Griechenland: Das Leiden der Flüchtlinge geht weiter

Seite 2: Der Kontrast - das Lager Schistos

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Im Gegensatz dazu steht das vom Militär kontrollierte, staatliche Lager Camp Schistos, etwa zehn Minuten Fahrstrecke von Piräus entfernt. Es liegt in einer ehemaligen Kaserne des Heers und wurde innerhalb von nur 10 Tagen im Februar als vorläufiges Zwischenlager für Flüchtlinge errichtet.

Es bietet neben den Kasernengebäuden, in denen bevorzugt Kinder untergebracht werden, Zweizimmerzelte für Familien und Großzelte für allein Reisende. Der Zugang wird vom Militär und der für Verhaftungen bereit stehenden Polizei kontrolliert.

Die Lagerkapazität wird mit 2.000 bis 4.000 Personen angegeben. Tatsächlich leben 1.971 Insassen, davon knapp 800 Kinder hier. Es sind fast ausschließlich Afghanen, so dass es zu keinerlei ethnisch motivierten Konflikten kommt. Für Männer und Frauen stehen getrennte Toiletten und Duschanlagen zur Verfügung. Auf provisorisch eingerichteten Sportplätzen, einem Kinderspielplatz und in einem Kindergarten gibt es Freizeitmöglichkeiten.

Athen. Foto: Wassilis Aswestopoulos

Offenes Feuer ist verboten. Für das den Afghanen unverzichtbare Teekochen hat das Militär den Insassen eine Teeküche eingerichtet. Ein weiteres Gebäude wurde mit Steckdosen für das Aufladen der Mobiltelefone eingerichtet. Ein afghanischer Barbier hat einen kleinen, kargen Salon in einem Nebengebäude. Cateringunternehmen liefern im Auftrag des Staats die täglichen Mahlzeiten, Spenden sorgen dafür, dass es auch an Zwischenmahlzeiten nicht fehlt.

Verglichen mit den wilden Lagern in Eidomeni und Piräus wirkt Camp Schistos, welches die Insassen jederzeit verlassen und wieder betreten können, positiv. Dauerhaft würde jedoch niemand dort leben wollen. Zu den zahlreichen Problemen des griechischen Staats gehört, dass sich Anwohner, wie im westgriechischen Kalpaki, immer wieder vehement gegen die Errichtung solcher Einrichtungen zur Wehr setzen.