellschaft gestellt und einschneidende Programme und Initiativen auf den Weg gebracht habe. Nicht ohne Stolz betonte er die schnelle Entscheidung bei der Greencard.
Grundlage des 10-Punkte-Programms ist, allen den Zugang zu den neuen Technologien zu ermöglichen. "Dies ist ein Gebot gesellschaftlicher Gerechtigkeit und ökonomischer Vernunft. Unser Land kann es sich nicht leisten, Begabungen zu vergeuden", so Schröder und fügt an, eine Spaltung in "Gewinner" und "Verlierer" der Informationsgesellschaft dürfe es nicht geben.
In der Schlussbemerkung demonstrierte er jedenfalls noch einmal die Entschlossenheit: "Für die Bundesregierung möchte ich Ihnen nochmals ausdrücklich versichern: Sie wird nicht warten, sie wird handeln und Tempo machen in dieser Königsdisziplin des 21. Jahrhunderts."
Fotos: Gerald Jörns