Gas ist nicht gleich Gas

Seite 2: Regasifiziertes LNG

In Rotterdam wird LNG schon angelandet, mit Stickstoff versetzt und ins niederländische Gasnetz eingespeist. LNG ist Erdgas, das auf -161 °C bis -167 °C gekühlt und so verflüssigt wird, weil das zu 98 Prozent enthaltene Methan nur so in den flüssigen Zustand versetzt werden kann. Es hat, bezogen auf die Gasphase, einen Brennwert von 11,6 kWh/m3, was beinahe dem H-Gas entspricht.

Das Expansionsverhältnis von flüssig zu gasförmig beträgt ca. 1:600. Da es bei der Herstellung von LNG zu Abweichungen im Stickstoffgehalt und damit dem Brennwert kommen kann, muss dieser in sogenannten Balancinganlagen optimal eingestellt werden, bevor das Gas in die Leitungsnetze eingespeist werden kann.

LNG-Terminals und -Tanker (11 Bilder)

LNG-Terminal Ras Laffan in Katar. Bild: Matthew Smith / CC-BY-2.0

Biogas

Biogas gilt als klimaneutrale Alternative zu Erdgas. Es wird unter Luftabschluss durch anaerobe Vergärung organischer Abfälle oder nachwachsender Rohstoffe gewonnen und zählt daher nicht zu den fossilen Brennstoffen.

Durch Faulung bzw. Gärung werden Energiepflanzen wie Mais oder Grünschnitt, Reststoffe aus der Landwirtschaft wie Gülle, Mist und Einstreu sowie Biomüll, also Küchen- und Gartenabfälle hauptsächlich in Wasser, Kohlendioxid und Methan umwandelt. Das fertige Gasgemisch besteht zu 50–75 Prozent aus Methan, 25–45 Prozent aus Kohlendioxid sowie Wasser, Schwefelwasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Ammoniak und Wasserstoff.

Das Rohgas hat einen Methangehalt zwischen 40 und 75 Prozent und damit einen Brennwert von 5,0 - 7,5 kWh/m3. Bevor es in das Erdgasnetz eingespeist werden kann, muss es getrocknet, gereinigt und entschwefelt werden. Dadurch wird der Methangehalt auf rund 96 Prozent erhöht. Dieses Produkt wird als Bio-Erdgas oder Biomethan bezeichnet.

Wasserstoff

Der Einsatz von Wasserstoff als Heizgas ist schon seit der Einführung der Erdgasversorgung in der Diskussion. Dennoch hat man noch in den 1980er Jahren aus Kostengründen darauf verzichtet, das Leitungsnetz wasserstofftauglich auszulegen. Inzwischen wird Wasserstoff in begrenztem Umfang dem Erdgas beigemischt.

Im Dezember 2021 startete die E.ON-Tochter Avacon mit der Beimischung von Wasserstoff in einem Teilnetz in Sachsen-Anhalt. Stufenweise wurde dem Erdgas bis zu 20 Prozent Wasserstoff zugefügt. Das Gemeinschaftsprojekt von Avacon und dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) sollte zeigen, dass es technisch möglich ist, Wasserstoff zu einem deutlich höheren Prozentsatz, als bislang in den Technischen Regeln des DVGW vorgesehen, in ein existierendes Gasnetz einzuspeisen.

Geräte und Anlagen müssen für diesen Prozess nicht verändert werden. Die Ergebnisse des Projektes soll als Vorbild für den zukünftigen Einsatz von Wasserstoff in Gasverteilnetzen dienen. Sinn macht die Beimischung von Wasserstoff allerdings erst, wenn sogenannter grüner Wasserstoff verfügbar ist, der mittels erneuerbarer Energien erzeugt wurde.