Gegen Krieg, für die Umwelt
Seite 2: Vergebliche Warnungen?
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Ökologisch verheerende Kriegsschäden sind vor allem im Mittleren Osten untersucht worden. 1991 brannten in Kuwait mehr als 700 Ölquellen, täglich wurden sechs Millionen Barrel Rohöl vernichtet, damals neun Prozent des Weltverbrauchs. Freigesetzt wurden Millionen Tonnen Schwefel, Stickstoff, Ruß und Kohlenwasserstoff, eine Decke aus Ruß und Öl bedeckte 60 Prozent der Gesamtfläche Kuwaits.
Kriegsmüll und Blindgänger machen immer noch ganze Gebiete unzugänglich und die Strahlung der mit Uran gehärteten Munitionsreste bleibt eine unsichtbare Bedrohung für Generationen. Gerade die dramatischen Bilder der brennenden Ölquellen mögen zu Diskussionen über diese allzu sichtbaren Kriegsfolgen beigetragen haben.
Aber erst am 5. November 2001 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 6. November eines jeden Jahres zum "Internationalen Tag für die Verhütung der Ausbeutung der Umwelt in Kriegen und bewaffneten Konflikten" (RES 56/4).
Zum diesjährigen Internationalen Tag war das Echo in Deutschland fast unhörbar. Im Internet wird er wenigstens auf den Webseiten erwähnt, die in einem Kalender an solche Ereignisse erinnern, in den Leitmedien fand er nicht statt, entsprechende Stellungnahmen von den Grünen oder der gerade anderweitig so aktiven Letzten Generation fehlten ebenso.
Immerhin gab es pünktlich am 6. November eine Stellungnahme der antimilitaristischen Initiative Marburger Bündnis "Nein zum Krieg" und der Deutschen Koalition zur Ächtung von Uranwaffen (ICBUW Deutschland), insgesamt also, auch wenn es vielleicht einige mehr waren, eine verschwindende Minderheit.
Nach Jahrzehnten mit weit entfernten Schauplätzen und trotz teils gefährlicher Bundeswehr-Einsätze in Afrika und auf dem Balkan, die aber als Friedensmissionen klassifiziert wurden, ist das Inferno nun fast an die deutsche Haustür herangerückt und nimmt uns nicht nur emotional mit, sondern beteiligt uns auch ganz direkt mit den ukrainischen Flüchtlingen und der politischen Entscheidung, die Ukraine mit Waffen und Material zu unterstützen.
Behagliche Gespräche über weit entfernte Kriege wie im Osterspaziergang in Goethes Faust sind nicht mehr möglich, ein Teil der Bevölkerung scheint sich auch selbst durch Russland militärisch bedroht zu fühlen. Insofern werden die kriegsbedingten Umweltprobleme erst einmal hintangestellt oder verdrängt. Sie sollten aber zumindest von der Politik stärker beachtet werden.
Umweltprobleme, akute Konflikte und progressive Hochrüstung
Was man in den Regionen Deutschlands mit Luftwaffenstandorten ohnehin vermuten kann, dass nämlich neben der zivilen Luftfahrt auch der militärische Luftverkehr eine erhebliche Umweltbelastung darstellt, wird durch entsprechende Forschungsberichte bestätigt.
Eine kritische Studie vom Juni 2019 der Brown University bei Boston bezeichnet das US-Militär als größten Umweltsünder. Demnach hat das Militär seit 2001 insgesamt 1,8 Milliarden Tonnen Treibhausgase erzeugt, mehr als doppelt so viel, wie alle PKW des Landes zusammen in einem Jahr ausstoßen.
Das Pentagon sei der weltweit größte institutionelle Verbraucher fossiler Energie und trage damit als einer der Hauptakteure maßgeblich zum Klimawandel bei. Präsident Biden und seine Energieministerin Jennifer M. Granholm haben inzwischen eine Reihe von Programmen zur Entkarbonisierung initiiert, die aber nur langfristig umgesetzt werden können.
Die Forscher der Brown University haben ihre Zahlen übrigens von Granholms Ministerium bekommen, denn das Pentagon liefert selbst dem Kongress keine Verbrauchszahlen. Die genannte Studie kann beim Watson Institute der Brown University eingesehen werden. Weitere aktuelle Informationen veröffentlicht der Informationsdienst Umwelt und Militär, der Ende 2018 aus der Kampagne "Stopp Air Base Ramstein" hervorgegangen ist.
Vergleichbare Daten sind naturgemäß weder für Russland noch für China zugänglich, lassen sich aber in etwa ahnen. Die neuesten Zahlen des Stockholmer Friedensforschungs-Instituts Sipri sprechen wenigstens nicht für einen Rückgang.
Demnach setzten die hundert größten Waffenkonzerne im vergangenen Jahr 592 Milliarden US-Dollar um, weit voraus die langjährigen Spitzenreiter Lockheed Martin, Raytheon, Boeing, Northrop Grumman, General Dynamics und die britische Firma BAE Systems sowie inzwischen auch vier chinesische Konzerne.
Die Gesamtausgaben der USA für Militär und Sicherheit, einschließlich der Geheimdienste und der National Security Agency, die sich auch um die Cybersecurity kümmert, werden auf mehr als eine Billion Dollar geschätzt.
In den im April von Statista veröffentlichten Zahlen für 2021 liegen die USA mit 801 Milliarden US-Dollar direkten Militärausgaben an der Spitze, gefolgt vom aufholenden China mit 292 und Indien mit 76. Großbritannien gab mit 68,4 Milliarden noch rund 2,5 Milliarden mehr aus als Russland vor der Ukraine-Invasion, Frankreich und Deutschland liegen mit rund 56 Milliarden fast gleichauf, allerdings nicht mit vergleichbaren Ergebnissen.
Inzwischen finden sich im Internet "Träumer", die die mutmaßlichen globalen Militärausgaben theoretisch auf fabelhafte Pro-Kopf-Einkommen für jeden der acht Milliarden Erdenbürger umrechnen wollen, was leider zu schön wäre, um jemals wahr zu werden. Allerdings würde es der Welt und uns allen guttun, dem Thema Krieg und Umwelt die ihm gebührende Priorität einzuräumen.