Funkstille an der Ukraine-Front: Wo sind die frommen Kiew-Anhänger jetzt?
Seite 2: Starke Emotionen, nirgends
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- Starke Emotionen, nirgends
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Mindestens 48 Städte haben offiziell zu einem Waffenstillstand aufgerufen, ein Aufruf, der wiederum das Ergebnis intensiven öffentlichen Drucks und Widerstands war.
Ferner gab es beispiellose Unzufriedenheits-Äußerungen mit der US-Kriegspolitik aus den Reihen der Regierung selbst, wobei Praktikanten, Mitglieder und Mitarbeiter des Kongresses alle ihre eigenen öffentlichen Kampagnen durchführten.
Sogar Senator Bernie Sanders wurde von mehr als 300 ehemaligen Wahlkampfmitarbeitern öffentlich dazu aufgefordert, einen Waffenstillstand zu unterstützen.
Angesichts der starken Emotionen, die in den letzten zwei Jahren im gesamten politischen Spektrum mit den Kriegsanstrengungen der Ukraine verbunden gewesen sind – der Allgegenwart ukrainischer Flaggen in amerikanischen Städten und sozialen Medienprofilen sowie der weitverbreiteten Unterstützung durch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Institutionen, selbst bei unpolitischen Veranstaltungen –, sollte man meinen, dass die Blockade von Hilfe nun etwas Ähnliches bewirken würde.
Wenn Unterstützung am meisten benötigt wird
Stattdessen hat nichts dergleichen stattgefunden. Abgesehen von Sticheleien gegen diejenigen, die die Transparenz der Wirksamkeit der fortgesetzten Hilfe infrage stellen, herrscht an der Ukraine-Front weitgehend Funkstille.
Die Ironie dabei ist, dass die Unterstützung für die Kriegsanstrengungen der Ukraine am lautesten und intensivsten war, als Kiew zu gewinnen schien und als es die volle Unterstützung des Kongresses hatte. Jetzt, wo die militärische Offensive des Landes wackelt, wo der Kongress bei weiteren Hilfen zögert und wo endlich Druck von der Basis nötig wäre, um das Land zum Einlenken zu bewegen, ist er nirgends zu finden.
Es ist schwer zu sagen, was genau dieses Phänomen erklärt. War es ein Stellvertreterkrieg, der kurzzeitig das Selbstbild der USA als tugendhafter globaler Hegemon wiederbelebte, das sich im Laufe der Zeit verflüchtigte?
Ging es bei den Kriegsanstrengungen der Ukraine vorübergehend um emotionale, finanzielle und militärische Investitionen, die sich aus der jahrelangen antirussischen Feindseligkeit speisten, die die US-Innenpolitik beherrscht hat?
Medienaktivismus?
War die Ukraine vielleicht nur ein "aktuelles Thema", eines aus einer nicht enden wollenden Reihe flüchtiger politischer Anlässe, die zum Gegenstand eines hyper-sozialen Medienaktivismus und öffentlichen Brandings werden?
Was auch immer der Fall gewesen sein mag, die US-Regierung und ihre Handlanger im außenpolitischen Establishment taten weitaus Schlimmeres.
Oleksij Arestowytsch, ein ehemaliger Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, griff die wachsende ukrainische Unzufriedenheit mit den westlichen Partnern auf: Er kritisierte kürzlich, dass die Ukraine "die reguläre russische Armee besiegt habe sowie deren Invasionsplan aus eigener Kraft und mit minimaler Hilfe des Westens vereitelte" habe, während der "Krieg mit den Istanbuler Vereinbarungen hätte beendet werden können".
Schlechte Freunde
Aber, wie Berichte zeigen, hatten westliche Regierungen "uns, der Ukraine, wirkliche Unterstützung für die Führung eines großen Krieges versprochen". Man ermutigte Kiew, die Verhandlungen mit Moskau abzubrechen. Die Unterstützung für einen großangelegten Krieg kam nie – und "wir haben einen hohen Preis dafür bezahlt", erklärte Arestowytsch.
Wie oft haben wir nun schon den Ruf nach einem "totalen Sieg" und die Diffamierungen derjenigen gehört, die auf eine Verhandlungslösung drängen? Dabei haben sich diejenigen, die das propagierten, nicht nur als Schönwetterfreunde erwiesen, sondern auch dazu beigetragen, die Ukraine in eine weitaus schlechtere Lage als zu Beginn des Krieges zu bringen.
Daraus lassen sich Lehren ziehen, viele von ihnen entfalten sich vor unsere Augen. Wir können nur hoffen, dass wir aus ihnen die Schlüsse ziehen. Aber für das ukrainische Volk ist es wahrscheinlich schon viel zu spät.
Der Artikel erscheint in Kooperation mit dem US-Magazin Responsible Statecraft und findet sich dort im englischen Original. Übersetzung: David Goeßmann.