Gutes China - böses China?

Seite 3: Deutsche Interessen

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Das passt gut zu europäischen und deutschen Interessen, denn die EU braucht China, etwa beim Klimaschutz oder in der Wirtschafts- und Finanzpolitik. "Ich habe es sehr geschätzt, dass China sich während der Eurokrise als verlässlicher Partner herausgestellt hat", so Merkel 2015 in Peking.

Außerdem wittert die Exportnation Deutschland natürlich auch das große Geschäft. So bieten sich die Häfen in Hamburg und Duisburg als Endpunkte der Seidenstraße an. Nach Recherchen des Mercator Institute for China Studies (MERICS) ist Deutschland bisher allerdings nur mit fünf Bahnprojekten an der neuen Seidenstraße beteiligt, die alle lediglich bestehende Verbindungen nutzen.

Das MERICS folgert, es gebe für die EU ein großes Potenzial, neuer Märkte in Zentralasien zu erschließen. Aber es fehle eine kohärente Strategie, "die angesichts der wachsenden chinesischen Präsenz die Einhaltung europäischer Vergaberichtlinien sowie Umwelt- und Arbeitsstandards in der europäischen Nachbarschaft und - wie das Beispiel Ungarn zeigt - auch innerhalb der EU selbst garantieren könnte."

Auch in Deutschland schwankt man gegenüber China zwischen Freihandel und protektionistischem China-Bashing, das Firmenübernahmen immer dann kritisiert, wenn chinesische Investoren kommen, während ein französischer Autobauer natürlich willkommen ist, wenn er eine angeschlagene deutsche Automarke rettet. Vergleichsweise gelassen war da noch die öffentliche Reaktion, als der chinesische Mischkonzern HNA für 755 Millionen Euro 3 Prozent der Deutschen Bank übernommen hat. HNA selbst teilte mit, den Anteil auf möglicherweise aufstocken zu wollen, auf maximal zehn Prozent.

Auch an anderen Instituten ist China interessiert. Für China sind solche Übernahmen weitere Schritte auf den deutschen Markt. Außerdem können chinesische Unternehmen Kredite für ihre europäischen Geschäfte bekommen, was insofern notwendig ist, weil China die Ausfuhr von Devisen begrenzt.

Für den vielzitierten deutschen Sparer ändert sich zunächst mal nichts, wenn Banken chinesische Eigentümer bekommen. Denn sie arbeiten weiter nach deutschem Recht, die Guthaben sind durch die deutsche Einlagensicherung geschützt. Und bei der Deutschen Bank ist man Anteilseigner aus aller Welt gewöhnt: Dort ist China nur drittgrößter Aktionär nach dem US-Vermögensverwalter Blackrock sowie Katars Ex-Premier Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani und dessen Cousin, die zusammen sechs Prozent halten.