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Seite 2: Frankreich: Mitarbeiter in Atomkraftwerken werden höheren Strahlendosen ausgesetzt

In diesem Sommer wurde das mit aller Klarheit aufgezeigt, da Frankreich einen realen Energienotstand hat, wie hier schon oft ausgeführt wurde. Deshalb warnen Experten seit dem Frühjahr vor einer "Katastrophe".

Da der Klimawandel auch Dürren befördert, mussten Umweltauflagen im Sommer weiter aufgeweicht werden, um einen Blackout angesichts aufgeheizter Flüsse und fehlendem Kühlwasser zu verhindern.

Die Regierung hat dem Energieriesen EDF nun sogar praktisch befohlen, auch die Riss-Reaktoren bis zum Winter wieder ans Netz zu bekommen. Dafür sollen die Mitarbeiter in Atomkraftwerken höheren Strahlendosen ausgesetzt werden.

"Warum Kraftwerkstechniker in Frankreich bald mehr Radioaktivität ausgesetzt sein könnten", titelt die französische Zeitung L’Indépendant. In den Unternehmen, die an der Instandhaltung der von Korrosion betroffenen Reaktoren der EDF denken demnach darüber nach, die Grenzwerte für radioaktive Strahlung zu erhöhen, denen die Techniker ausgesetzt sein könnten.

Damit solle dem abstürzenden Konzern, der nun verstaatlicht werden muss, geholfen werden, die Fristen einzuhalten, die von der Regierung gesetzt wurden.

Die EDF hat festgestellt, dass "derzeit die in unseren Anlagen durchgeführten Aktivitäten zu einer Erhöhung der Anzahl der im nuklearen Teil unserer Anlagen geleisteten Arbeitsstunden" führe. Diese zusätzliche Aktivität hätten die Partner "bei der Festlegung ihrer 'Dosisbeschränkung' nicht in Betracht gezogen", fügte EDF in einer Antwort an Reuters an.

Die EDF sei deshalb von diesen informiert worden, dass man eine Erhöhung dieser Dosisbeschränkung in Betracht ziehe. Reuters hatte allerdings schon berichtet, dass die Firma Monteiro den Grenzwert schon von 12 auf 14 mSv angehoben habe.

Tatsächlich gibt es aber gar keinen Dosiswert, "unterhalb dessen eine ionisierende Strahlung mit Sicherheit kein gesundheitliches Risiko beinhalte", wie die Zeitung meint. Es besteht auch unterhalb der Grenzwerte ein Risiko. Umso höher die Strahlenbelastung wird, umso höher wird das Risiko.

"Daher muss jede Strahlenexposition auch unterhalb der festgelegten Grenzwerte wenn möglich vermieden und wo dies nicht möglich ist, so gering wie möglich gehalten werden (Prinzip der Optimierung)," schreibt das Bundesamt für Strahlenschutz.

Deshalb ist es eher zweifelhaft, wenn der L'Indépendant schreibt, dass die Strahlendosen weiter unter denen liegen, bei denen "eine Gesundheitsgefährdung" bestehe. Eine Gefährdung für die Gesundheit besteht bei Strahlung immer. Doch auch für die Zeitung ist klar: "Diese ungewöhnliche Maßnahme verdeutlicht den Wettlauf gegen die Zeit, in dem sich Frankreich befindet, um vor dem Winter möglichst viele Reaktoren wieder in Betrieb zu nehmen".

Auch sie spricht von der "Energiekrise", die das französische Stromsystem und das "seiner europäischen Nachbarn schwächt". Frankreich mit seinem Atompark ist die Achillesferse in Europa und nicht eine angebliche Gasknappheit.

Gas dürfte vermutlich nur dann im Winter zum Problem werden, wenn weiterhin viel Gas auch in Deutschland verbrannt werden muss, um Frankreich vor dem Blackout zu retten. Im Sommer wurde das zu einem guten Teil noch über Strom aus Erneuerbaren geleistet, allerdings auch schon viel Gas verbrannt.