Griechenland: Drogen und Prostitution im Flüchtlingslager Moria

Seite 3: NGOs im Visier

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Eigentlich sollten ihrem eigenen Anspruch gemäß die NGOs die Schwachen schützen. Es ist unbestritten, dass viele der Hilfsdienste ihrer Aufgabe entsprechend ihren eigenen Mitteln auch nachkommen. Ebenso selbstverständlich ist es aber bereits anhand der statistischen Wahrscheinlichkeit, dass unter den 2015 gezählten 122 Hilfsorganisationen auch schwarze Schafe existieren und dass unter den Mitarbeitern der eine oder andere private Interessen verfolgt.

Wenn dann Szenen dokumentiert werden, in denen Mitarbeiter einer Flüchtlingsorganisation in einem einer Stiftung gehörenden großen deutschen Supermarktkette Einkaufswagen randvoll füllen, sich dann als Gruppe samt dem Einkaufswagen fotografieren und das Bild offensichtlich per Internet versenden, den Supermarkt aber unter Zurücklassung des Einkaufswagens vor der Kasse verlassen, welcher Schluss ist daraus zu ziehen?

Moslemischer Friedhof. Bild: W. Aswestopoulos

Besonders extrem erscheint der Fall des moslemischen Friedhofs, der provisorisch für die auf der Flucht Ertrunkenen und im Lager Verstorbenen angelegt wurde. Dieser erschien bereits in Filmen, bei denen die Hollywoodschauspielerin und Aktivistin Susan Sarandon als Gallionsfigur eingesetzt wurde, als Werk von NGOs. Die engagierte Schauspielerin war offensichtlich nicht darüber informiert worden, dass der Friedhof von der Stadtgemeinde Mytilene gestellt wurde.

Dafür ließ Vizebürgermeister Georgios Katsanos im Herbst 2015 einen städtischen Olivenhain abholzen und setzte die städtischen Bulldozer übers Wochenende zum Einebnen ein. Die Eile war notwendig, weil vor dem Krankenhaus von Mytilene in Kühlcontainern knapp fünfzig Leichen nackt übereinander gestapelt vor sich hin faulten.

Die Initiative ging von ortsansässigen Muslimen und Flüchtlingen aus, welche zu diesem Zweck und um Druck auszuüben das Rathaus besetzt hatten. Der Friedhof, für den es noch keine Mittel der Zentralregierung gab, ist immer noch ein Provisorium. Es gibt keine Friedhofsmauer, nur einen rostigen Zaun. Viele Gräber sind ohne Namen, die Opfer, von denen oft nur ein Körpertorso gefunden wurde, bleiben anonym. In anderen Gräberreihen finden sich komplette Familien, deren Schicksal in der Ägäis endete. Besucht werden kann der Friedhof von Angehörigen in Begleitung eines moslemischen Geistlichen, des dreißigjährigen Ägypters Mustafa Daoua.

Der mehrsprachige Theologe, der legal nach Griechenland einreiste, um hier als Aufbaustudium christliche Theologie und Philosophie zu erlernen, diente zunächst auch den NGOs als Übersetzer. Trotz perfekter Sprachkenntnisse ist er seit seinem ehrenamtlichen Engagement für den Friedhof nun eine Unperson für die NGOs. Auch er wurde bereits "von Unbekannten" angegriffen und mit Knüppelschlägen an Kopf und Körper schwer verletzt.

Unabhängig davon, wer auf Lesbos legal oder illegal handelt, gibt es Hauptverantwortliche für das Dilemma, den griechische Staat und die EU, die beide ihre Hände in Unschuld waschen. Sie haben durch ihr Tun und Nichtstun das Milieu geschaffen, in denen die oben angeführten Vorgänge gedeihen können. Für die Repräsentanten der Staatsgewalt, die Polizisten und Küstenwachoffiziere, gilt eine Versetzung nach Lesbos als harte Disziplinarstrafe.