George W. Bush als Pik As
Greenpeace bannt die "bösen Buben" in Sachen Nuklearwaffen nach US-Vorbild auf ein Kartenspiel
Es muss nicht immer alles schlecht sein, was von der US-Army kommt. Das kürzlich präsentierte Kartenspiel, das US-Soldaten helfen soll, ranghohe irakische Politiker leichter zu identifizieren, hielten Greenpeace-Aktivisten für eine ausgezeichnete Idee. Anlässlich der noch bis 9. Mai in Genf laufenden Internationalen Vorbereitungskonferenz zur Zukunft des Atomwaffensperrvertrags verteilten die Umweltaktivisten nun ihre eigene Version des Spiels.
1968 wurde der von den so genannten Verwahrmächten USA, Großbritannien und der Sowjetunion ausgehandelte Atomwaffensperrvertrag und verabschiedet. Bis Ende 2002 ratifizierten 188 Staaten das von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) überwachte Abkommen. Dieses verbietet es Atommächten, Nuklearwaffen an Nicht-Atommächte weiterzugeben, denen die Produktion und der Erwerb dieser Waffen untersagt wurde. Am Ende einer - der alle fünf Jahre stattfindenden - Überprüfungskonferenz sagten die fünf offiziellen Atommächte (USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China) im Mai 2000 schließlich die Reduktion respektive die völlige Beseitigung ihrer Arsenale zu - allerdings ohne Terminangabe.
Tatsächlich hat sich bis heute nur wenig bewegt. Auf dem Herzbuben des Greenpeace-Kartenspiels wird vermerkt: "1968 gab es weltweit ungefähr 38.000 Nuklearwaffen. Heute sind es rund 30.000." Pik As George W. Bush hält in seinem Land noch etwa 10.600 Nuklearwaffen, gerade wurde die US-Atomwaffen-Produktion neu gestartet. Herz As Wladimir Putin besitzt 18.000 Waffen, China rund 400, Frankreich immerhin noch 350, gefolgt von Großbritannien mit 200. Auch jene Staaten, die bis jetzt nicht den Atomsperrvertrag unterzeichnet haben, wurden natürlich mit Karten bedacht. Israel verfügt danach über 200 (Israels Atompolitik), Pakistan über etwa 50 und Indien würde rund 30 Atomwaffen halten.
Besonders brisant ist derzeit die Drohung Nordkoreas, gänzlich aus dem Vertrag auszusteigen, was grundsätzlich rechtlich möglich wäre. "Nordkorea nutzt den Atomwaffensperrvertrag vor allem, um wirtschaftliche Hilfe zu erpressen, konstatierte Jozef Goldblat vom International Peace and Research Institut in Genf am Rande der Konferenz. Greenpeace fordert in dieser Krise wiederum stärkeres diplomatisches Engagement. So müsse Nordkorea unbedingt als deklarierter "Nicht-Nuklearwaffen-Staat" in das Abkommen zurückgeholt werden. Ein "Nicht-Agressions-Pakt" zwischen den USA und Nord Korea könnte ein Schlüssel zur Lösung dieser Krise sein, heißt es in einem Greenpeace-Papier.
Mit der Kartenspiel-Kampagne will Greenpeace auch Tendenzen entgegen wirken, die auf ein Aufweichen des Atomwaffensperrvertrages bei der nächsten Überprüfungskonferenz 2005 hindeuten. "Sie können uns als altmodisch bezeichnen, aber wir glauben dass eine Lektion aus der Irak-Krise sein muss, dass internationale Gesetze und Verträge strenger werden müssen und keinesfalls aufgeweicht werden dürfen", heißt es in einer Greenpeace-Aussendung.
Bei der Genfer Konferenz wurden an die Delegierten rund 600 Greenpeace-Spiele verteilt. "Wir hatten keine einzige negative Reaktion - nicht einmal von der US-Delegation", berichtete William Peden, Sprecher der Greenpeace "International Disarmament Campain". Im Gegenteil, die Delegierten würden die Karten sogar gerne für ihre Reden benutzen.