Grenzkonflikt zwischen Pakistan und Afghanistan

Keine guten Nachrichten aus Afghanistan

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In Afghanistan haben die Taliban ihre angekündigte Frühjahrsoffensive begonnen. In den letzten Tagen hat sie bereits 8 Todesopfer unter den Isaf-Streikräften gefordert, darunter befand sich auch ein deutscher Soldat der KSK. Während Politiker der Regierungskoalition dafür plädieren, den Einsatz wie geplant weiterzuführen, und der verteidigungspolitische Sprecher der SPD, Rainer Arnold, betonte, dass "statistisch" die Lage in Afghanistan in den beiden vergangenen Jahren eigentlich sicherer geworden sei, meinte der verteidigungspolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour, dass der Abzug aus Afghanistan sei "das schwierigste und gefährlichste, was die Bundeswehr je gemacht hat".

Mit dem Abzug werden die Gefahren für die verbleibenden Isaf-Soldaten weiter wachsen. Neben der Unsicherheit, die in Teilen des Landes herrscht, und der schwachen, von Korruption geprägten Zentralregierung - Präsident Karsai bestätigte die CIA-Gelder und forderte die weiteren Zahlungen - schwelt seit Tagen ein Konflikt mit Pakistan, der die Lage weiter verschlechtern könnte. Heute haben sich wieder afghanische und pakistanische Soldaten in Goshta an der Ostgrenze Afghanistans in der Provinz Nangarhar beschossen.

Angeblich haben afghanische Soldaten das Feuer eröffnet, als pakistanische Soldaten ein Tor reparieren wollten, das am Donnerstag bei einem ersten Vorfall beschädigt worden war. Die afghanische Regierung hatte zuvor Pakistan aufgefordert, keine militärischen Einrichtungen mehr zu errichten. Daran hätten sich die Pakistaner gehalten, weswegen es zum Schusswechsel gekommen sei. Nach afghanischer Darstellung sind dabei mehr als 30 pakistanische Soldaten getötet oder verwundet worden. Inzwischen wurde die afghanische Truppenpräsenz in der Region verstärkt.

Am Donnerstag zuvor war bei der Schießerei an der umstrittenen Grenze ein afghanischer Soldat getötet worden, was zu Protesten in Kabul und im östlichen Afghanistan geführt hat. Präsident Karsai pries das Märtyrertum des Soldaten, der den Boden Afghaistans verteidigt habe. Und er rief die Taliban dazu auf, "ihre Waffen gegen die Feinde ihres Eigentums" zu richten. Der Streit dreht sich um den Grenzverlauf. Pakistan hat auf der so genannten Durand-Linie in diesem Gebiet Grenzbefestigungen errichtet, die von Afghanistan nicht anerkannt werden. Karsai erklärte am Samstag, Afghanistan habe die von den Briten 1893 gezogene Demarkationslinie nie anerkannt.

Pakistan hatte am Samstag erklärt, der umkämpfte Wachtposten sei Teil einer verbesserten Grenzüberwachung, um Aufständischen die Überquerung der Grenze zu verwehren. Das käme beiden Ländern zugute. Die US-Regierung drängt die pakistanische Regierung auch dazu, die Grenzen stärker zu überwachen, weil die Taliban in Afghanistan die pakistanischen Grenzgebiete als Rückzugsgebiete nutzen. Dort werden gegen diese auch bewaffnete Drohnen eingesetzt. Die afghanische Regierung fordert jedoch, die Aufständischen im Inneren Pakistans zu bekämpfen, wo sie sich niedergelassen haben, und nicht an der Durand-Linie.

Jagd auf CIA-Spione in Grenzgebieten

Dazu kommt noch eine schlechte Nachricht für die Isaf-Länder. Die Taliban verfolgen, wie Ihsanullah Tipu Mehsud in Asia Times berichtet, schon lange angebliche Spione der Amerikaner in den Grenzgebieten und töten - durch Hängen, Köpfen oder Sprengwesten -, foltern oder vertreiben sie. Die Jagd auf die Spione soll nun verstärkt werden, haben Taliban-Kommandeure angekündigt. Die lokale Bevölkerung werde nun von den Taliban und von den US-Drohnen bedroht. Tatsächlich sind die Amerikaner auf lokale Informanten angewiesen, die ihnen gegen Geld Aufenthaltsorte von verdächtigen Aufständischen mitteilen und Häuser oder Fahrzeuge markieren, so dass sie dann von den Drohnen beschossen werden können. Aufklärung nur mit Drohnen ist kaum möglich.

Talibanchef Abu Omar hatte letztes Jahr gesagt, dass es sich bei den Spionen mittlerweile um Afghanen handele, die über die Grenze kommen, um Ziele auszukundschaften. Die lokale Bevölkerung würde dies angeblich aufgrund der strengen Bestrafung durch die Taliban nicht mehr machen. Die Taliban zeichnen die "Geständnisse" der vermeintlichen Spione auf. Sie würden zwischen 150 und 450 US-Dollar pro Drohnenangriff erhalten. Eine 2010 gegründete Taliban-Gruppe mit dem Namen Lashkar-e-Khurrassan, die "Spionagenetze" aufdecken sollte, ist mittlerweile auf Druck der Stammesführer wieder aufgelöst worden, weil auch unschuldige Menschen verfolgt und grausam bestraft wurden. Danach wurde Shura-e-Muraqaba aufgestellt, die wieder Spione entlarven, aber auch verhindern soll, dass Unschuldige bestraft werden. Auf Flugblättern waren alle Islamistengruppen gewarnt worden, dass nur noch die neue Einheit Spione ergreifen dürfen.