Gesicht zeigen für das Recht auf Abtreibung
Seite 2: Über gesellschaftliche Zustände reden, die einen Schwangerschaftsabbruch überflüssig machen
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Wenn es heute eine neue Kampagne gibt, sollte man diese historischen Reminiszenzen beachten, aber auch die Unterschiede nicht negieren. Zumindest in den mitteleuropäischen Gesellschaften sind es in der Mehrheit nicht mehr die proletarischen Frauen aus den dunklen Hinterhäusern, die mit einer Abtreibung verhindern wollen, dass die Familie noch mehr an Hunger leidet.
Heute geht eher um die Lebensplanungen der Frauen, die mit der Kindererziehung im Widerspruch stehen. Es ist das Recht dieser Frauen, selber entscheiden zu wollen, wie sie ihr Leben gestalten wollen. Das macht auch noch mal deutlich, dass auch heute noch die Erziehung der Kinder oft an den Frauen hängen bleibt. Es wäre daher Aufgabe einer gesellschaftlichen Diskussion, das zu ändern.
Dabei könnte durchaus auf manche Konzepte von Kollontai zurückgegriffen werden. Angesichts der heutigen Möglichkeiten, ungewollte Schwangerschaften zu verhütten, was durchaus nicht nur eine Aufgabe der Frau sein sollte, und der gesellschaftlichen Möglichkeiten, Kindererziehung von der biologischen Mutter zu entkoppeln, könnte es durchaus realistisch sein, dass Schwangerschaftsabbrüche überflüssig werden. Aber nicht, weil sie mit Strafe bedroht sind, sondern weil die gesellschaftlichen Zustände so sind, dass sie niemand mehr in Anspruch nimmt.