Grundrente oder Altersarmut: Wie effektiv schützt der Zuschlag wirklich und wer bekommt ihn?
Sozialverband schlägt Alarm: Mehr als die Hälfte der Senioren, für die sie angeblich gedacht war, erhalten keine Grundrente. Was der VdK jetzt fordert.
Wird mit der Grundrente tatsächlich die Lebensleistung von Menschen anerkannt, die langjährig beschäftigt waren, aber nur wenig Geld verdient haben?
Der Sozialverband VdK kritisiert in diesem Zusammenhang die Zugangshürden und vor allem die Anrechnung von Partnereinkommen als widersinnig. Die Voraussetzungen seien zu hoch und der Schutz vor Altersarmut zu gering.
Anspruch auf Grundrente nach 33 Beitragsjahren – mit Glück
Der Grundrentenzuschlag könnte zwar für Menschen, die mehr als 33 Jahre gearbeitet und wenig Geld verdient haben, eine Verbesserung sein, so Jörg Ciszewski vom VdK. Der Verdienst muss aber mehr als 30 und weniger als 80 Prozent des Durchschnittseinkommens betragen haben.
Lesen Sie auch:
Renten-Streit: Framing als Generationenkonflikt, als gäbe es keinen Bezug zu den Löhnen
Angriff auf Renten und Soziales: Was kann die Ampel einfrieren?
Grundrente als Flop: Warum weniger Menschen von dem Zuschlag profitieren als erwartet
Renten: Erst Schock-Nachrichten, dann Entwarnung?
Renten: Das Problem ist nicht die Demografie
Nach Angaben des Sozialverbands verlieren 53 Prozent der eigentlich Berechtigten nach einer Einkommensprüfung beziehungsweise der Anrechnung des Partnereinkommens den Anspruch auf eine Grundrente. Wie im Fall der "Bedarfsgemeinschaft" beim Bürgergeld, ehemals Arbeitslosengeld II, wird also nach Beziehungsstatus entschieden, wer welchen Anspruch hat. Die Lebensleistung spielt dann also keine Rolle.
Grundrente: Anerkennung oder leere Geste?
Dabei hatte die SPD-Chefin Saskia Esken zur Einführung der Grundrente durch die Große Koalition im Januar 2021 erklärt, es gehe um "Respekt":
Wer Jahrzehnte lang gearbeitet, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt hat, verdient mehr als unseren Applaus. Es ist eine Frage des Respekts, dass Männer und Frauen mit geringen Einkommen im Alter einen Anspruch auf die Grundrente haben und nicht zum Amt gehen müssen, weil die Rente nicht reicht.
Saskia Esken, Vorsitzende der SPD
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat im Januar dieses Jahres vorgerechnet, dass ohne Einkommensprüfung und Anrechnung von Partnereinkommen rund 2,3 Millionen Personen Anspruch auf einen Grundrentenzuschlag gehabt hätten. Im Rentenbestand für das Jahr 2022 gab es aber laut DIW nur rund 1,1 Millionen Grundrentenzuschläge. Auch das Institut kam zu dem Ergebnis, dass die Grundrente nicht hält, was sie verspricht.
Sozialverband will Anspruch auf Grundrente ausweiten
Der VdK verlangt eine deutliche Absenkung der Hürden: "Der Anspruch auf den Grundrentenzuschlag sollte bereits ab 30 Beitragsjahren beginnen und für Menschen mit einem Einkommen ab 24 Prozent des Durchschnittsgehalts gelten, damit mehr Menschen vor Altersarmut geschützt werden", forderte VdK-Präsidentin Verena Bentele am Dienstag.
"Die widersinnige Anrechnung der Partnereinkommen sollten abgeschafft oder zumindest die Freibeträge deutlich erhöht werden." Die Grundrente verdiene nur ihren Namen, wenn die willkürliche Kürzung des Zuschlags um 12,5 Prozent wegfalle.