Heiratsverhalten verstärkt in den USA die soziale Ungleichheit

Seite 2: Zunehmend sind Frauen besser ausgebildet und verdienen mehr als ihre Männer

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Wenn also die soziale und ökonomische Ungleichheit ansteigt, steigt auch die Homogamie an und beginnen sich die Türen zu verschließen, die einen Aufstieg bzw. einen Abstieg ermöglichen. So heiraten also die besser Ausgebildeten, die in der Regel aus reicheren sozialen Schichten kommen, besser Ausgebildete und Reichere. Wenn die Ehepartner beide studiert haben und entsprechende Jobs gefunden haben, wächst auch das Einkommen. Nach Mare heiraten auch dann Partner mit einer ähnlichen Ausbildung heutzutage öfter als früher, selbst wenn man berücksichtigt, dass früher Frauen weniger oft studiert haben.

Dabei verändern sich auch Einkommensverhältnisse in den Ehen. Der Einkommensunterschied zwischen den Partner hat deutlich abgenommen, auch wenn er weiterhin vorhanden ist. Frauen verdienen jetzt 72 Prozent von dem Einkommen des Mannes, in den 1970er waren es aber erst 52 Prozent. Das reflektiert aber wohl die Situation, dass Frauen allgemein in etwa so viel weniger als Männer verdienen. Zudem verdienen 29 Prozent der Frauen mehr als ihre Ehemänner, den 1980er waren es erst 18 Prozent. Dabei ist es freilich so, dass trotz ähnlichem Ausbildungsstand in den Familien, in denen die Männer viel verdienen, der Einkommensunterschied am höchsten ist.

Und sicher spielt bei der Partnerwahl in Richtung Homogamie auch eine Rolle, dass sich die Rollenverhältnisse vor allem auch durch die bessere Ausbildung der Frauen verändert haben. Bedingt durch die Beschäftigungsmöglichkeiten früher waren die Frauen eher genötigt, den Aufstieg durch einen Mann zu suchen, der eine Hausfrau suchte. Jetzt such man weniger Verschiedenheit, sondern Ähnlichkeit, die neben der Herkunft auch durch die Ausbildung und daraus entstehende Interessen und Lebensweisen geprägt wird.

Letztes Jahr haben Christine R. Schwartz und Hongyun Han anhand der Ehen, die zwischen 1950 und 2004 in den USA geschlossen wurden, gezeigt, dass die Frauen bei der Heirat eine zunehmend bessere Ausbildung haben als Männer. Früher hatten sich solche Ehen schneller getrennt, das scheint sich aber seit den 1990er Jahren gegeben zu haben, was wohl auch bedeutet, dass die Männer ihre Rolle verändert haben und das anerkennen können. Zudem gibt es nicht nur mehr Heiraten zwischen Partner mit ähnlichem Ausbildungsstand, die Ehen halten auch besser als früher. Während sich in den 1950er Jahren Ehen zwischen Partnern mit gleicher Ausbildung und solchen, in denen die Männer eine höhere Ausbildung hatten, hinsichtlich ihrer Stabilität nicht unterschieden, sind nun Ehen zwischen Partner mit gleicher Ausbildung stabiler geworden.

Für die Autoren sind die Ergebnisse der Studie ein Beleg dafür, dass der Trend auf dem Heiratsmarkt weg geht von "starren Spezialisierungen der Geschlechter und hin zu flexibleren und eher egalitären Partnerschaften". Zudem wollen sie daraus ablesen, dass der "Fortschritt zur Gleichstellung der Geschlechter in heterosexuellen Partnerschaften" nicht beendet sei, wie manche behaupten.

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