"Gigantische Auswirkungen"

Seite 3: Ausbau der Oder

Für Gutachter Bastian Schuchardt ist "absolut klar", dass ein solcher Container-Hafen nur mit einer grenzübergreifenden Umweltverträglichkeitsprüfung gebaut werden kann. Schuchardt weist aber noch auf eine andere Baustelle hin, nämlich den Ausbau der Oder: "Das sind zwei Vorhaben, die sich gegenseitig verstärken".

Viele der angelieferten Container sollen über den Grenzfluss zu Deutschland ins Landesinnere verschifft werden. Polen hatte im März damit begonnen, auf einem Abschnitt von 15 Kilometer Länge 60 Buhnen komplett zu erneuern. Dadurch soll die Fließgeschwindigkeit erhöht werden, damit sich der Fluss tiefer eingräbt und so ein tieferes Fahrwasser ermöglicht.

Allerdings hat das gravierende Auswirkungen auf die Natur. "Wenn die Oder tiefer fließt, zieht sie das letzte Wasser aus den Auen", erklärt Michael Tautenhahn, stellvertretender Leiter des Nationalparks "Unteres Odertal". Wenn die Auen trocken fallen, zerstört das den einzigen Auen-Nationalpark Deutschlands. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hatte deshalb Widerspruch gegen die Arbeiten am Grenzfluss eingelegt. Trotzdem rollen die Bagger weiter.

Und auch am geplanten Hafenstandort wird derzeit schon gearbeitet: Für 426 Millionen Euro baut der österreichische Baukonzern PORR den bestehenden Flüssiggas-Hafen aus. Der war 2011 an der Nordwestspitze der Insel Wolin begonnen worden, seit 2015 liefert das "Lech-Kaczyński"-Terminal Erdgas. Die Kapazität zur Wiederverdampfung liegt bislang bei fünf Milliarden Kubikmeter pro Jahr, jetzt soll sie bis 2023 auf 8,3 Milliarden ausgebaut werden.

"Angesichts des Ukraine-Krieges begrüßenswert", sagt Helmut Scholz, Europaabgeordneter der Linken, "das bedeutet aber auch, es werden ohnehin mehr Schiffe anlegen, es wird noch mehr Druck auf die Umwelt geben". Beteiligt am Ausbau ist auch der deutsche Konzern TGE Gas Engineering. Denkbar ist, eine Leitung vom LNG-Terminal nach Deutschland zu verlegen, denn die Koppelstelle, an der die wegen des Ukraine-Krieges nicht mehr genutzte Leitung Nordstream 2 ankommt, liegt nur 50 Kilometer Luftlinie entfernt.

Allerdings müsste diese Pipeline durch den Naturpark Usedom verlegt werden. Zu dem gehören auch das Achterwasser, der Nordteil des Stettiner Haffs, die Flachwasserbereiche der Ostsee an der Peenemündung. Ein neuer Hafen für Container ist für Naturschützer genauso ein Horrorszenario, wie eine Erdgasleitung über die "grüne Insel".

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