Griechenland: Flüchtlinge schutzlos dem Wetter ausgesetzt

Seite 2: Winterfeste Lager: getrübte "Erfolgsstory"

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Dass dies allein nicht reicht, ist auch Mouzalas bekannt. Der Minister hatte vor dem Unglück auf Lesbos winterfest gemachte Lager wie das in Ritsona nahe Chalkida feierlich eingeweiht. Dabei zeigte er sich zusammen mit dem Vizeverteidigungsminister Dimitris Vitsas und betonte, dass er für seine Leistungen weltweit gelobt würde. Die Katastrophe auf Lesbos und die Folgen des einbrechenden Winters trüben diese Erfolgsstory.

Einweihung des renovierten Lagers Ritsona. Foto: Wassilis Aswestopoulos

Nun schwenkt auch der Immigrationsminister ins Lager der Zweifler am EU-Türkei-Pakt. Er fleht die Partner an, unter den gegebenen Umständen Ausnahmegenehmigungen zu erteilen. Dann, so Mouzalas, könnten Flüchtlinge und Immigranten von den Inseln in geschlossene Lager auf dem Festland verbracht werden. Diese sollten sie dann erst nach Abschluss des Asylverfahrens verlassen dürfen. Eine Antwort aus Brüssel und Ankara darauf steht noch aus.

Not unter Ausschluss der Weltpresse

Allerdings wird es auch auf dem Festland nicht leicht. Als dem Hotspot Lagadikia nahe Thessaloniki berichten Helfer in sozialen Netzwerken vom Zentrum für Flüchtlinge Lagadikia. 30 km außerhalb der Stadt. Es schneit und ist bitter kalt. Die Zelte stehen neben dem Fluss und sind dem Wind schutzlos ausgesetzt: " 1.300 Menschen – die meisten Kinder. Wie kann man helfen? Wie? Die lokale Bevölkerung – außer einigen der bekannten 'Unbekannten' – akzeptiert die Flüchtlinge und steht ihnen zur Seite. Das Programm (der Regierung) besagte, dass sie bevor der Winter einsetzt, Anfang Oktober in ein festeres Lager gebracht werden. Sie sind immer noch hier… ."

In Nordgriechenland herrschen seit Dienstag Temperaturen unter null Grad Celsius. Dort wurden die Menschen, deren Schicksal in Idomeni Anfang des Jahres die internationale Presse beschäftigte in zahlreiche provisorische Lager ohne Wetterschutz gebracht. Tatsächlich sollte das Problem bis zum Winter gelöst werden. Es geschah nichts. Nun gibt es ein Dutzend kleine "Idomeni-Lager" – allerdings unter Ausschluss der Weltpresse.