Glamour im Wüstensand

Seite 2: Wandel zur Non-Oil-Economy

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Eine ehrgeizige Zielvorgabe namens "Dubai Industrial Strategy 2030" soll bei der Transformation des einstigen Ölstaats helfen. Sechs Industriesektoren wurden identifiziert, die für den wirtschaftlichen Wandel stehen. Diese Sektoren sind: Luftfahrt; Schiffe; Pharmazeutika und medizinisches Gerät (The Future of Health); Metallindustrie; Maschinen/Geräte und Konsumgüter. Beim Auf- und Ausbau der Metallindustrie setzt der Emir in erster Linie auf die Stahl- und Aluminiumproduktion; mit DUBAL betreibt der Stadtstaat bereits eine der größten Aluminiumschmelzen weltweit.

Derweil halten staatliche Großprojekte und projektwirtschaftliche Engagements privater Investoren die Konjunktur am Leben, sichtbar wird das in den Malls und Marinas, den Vergnügungsparks und ausgedehnten Wohnanlagen; spektakulär sind die surrealistischen Wasserwelten mit ihren künstlichen Villenquartieren (The Palm Jebel Ali, The Palm Deira) und noblen Ferienhäusern. Das milliardenschwere Bauprojekt "Dubai Waterfront" soll in zehn luxuriösen Wohnvierteln dereinst 750.000 Menschen beherbergen.

Die Ankündigung der Expo 2020 konnte einen weiteren Einbruch der Immobilienpreise vorerst verhindern; wie es scheint, beginnen Projektentwickler und Bauunternehmer erst allmählich auch zu begreifen, dass Bedarf an erschwinglichem Wohnraum besteht, denn der bisherige Fokus lag fast ausschließlich auf dem Luxussegment. Prognosen sagen schon Einbrüche nach der Expo 2020 als "wahrscheinlich" voraus, im Bausektor müsste jedenfalls dringend neu justiert werden

Expo 2020: Die Welt zu Gast am Golf

Der Starttermin der Expo im Oktober 2020 rückt unterdes näher. Projekte im Vorfeld der Weltausstellung befeuern die Konjunktur, aber die Frage ist, wie nachhaltig die Strahlkraft sein wird. Am Motto wird es nicht liegen, "Connecting Minds, Creating the Future" lautet die Losung, mit der sich Dubai vom 20. Oktober 2020 bis zum 3. April 2021 als moderne internationale Metropole mit zukunftsweisendem Schub und den Visionen einer besseren Welt präsentieren will.

Den Zuschlag für die Weltausstellung in Dubai erhielten die Vereinigten Arabischen Emirate im November 2013 und das bedeutet: Die Expo wird zum ersten Mal in der Region Nahost/Nordafrika/Südasien stattfinden und erstmals in einem arabischen Land.

Eingängige Wahlsprüche wie "The world is better when we act together" oder "Are you ready to save the earth?" stimmen potenzielle Besucher auf das Mega-Event im kommenden Jahr ein. Drei Unterthemen: Sustainability, Mobility und Opportunity fächern das Leitmotiv auf (deutsch: Nachhaltigkeit, Mobilität und Chancen resp. Zukunftsfähigkeit). Jedem Unterthema ist ein großer zentraler Pavillon gewidmet. Mit dem Design der Anlage sollen dem Konzept zufolge auch die wechselseitigen Abhängigkeiten und die partnerschaftliche Zusammenarbeit symbolisiert werden. Den Zuschlag für die Aufgabe, den Masterplan für das Event am Golf zu entwickeln, erhielt das US-amerikanische Konsortium Hellmuth, Obata+Kassabaum (HOK).

Drohnen-Aufnahme der Expo 2020 mit Animation der Gebäude

HOK fungiert als Lead Designer für das Masterplanungsteam, die Aufgabenstellung: Ein Gesamt-Layout, das sich noch über die Lokalität der eigentlichen Expo hinaus ausweitet.

"Connecting Minds, Creating the Future"

Die Grundidee soll auch optisch überzeugen: Für die drei zentralen Themenpavillons etwa hat man die Form von Blütenblättern gewählt. Deren Look kommt aus bekannten Architekturbüros, die Designentwürfe stammen hier von Foster+Partners, Nicholas Grimshaw und Santiago Calatrava. Dreh- und Angelpunkt der Expo ist ein effektvoll gestalteter Fokus namens "Al Wasl Plaza", der die Themenpalette verknüpft. Der Name ist auch hier Programm: Al Wasl lautet die alte arabische Bezeichnung für Dubai und bedeutet "Verbindung".

Vom Zentrum aus zieht es die Besucherströme hinaus zu den drei ausgreifenden Zonen, die die Unterthemen repräsentieren. Die kleineren Ausstellungsflächen sind alle kunstvoll zum Zentrum hin gruppiert, um den Fußgängerfluss und die Interaktion zu unterstützen. Die Anlage ist inspiriert von der Gestaltung eines traditionellen arabischen Souks. Jedes teilnehmende Land wird seinen eigenen Pavillon haben.

Die Al Wasl Plaza soll die drei Themenfelder Opportunity, Sustainability und Mobility mit den anderen Hauptbereichen, darunter die Metroverbindung Dubai Metro und der VAE-Pavillon, durch sieben Ein- und Ausgänge verbinden. Hier im Zentrum werden bedeutende Veranstaltungen wie die Eröffnungs- und Abschlusszeremonie stattfinden. Im April 2017 erhielt die Öffentlichkeit einen ersten Blick darauf, wie sich Al Wasl voraussichtlich entwickeln würde. Eine Kuppel ist so konzipiert, dass sie bei Nacht als 360-Grad-Bildschirm funktioniert und Bilder auf Tausende von Besuchern im Innen- und Außenbereich projiziert. Das mit Springbrunnen, Wasserfällen, Parks und palmengesäumten Innenhöfen gefüllte Gewölbe (dome) wird sich oben teilweise zum Himmel öffnen.

Das Konzept der Expo im Golfstaat wartet überdies mit einer weiteren Neuheit auf. Das Expo-Design ist als Stadt in der Stadt entworfen; die Anlage will damit auch ein Beispiel dafür geben, das Thema Nachhaltigkeit in die Praxis umzusetzen.

Dubai South soll Vorzeige-Modell einer Stadtentwicklungszone mit seinen Wohnquartieren, Freizeitparks, Hotels, Einkaufszentren, Service-Unternehmen (Logistik etc.) und Industriebetrieben werden. Nach der Weltausstellung kann das reine Expo-Areal für Messen, Konferenzen und Großveranstaltungen genutzt werden. Expo-Sprecherin Courtney Trenwith erklärt den Gedanken so: "Wir bauen eine Stadt, die zufällig eine Expo ausrichtet, nicht andersherum, wie es früher der Fall war."

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