"Getötet, so wie unser Herr es in seinem Buch vorgeschrieben hat"

Gebiete unter der Kontrolle von Boko Haram. Karte: 햄방이. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau bestätigt in einem Bekennervideo den Genozid am "Volk von Baga"

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Anfang Januar löschte die salafistische Anti-Bildungs-Sekte Boko Haram mindestens 16 Ortschaften in Nigeria aus. Wie viele Tote es dabei gab, ist immer noch nicht bekannt, weil Boko Haram in den von der Gruppe eroberten Gebieten Mobilfunkmasten zerstört. Am 15. Januar kam die Menschenrechtsorganisation Amnesty International anhand von Satellitenaufnahmen zum Ergebnis, dass zumindest die Ortschaften Baga und Doro Gowon praktisch vollständig abgebrannt wurden.

Nun bestätigte auch der Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau in einem etwa 35 Minuten langen und mittlerweile schon wieder von den bekannten Portalen gelöschten Bekennervideo, dass seine Salafisten das "Volk von Baga" umbrachten, "so wie unser Gott es in seinem Buch vorgeschrieben hat". Danach kündigte er noch wesentlich größere Massaker an.

In den letzten Tagen kam es in den nordkamerunischen Ortschaften Mokolo und Bonderi zu schweren Zusammenstößen zwischen Boko-Haram-Dschihadisten und Regierungssoldaten. Dabei entführte die Terrorgruppemehrere Dutzende Menschen. Einige konnten inzwischen befreit werden, andere wurden wahrscheinlich über die Grenze nach Nigeria verschleppt. Bei den Kämpfen gelang es einer Spezialeinheit nach Angaben des kamerunischen Präsidenten Paul Biya auch, einen im Juli 2014 im nigerianischen Bundesstaat Adamawa entführten deutschen Lehrer zu befreien.

Vertreter der Regierungen Nigerias, Kameruns, des Tschad und des Niger trafen sich gestern in Niamey, um über eine Verbesserung der Zusammenarbeit beim Kampf gegen Boko Haram zu sprechen. Dass diese Zusammenarbeit noch verbessert werden kann, zeigte sich unter anderem daran, dass sich eine in Baga stationierte gemeinsame Anti-Terror-Einheit beim Angriff der Dschihadisten aus dem Staub machte und kurz darauf aufgelöst wurde.

Nun soll eine neue Truppe im Rahmen der Afrikanischen Union gebildet werden. Der bürgerkriegserfahrene tschadische Präsident Idriss Déby hat bereits vorab Truppen aus dem Tschad entsandt, die bei der Verfolgung der Dschihadisten helfen sollen.

Abubakar Shekau verhöhnt den kamerunischen Präsidenten deshalb im Video als furchtsamen Schwächling, der auf die Hilfe Débys angewiesen ist. Mahamadou Issoufou, den Präsidenten des Niger, verspottet der Boko-Haram-Anführer wegen dessen Zusammenarbeit mit Frankreich, wo die neuen Charlie-Hebdo-Mohammedkarikaturen erschienen, die im Niger letzte Woche zu Unruhen mit mindestens zehn Toten führten.

Angesichts der Waffen die Boko Haram mittlerweile erbeutet habe, sind die "Könige von Afrika" Shekaus Ansicht nach "spät dran". Er sei für Angriffe bereit und fordere sie heraus. Außerdem verbrennt der Salafistenführer in dem Clip unter Allahu-Akbar-Rufen eine nigerianische Flagge und erklärt das Land und dessen Verfassung für "tot".

Am 14. Februar steht in Nigeria die Wiederwahl des Parlaments und des Staatspräsidenten Goodluck Jonathan an. Jonathan ist ein christlicher Ijaw aus dem Nigerdelta. Er wird von Muhammadu Buhari herausgefordert - einem moslemischen Fulbe aus dem Bundesstaat Katsina.

Buhari muss allerdings mit dem Nachteil leben, dass ein Teil seiner potenziellen Wähler nicht mit abstimmen kann, weil deren Wohnorte im Boko-Haram-Kalifat liegen, das inzwischen größer als Irland ist. Dort sollen 1,7 Millionen Sunniten verblieben sein, während 1,5 Millionen Menschen geflüchtet sind.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.