Hawking warnt: Roboter könnten die Menschen ersetzen
Künstliche Intelligenz könne wie ein Computervirus so geschaffen werden, dass sie sich optimiert und repliziert
Astrophysiker Stephen Hawking ist auch dann eine Autorität, wenn es um Themen geht, für die er eigentliche keine besondere Kompetenz besitzt. So hat die Geschichte des Universums oder die Theorie über Schwarze Löcher kaum etwas damit zu tun, was die Menschen hier auf der Erde machen und ob sie auf dem besten Weg sind, sich womöglich auszulöschen, weswegen es an der Zeit wäre, im Weltall nach alternativen Wohnorten zu suchen und zu migrieren.
Seit längerem gibt der berühmte Astrophysiker, der letzte Woche seine Promotion veröffentlichte, woraufhin der Server der Universität aufgrund der riesigen Nachfrage zusammenbrach, seine Warnungen vor der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz kund. Die könne über ihren Schöpfer, den Menschen, hinauswachsen und die Macht übernehmen, also letztlich den menschlichen Gott stürzen oder die Eltern beherrschen.
Das ist eine Vision, die der Religion des Monotheismus als Angst zugrunde liegt. Der allmächtige Gott fürchtet um seine Alleinherrschaft, ebenso wie die Eltern ihre Autorität über ihre Kinder verlieren können. Die 10 Gebote sind ein guter Hinweis auf die Ängste, die brodeln und die gebändigt werden sollen. Hawking vermittelt archaische Ängste, seine Autorität kommt ihm nicht nur wegen seiner wissenschaftlichen Leistungen zu, sondern auch, weil er gewissermaßen ein Cyborg, ein Mensch der Zukunft, ist, fast nur noch Gehirn. In den 1960er Jahren wurde bei ihm Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostiziert und gab man ihm nur noch wenige Lebensjahre. Zunächst musste er bei fortschreitender Lähmung des Körpers zum Kommunizieren einen Computer nutzen, mit dem er über das Tippen sich äußern konnte, dann nutzte er seinen Wangenmuskel, jetzt steuert er die Ausgabe über seine Blickbewegungen.
Jetzt also erregt er erneut Aufsehen, weil er in einem Interview mit Wired sagt, dass Roboter möglicherweise die Menschen ersetzen könnten: "Wenn Menschen Computerviren gestalten können, wird jemand die KI so gestalten können, dass sie sich optimiert und repliziert. Das wird eine neue Lebensform sein, die die Leistung der Menschen übertrifft." Man kann davon ausgehen, dass KI in manchen kognitiven Fähigkeiten der Menschen besser ist, aber was heißt das allgemein?
Hawking meinte, wie er letztes Jahr sagte, dass es keine großen Unterschiede gebe, was biologische Gehirne und Computer erreichen können. Die AI, in die viel Geld investiert wird, werde noch große Fortschritte erzielen und entweder die Gesellschaft zerstören oder sie transformieren. Schließlich könnten sich KI-Systeme und Menschen ergänzen und eine Symbiose bilden. Symbiosen sind wichtige Formen in der Evolution des Lebens, vermutlich standen sie auch am Beginn des Lebens, als sich die Zellen herausbildeten. Es muss nicht nur immer auf das Bild des Kampfs zwischen Herr und Knecht hinauslaufen.
Zusammen mit Elon Musk und zahlreichen Wissenschaftlern und Vertretern von IT-Konzernen hat Hawking zu Beginn des Jahres die nach einer Konferenz des Future of Life Institute formulierten "Asilomar AI Principles" unterzeichnet. Die 23 Prinzipien sollen die KI-Forschung anleiten und ethisch regulieren, da die KI "erstaunliche Möglichkeiten anbietet, den Menschen in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten zu helfen und sie zu unterstützen". So fordert das erste Prinzip, dass es nicht das Ziel der KI-Forschung sein dürfe, eine "ungerichtete Intelligenz" zu schaffen, Ziel müsse die Entwicklung einer "nützlichen Intelligenz" sein. Letztes Jahr hatte Hawking zwar auch bei der Eröffnung des KI-Instituts an der Universität Cambridge vor negativen Folgen wie autonomen Waffen oder neuen Möglichkeiten gewarnt, wie Wenige die Vielen unterdrücken können, aber doch eher die "gewaltigen Vorteile" herausgestellt: "Wir können nicht vorhersagen, was wir erreichen können, wenn unser Geist durch KI erweitert wird. Vielleicht können wir mit den Mitteln dieser neuen technischen Revolution einen Teil des Schadens wiedergutmachen, der der natürlichen Welt durch die letzte zugefügt wurde, durch die Industrialisierung."
Aber Hawking hat eine Vorliebe für apokalyptische Szenarien. So sieht er bekanntlich das menschliche Leben auf der Erde bedroht und fordert immer mal wieder ein neues Raumprogramm, um, wie er auch dieses Mal sagt, letztlich bewohnbare Planeten kolonisieren zu können. Dazu sei es auch notwendig, junge Menschen zu bewegen, in die Wissenschaft zu gehen. Es habe "ernsthafte Konsequenzen", wenn nicht mehr Menschen Wissenschaftler werden. Man sei bereits an einem Punkt angelangt, von dem aus es keine Rückkehr mehr gibt: "Unsere Erde ist zu klein für uns, die Weltbevölkerung wächst in einem alarmierenden Maß und wir sind mit der Gefahr der Selbstzerstörung konfrontiert." Hawking kritisierte überdies Trumps Leugnung des Klimawandels und das Einreiseverbot.