Frankreich: Migranten sollen schneller arbeiten können
- Frankreich: Migranten sollen schneller arbeiten können
- Jährlich 130.000, die länger bleiben wollen
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Zu viele Zuwanderer ohne Arbeit: Ein neues Integrations-Konzept will die Arbeitserlaubnis für Migranten schneller erteilen und die Sprachausbildung verbessern
"Ohne die Beherrschung der Sprache gibt es keine Integration und wird es keine Integration geben", sagte der französische Premierminister Edouard Philippe heute. Man kennt ähnliche Aussagen auch aus Deutschland.
Sie lassen auf Probleme beim Spracherwerb von Migranten schließen, die sich dann auch auf die Erwerbstätigkeit durchschlagen. Von den Personen, die zwischen 2009 und 2014 nach Frankreich gekommen sind, ist nur ein Drittel in Arbeit, zitiert Le Monde aus einer OECD-Statistik.
Die Situation verhärte sich, wird das dann im Artikel von einem Fachmann kommentiert, da sich das Phänomen, Schwierigkeiten beim Finden geeigneter Arbeitsplätze, bei der nächste "Generation" der Immigranten wiederhole.
Das schlage sich deutlich in einem 10-Prozent-Unterschied nieder: Während 65 Prozent der allgemeinen Bevölkerung in Arbeit stünden, seien es bei den Zugewanderten nur 55 Prozent - "und diejenigen, die nicht in Arbeit sind, sind sehr weit von einem Arbeitsplatz entfernt", wird Christophe Dumont von der OECD wiedergegeben.
Auch die Probleme bei der Schulbildung der Migranten kennt man in Deutschland. Für Frankreich teilt der Le Monde-Artikel folgende Zahlen mit: 24 Prozent der Kinder, deren Eltern zugewandert sind, verlassen die Schule ohne Abschlusszeugnis, im Durchschnitt der allgemeinen Bevölkerung sind es 16 Prozent.
30 Prozent ohne Schulabschluss
Bei den Zuwanderern aus afrikanischen Ländern bleiben 30 Prozent ohne Schlussabschluss; unter den Jungen sind es haarsträubende 39 Prozent, wie eine Studie von Cris Beauchemin 2016 feststellt. Ein Viertel der Migranten aus Afrika leben in Frankreich in den Problemzonen (ZUS, zones urbaines sensibles), wie übrigens laut Angaben von Le Monde auch 23 Prozent der Zuwanderer aus der Türkei. Unter den autochtonen Franzosen sind es nur 4 Prozent.
Die Zahlen gehören zur Diskussion in Frankreich über das neue Asyl-und Einwanderungsgesetz. Es soll am kommenden Mittwoch dem Ministerrat vorgelegt werden, bevor es dann ins Parlament kommen kann. Am heutigen Montag hatte der als junger Macronist beschriebene La République en Marche-Politiker Aurélien Taché dem Innenminister Collomb ein Papier mit 72 Vorschlägen zur Verbesserung der Integration vorgelegt.
Bemerkenswert am Hintergrund und Konzept zu einer besseren Integrationspolitik ist, dass einige Probleme aus der deutschen Wirklichkeit allzu gut bekannt sind und andere dann doch eine eigene französische Färbung haben.
"Harter Kurs"
Der Regierung Philippe unter Präsident Macron wurde zuletzt vorgeworfen, dass ihr Kurs in der Migrantenpolitik zu hart und rigide sei. Sie setze auf Abschreckung, wurde ihr vorgeworfen, und insbesondere Härte bei den Abschiebungen; Inhaftierungszeiten sollen verlängert werden, Abschiebungen bekommen einen neuen Akzent wie auch die Unterscheidung zwischen Armuts- oder Wirtschaftsflüchtlingen und solchen, die Aussichten auf Asyl nach der Genfer Flüchtlingskonvention haben (siehe: Zuwanderung in Frankreich: Neue Härten).
Die neue Regierung will genauer hinschauen - auch mit mobilen Brigaden, bei Notunterkünften, die bislang in der Praxis außerhalb solcher Durchsuchungen standen - und die Vorgehensweise bei der Bewilligung oder Ablehnung der Aufenthaltserlaubnis deutlich verkürzen. Vereinigungen, die sich für die Migranten einsetzen, bewerten dies als nachteilig für die Neuangekommenen.
Die Vorschläge, die Aurélien Taché heute dem Innenminister vorlegte, sollten nun die Regierung in einem etwas milderen Licht zeigen, wie sich französischen Medienberichten entnehmen lässt. Bei Le Monde ist in diesem Zusammenhang zu lesen, dass Monsieur Taché im Grunde die Aufgabe hatte, die Integrationspolitik zu erfinden, denn es habe die letzten Jahre gar keine gegeben.
Der früher damit betraute Hohe Rat zur Integration (Haut Conseil à l’intégration - HCI) sei Ende 2012 verschwunden, ohnehin habe er sich zuletzt vor allem um Fragen zur Laizität gekümmert.