Gleichzeitig drahtlos und freihändig telefonieren

Headset für DECT-Telefone

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Der eine hat beim Telefonieren gerne die Hände frei und bevorzugt deswegen ein Headset, der andere möchte sich nicht in Kabeln verheddern und will deshalb ein Schnurlostelefon. Das allerdings muss er dann wieder mit einer Hand ans Ohr halten. Lästig, wenn Anrufe genau beim Kochen oder Arbeiten eintreffen. Ein Headset fürs Schnurlos-Telefon ist möglich, doch dann ist es ja nicht mehr schnurlos. Ein drahtloser Bluetooth-Kopfhörer für ein DECT-Schnurlostelefon wäre technischer Overkill. Aber wie wäre es denn mit einem DECT-Headset, das sich direkt in die Telefonanlage einklinkt?

Von Headset-Spezialisten Plantronics wurde schon vor geraumer Zeit ein Headset angekündigt, das nicht mit Bluetooth, sondern mit DECT arbeitet. Es soll sich über den Standard GAP in gängige DECT-Telefonanlagen einklinken können, ob diese nun analog oder an ISDN angeschlossen sind. Während das Modell CS60 mit einer eigenen DECT-Basisstation knapp 300 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer kostet, ist das C65 zum halben Preis „solo“ ohne Gegenstück und kann an GAP-kompatiblen Basisstationen betrieben werden. Allerdings wurde das Gerät bis heute nicht in freier Wildbahn gesichtet.

DECT-Headset „Freetec 108“ mit Ladegerät (Bild: W.D.Roth)

Beim Versandhändler Pearl gibt es dagegen ein Headset der unbekannten Marke Freetec, das ähnliches bieten sollte. Telepolis testete das A 108 im praktischen Redaktionsbetrieb. Zwar hat das Gerät in der Bedienung ein, zwei Schwachstellen, insgesamt kann es jedoch gute Dienste leisten.

Was einem Headset gegenüber einem normalen Telefon fehlt, ist schon mal offensichtlich: es hat keine Telefontastatur. Damit kann man ausschließlich eingehende Gespräche annehmen – hinaus wählen kann man nicht. Will man das haben, so sollte man lieber zu einem Kopfhörer greifen, der mit einem normalen Schnurlostelefon zusammenarbeitet. Ersatzweise kann man natürlich auch die Verbindung mit einem normalen Telefon aufbauen und dann innerhalb einer Telefonanlage intern vermitteln oder eine Dreierkonferenz aufbauen. Dieses ist jedoch etwas umständlich.

Das Freetec-Headset hat nur drei Bedienelemente:

  1. einen großen Druckknopf, der durch kurzes Drücken Gespräche annimmt oder wieder auflegt, während durch längeres Drücken das Gerät ein- oder ausgeschaltet wird.
  2. einen kleinen, versenkten Knopf, den man mit einem Kugelschreiber drückt, um das Gerät an der Basisstation anzumelden. Mangels Tastatur für die PIN-Nummer muss diese zuvor kurzfristig auf 0000 eingestellt werden.
  3. und einen Lautstärkeregler.

Letzterer ist bereits einer der Schwachpunkte des DECT-Headsets: wenn man ihn wie in der Anleitung beschreiben hin- und herbewegt, wird die Wiedergabe des Headsets zwar tatsächlich lauter und leiser, doch nicht bei jeder Tastenbewegung. Es gibt nur drei Lautstärkestufen, und nachdem die Betätigung jeweils durch ein lautes Piepen bestätigt wird, kann man die Lautstärke nicht regulieren, während der Hörer auf dem Ohr sitzt: Durch den dann zu lauten Piepton hört man zunächst einige Sekunden nichts mehr und kann so kaum feststellen, ob es nun wirklich lauter oder leiser geworden ist.

Bitte nicht nachmachen: Blick ins Innere des DECT-Headsets! Rechts die Mikrofonkapsel, der goldene rechtwinklige Draht ist die Antenne. (Bild: W.D.Roth)

Aus dem gleichen Grund kann man das Headset trotz geringen Gewichts nicht einfach zwischen Gesprächen auf dem Ohr sitzen lassen: die Klingellautstärke lässt sich nämlich nicht einstellen. Sie ist zwar als Kompromiss zwischen guter Hörbarkeit, wenn das Telefon auf dem Tisch liegt, und dem Vermeiden eines Ohrenschadens, wenn es auf dem Ohr sitzt, relativ gering – doch immer noch zu hoch, wenn das Headset wirklich auf dem Ohr sitzt. Man muss es also in die Tasche stecken oder auf den Tisch legen, beim Klingeln zunächst den Anruf annehmen, was einen weiteren zu lauten Bestätigungs-Piepton auslöst und erst dann aufs Ohr setzen. Hier wäre mehr Flexibilität wünschenswert gewesen, wie beispielsweise den Klingelton ebenso wie den Bestätigungston beim Tastendrücken komplett abschalten zu können – schließlich reicht es ja, wenn ein anderes Telefon innerhalb Hörweite klingelt, was zumindest innerhalb des Hauses normalerweise gegeben sein dürfte.

Die Reichweite erreicht fast, aber nicht ganz die Werte normaler DECT-Telefone: Es kommt schon einmal zu kurzen Aussetzern, wenn man in den hintersten Kellerecken mit dem Gerät herum läuft. Für den, der es auf dem Ohr hat, ist dies allerdings akustisch nicht unangenehm, es gibt keine lauten Geräusche bei Empfangsaussetzern. Es kann allerdings für die Gegenseite irritierend sein und auch bei längeren Aussetzern zum Gesprächsverlust führen. Zugegeben kommt man mit dem Headset leichter in dieser Situation, weil man auch im Gespräch mehr herumläuft, als man es mit einem normalen auch schnurlosen Telefon tun würde und so auch mit dem Telefon auf dem Ohr an die Tür rennt, wenn Post, Staubsaugervertreter oder Rundfunkgebührenbeauftragte davor stehen.

Das Gerät kann ungefähr zwei Tage in Standby bleiben, bevor es wieder aufgeladen werden muss. Sprechen kann man mit einer Akkuladung laut Herstellerangabe vier Stunden, für Berufsquatscher also zuwenig, aber für den, der nur gelegentlich von Anrufen heimgesucht wird, akzeptabel – über Nacht kann dann wieder geladen werden.

DECT-Headset weiter zerlegt: Das rechts mit der Beschriftung „3,7 V“ ist der Akku. Darüber der Lautsprecher. Akkuwechsel: chancenlos. (Bild: W.D.Roth)

Ein Ladegerät wird mitgeliefert. Wie lange der eingebaute Lithium-Ionen-Akku ohne Einbußen funktionsfähig bleibt, ist natürlich nicht bekannt. Austauschen lässt er sich leider nicht, zumal es keine gängige Größe oder Bauform ist. Zudem ist das ganze Gerät so miniaturisiert, dass auch Elektronikbastler besser nicht über Lötarbeiten nachdenken sollten.

Die akustische Qualität ist dagegen gut, wozu auch der lange Mikrofonarm beiträgt, bei dem es sich nicht nur um einen Stummel handelt wie bei vielen Bluetooth-Headsets. Irritierend ist allerdings die Anleitung, die von grünem Licht nach ausreichendem Laden spricht, doch verschweigt, dass hierzu das Telefon bereits bei der DECT-Basisstation eingebucht sein muss. Das soll man aber erst nach dem ersten Aufladen machen. So, wie der schnurlose Hörer aus der Verpackung kommt, kann man ihn dagegen monatelang laden, ohne dass irgendetwas grün wird.

Perfekt ist das Gerät also nicht, aber wer beim Telefonieren die Hände frei haben muss, beispielsweise weil er Gesprächsnotizen in den Computer tippen muss, und dabei nicht auf ein Telefon mit Lautsprecher zurückgreifen kann – beispielsweise, weil er nicht alleine im Büro sitzt –, findet in dem DECT-Headset jedenfalls einen nützlichen Zubehörartikel, den er an eine vorhandene Schnurlos-Basisstation nach GAP-Standard anschließen kann.