Griechenland: Drogen und Prostitution im Flüchtlingslager Moria

Seite 2: Moria - der Schandfleck

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Im Lager Moria dagegen betteln die Frauen um Windeln - nicht für ihre Babys, sondern für sich selbst. Sie haben berechtigte Angst, ansonsten vergewaltigt zu werden. Hier stehen nur einfarbige Wohncontainer mitten im Schlamm und von Zelten umgeben. In Moria gibt es zudem zweistöckige Container.

Der Schlamm im Lager ist allgegenwärtig. Die Wäsche der Bewohner, die in Karatepe nicht erkennbar war ist überall zum Trocknen aufgehängt. Moria ist hoffnungsvoll überfüllt. Die offizielle Zahl der Bewohner liegt konstant bei knapp weniger als 7000 Personen. Anfangs war das Lager für 1500 Personen Kapazität eingeplant worden, später bot es theoretisch für 2330 Personen Platz.

Lager Moria. Bild: W. Aswestopoulos

Früher, vor der Flüchtlingskrise, galt Moria als Traum für Wehrpflichtige, so sie das Pech hatten auf eine der griechischen Grenzinseln geschickt zu werden. Mitten in Olivenhainen nahe dem namensgebenden Dorf Moria war das Militärcamp großzügig für eine maximale Belegung mit 700 Soldaten ausgelegt worden. Es bot, verglichen zu den übrigen Kasernen auf der Insel, den maximalen Komfort. Heute wehren sich die Bewohner des Dorfes gegen die Bezeichnung "Moria" unter der das Lager bekannt ist.

Vor dem Lager ist die Polizeipräsenz massiv. Das nur knapp drei Kilometer näher an Mytilene liegende Lager Karatepe ist dagegen nur durch private Sicherheitsdienste geschützt. Über den Zugang zum Lager wachen zudem Mitarbeiter der NGOs. Unbefugten ist der Zutritt verboten. Somit ist es für Journalisten mit vollständiger Kameraausstattung außerordentlich schwierig, die Lage im Lager zu untersuchen.

Jedoch gibt es wie an so vielen Punkten Griechenlands immer einen Weg. Seitlich des mit Stacheldrahtverhau geschützten Lagers existieren wilde Zeltdörfer, in denen ein Teil der überzähligen Flüchtlinge und Immigranten unter denkbar schlechten Bedingungen untergebracht sind. Kaum jemand interessiert sich für eine Person, die zwischen der Mauer des Lagers und dem Zeltdorf entlang am Lager vorbei spaziert, sofern nicht erkennbar ist, dass es sich um einen Journalisten handelt. Am Ende des Wegs gibt es Löcher im Zaun, durch die der Zugang zum Lager möglich ist.

Das Lager selbst gilt als Hauptumschlagplatz für Drogen aller Art, als Hort der Prostitution und auch als Anlaufstelle für die Suche nach Flüchtlingsschleusern. Ein jüngst auf Lesbos ermordeter Immigrant war in der Vergangenheit bereits als Schleuser aktenkundig. Er verbüßte eine kurze Strafe im Gefängnis und fuhr danach mit seinen Geschäften, zu denen mutmaßlich auch weitere kriminelle Aktivitäten zählten fort. Sein Tod wird mit konkurrierenden Interessen von Mitstreitern in Verbindung gebracht.

Vor den Augen der NGOs spielt sich das Drama der (Zwangs)prostitution ab

Die Frage, wie die Drogen nach Moria kommen beschäftigt viele auf der Insel. Hinter mehr oder weniger hervorgehaltener Hand erklären die Insulaner, dass ihrer Meinung nach auch Mitarbeiter von NGOs zu den Schmugglern zählen. Buchstäblich vor den Augen der NGOs spielt sich jedenfalls das Drama der (Zwangs)prostitution ab, wenn man zahlreichen unabhängig darüber berichtenden Insulanern mit vollkommen unterschiedlicher Vita Glauben schenken darf. Es ist ein Thema, bei dem eine präzisere Berichterstattung an ihre Grenzen stößt. Denn nicht wenige der Gesprächspartner auf der Insel wurden bereits körperlich bedroht oder tätlich angegriffen.

Niemandem scheint es möglich zu sein, zumindest Minderjährige und geistig Behinderte vor der sexuellen Ausbeutung zu schützen. Telepolis ist der Fall einer geistig unterentwickelten, jedoch überaus attraktiven Flüchtlingsfrau bekannt, die gleich mehrfach das Opfer einer Massenvergewaltigung wurde. Erst durch persönlichen Einsatz eines moslemischen Geistlichen konnte eine Verlegung der Frau von der Insel in ein geschütztes Wohnen auf dem griechischen Festland erreicht werden.

Zwischenzeitlich befand sich die Frau in der Obhut einer NGO-Mitarbeiterin, wurde jedoch von dieser wieder vor die Tür gesetzt. Grund war ein Panikanfall mit anschließender Randale der jungen Frau, den sie erlitt, als der Lebensgefährte der NGO-Betreuerin an ihre Zimmertür klopfte. Dokumentiert ist zudem ein Fall, bei dem eine siebenundzwanzigjährige NGO-Mitarbeiterin einen fünfzehnjährigen Flüchtlingsjungen zu sich nach Hause nahm und diesem offenbar körperlich zu nahe kam.

Derartige Geschichten werden auf Lesbos von Kritikern der NGOs gern als Beleg für deren angeblich komplett dubiose Tätigkeit angeführt. Eher selten wird erwähnt, dass die Freier der ausgenutzten Prostituierten beiderlei Geschlechts überwiegend in den Dörfern der Insel zu finden sind und dort ein Leben als angesehene Familienväter führen. Der Preis für die sexuelle Dienstleistung liegt dabei in der Regel bei fünf Euro.

Die teuer bei privaten Catering-Diensten eingekaufte Verpflegung im Lager ist denkbar schlecht. Mal gibt es zum Frühstück ein trockenes Fladenbrot ohne Aufschnitt jedoch samt Apfel und Wasserflasche. Ein anderes Mal wird im zerknitterten Aluminiumbecher ein undefinierbares und offensichtlich ungenießbares Bohnengericht gereicht. Hin und wieder gibt es verschimmelte Kartoffeln mit Würmern als unfreiwillige Fleischzugabe. Es ist unübersehbar, dass die von der EU und Spendern überwiesenen Millionen an Geldgaben für Flüchtlinge denkbar besser verwertet werden könnten.

Jede Essensausgabe ist mit ermüdendem Schlangestehen verbunden, was im übervölkerten Lager für weiteren Konfliktstoff sorgt. Wer zu schwach ist, kommt bei diesem Überlebenskampf zu kurz.