Für den Käsepreisdeckel!

Seite 3: Die EU und ihre Energiekäufe: Wie war das mit dem freien Markt?

Angesichts des Energie-Desasters, das sich die EU mit den offenbar unbedachten Sanktionen gegen Russland eingebrockt hat, versuchen Rat und Kommission neue Wege zu beschreiten: Sie wollen die eurorussischen Energiegeschäfte nach dem Prinzip von Hippie-Märkten organisieren und zahlen, was sie bereit sind zu zahlen.

Putins Sache ist das nicht: Er hat schon angekündigt, die Gaslieferungen in die EU einzustellen, sollten Brüssel und die EU-Mitgliedsstaaten ein sogenannten Gaspreisdeckel beschließen. Und die Erdöl- sowie Kohlelieferungen gleich mit.

Wäre die Sache nicht so ernst, könnte man dem Spiel beinahe schadenfroh zusehen: Jahrelang nämlich hat die EU Entwicklungs- und Schwellenländern das Prinzip des freien Marktes aufgezwängt. Noch vor wenigen Jahren wurden ostafrikanische, pazifische und karibische Staaten mit den von den Europäern euphemistisch als "Wirtschaftspartnerschaftsabkommen" bezeichneten Knebelverträge offen erpresst. Und nun dreht Putin den Spieß um und geht genauso vor.

Wie zuvor erwähnt: Würde der Kremlchef nicht zugleich einen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit bislang gut 5.700 zivilen Opfern führen, wäre das fast amüsant.

Spannend wird auf jeden Fall, ob die EU ihrer geplanten unilateralen Preispolitik durchkommt. Bis zum Gas-Showdown mit Moskau können wir das ja selber mal an der Supermarktkasse ausprobieren und beim Bezahlen einen Käsepreisdeckel erklären. Wie viele Kunden an der Kasse, im Stadtteil, in der Stadt oder im Land müssten wir mitzuziehen überzeugen, damit der Supermarkt einknickt? Ja, eben …

Telepolis-Redakteur Thomas Pany jedenfalls kommt zu einer ernüchternden Bestandsaufnahme:

Die Zeichen stehen so, dass sich beide großen Wirtschaftsräume, der europäische wie der russische, auf größere Schäden einrichten müssen. Der Niedergang des Gasexportes in die EU trifft auch Russlands Wirtschaft schwer. Die Mär, wonach Russland nicht wirklich unter den Sanktionen zu leiden hätte, wird sich nur kurzfristig halten. Mit einem Gasgeschäft, von dem beide Seiten, Russland wie die EU, wirtschaftlich profitierten, ist es vorbei.