Galliges Gelb

Reaktion der US-Bürger auf die TV-Berichterstattung zum Krieg ist überraschend positiv

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Das Pew Research Center for the People & the Press hat einen Report zur Reaktion der US-Bürger auf die Irakkriegsberichterstattung veröffentlicht.

42 Prozent der Befragten gaben an, dass die Kriegsberichterstattung sie völlige erschöpfe und ermüde ("It tires me out to watch"). Und je länger der Krieg andauert, desto trauriger werden die Fernsehzuschauer über den gesendeten Berichten. In den ersten Tagen (vom 20.März bis zum 22.März) übermannte die Traurigkeit 56 Prozent der Zuschauer, in den Tagen vom 25. bis zum 27. März waren es bereits 67 Prozent.(Eigentlich immer noch ziemlich wenige, wenn man bedenkt, wie traurig die Situation ist, aber bei der Umfrage geht es ja streng genommen darum, ob während des Fernsehens Traurigkeit entsteht, nicht darum, ob der Krieg an sich traurig macht.) Auch die Angst ist mit den Tagen angestiegen: Anfangs fanden 45 Prozent der Zuschauer die Kriegssendungen beängstigend, mittlerweile sind es schon.58 Prozent.

Same procedure as last war?

Interessant ist auch der direkte Vergleich mit dem Krieg von 1990/1991. Generell scheint die Öffentlichkeit die TV-Berichterstattung ganz ähnlich zu beurteilen wie vor zwölf Jahren. Mit leichtem Abfall allerdings: Im März 1991 beurteilten noch 45 Prozent der Befragten die Medienarbeit als "exzellent". Wir erinnern uns: In den Nachbetrachtungen wurden die blutfreien Bilder und Erzählungen, wie etwa die berüchtigte Brutkastenlüge über die schändlichen Taten irakischer Soldaten, entlarvt. Vom medial so siegreichen Golfkrieg 1991 blieb nicht viel mehr übrig als eine "Schlacht der Lügen" (siehe Die Mutter aller Aufmerksamkeitsschlachten). Heute sind es "nur" noch 34 Prozent, die ihren Medien eine Eins mit Stern geben. Das sind allerdings immer noch wesentlich mehr als man hätte erwarten können; offensichtlich wird auf affirmative Präsenz doch viel Wert gelegt. Militärischen Berichten wird - wie schon vor 12 Jahren - jedoch deutlich mehr Glauben geschenkt als journalistischen. Gut fanden viele, - aber nicht überwältigend viele - der Befragten, nämlich 58 Prozent, die Neueinführung des "eingebetteten Journalisten" (vgl. Im Bett mit dem Militär). Skepsis den eingebetteten Reportern gegenüber wurde u. a. damit begründet, dass sie zu nahe dran seien und eventuell zu viel verraten könnten, denn der Feind höre mit. Insgesamt ein erstaunliches Ergebnis, denn in den es ist kaum mehr zu leugnen, dass es für die Nachrichtenkanäle zunehmend schwierig bis unmöglich geworden ist, auch nur einen annähernd klaren Ausschnitt der Ereignisse zu vermitteln - wenn sie es denn überhaupt versuchten. Nancy Franklin hat im New Yorker ein Bild dieser Konfusionen gezeichnet ("News Under Fire").

Wir haben Basra gesichert: Nein, einen Moment bitte, nein, haben wir nicht. Hunderte von Truppen der Republikanischen Garde steuern den Süden von Bagdad an - nein, warten Sie eine Sekunde, es ist wohl gar nicht die Republikanische Garde und es sind auch gar nicht so viele. Oder doch? Die Streitkräfte werden mit offenen Armen begrüßt. Da! Sie winken uns zu! Dranbleiben, dranbleiben - Jetzt schießen sie auf uns...... Neue Farben wurden der Kriegs-TV-Palette hinzugefügt. Zusätzlich zu dem "nightscope"-Grün, bedeckten nun noch galliges Gelb und apokalyptisches Orange unsere Bildschirme und machten es unmöglich, zwischen Himmel und Erde zu unterscheiden, außer wenn sich ein gespenstischer Panzer oder eine jämmerliche menschliche Gestalt im Hintergrund hinter dem jämmerlichen Reporter bewegte. Die Farbe, welche von der ersten Woche an fehlte, das war Rot, eigentlich die erste Farbe des Krieges.