Herkunft, Bildung, Asyl: Wie es wirklich um Migration in Deutschland steht

Seite 2: Arbeit, Familie und Asyl: Warum Menschen nach Deutschland kommen

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Auch bei den Motiven für Migration zeigt sich ein differenziertes Bild: EU-Bürger, so das Papier das Sachverständigenrates, kommen vor allem aus familiären und beruflichen Gründen nach Deutschland.

Unter Nicht-EU-Migranten dominieren Menschen, die in Deutschland Asyl beantragen wollen. Rund 130.000 Menschen reisten 2018 als Asylsuchende die Bundesrepublik. Außerdem kamen 2018 rund 97.000 Menschen über die Familienzusammenführung nach Deutschland. Damit ging die Zahl Asylsuchender abermals deutlich zurück. Auf dem Höhepunkt der sogenannten "Flüchtlingskrise" beantragten im Jahr 2016 rund 750.000 Menschen in Deutschland Asyl.

Auch beim Thema Bildung und Arbeit widersprechen die Zahlen zum Teil der öffentlichen Wahrnehmung. So verfügen Zuwanderer, die im Jahr 2014 nach Deutschland kamen, häufiger über einen akademischen Abschluss (37 Prozent) als der deutsche Durchschnitt (21 Prozent). Schlechter schneiden sie hingegen bei abgeschlossenen Berufsausbildungen ab.

Nur 21 der Zugewanderten verfügen über eine solche. In der deutschen Gesamtbevölkerung sind es 68 Prozent. Fast ein Drittel der Neuzuwanderer hatte gar keinen berufsqualifizierenden Abschluss (Bevölkerungsdurchschnitt: 9 Prozent). Einen Grund dafür sehen die Forscher allerdings auch darin, dass in vielen Herkunftsländern kein Ausbildungssystem besteht, das mit dem Deutschlands vergleichbar wäre und viele Jobs ohne formale Ausbildung ausgeübt werden.

Schlechter sieht die Situation allerdings aus, wenn man nur die Flüchtlingsbevölkerung betrachtet: Von ihnen verfügen nur 11 Prozent über einen Hochschulabschluss. 13 Prozent gaben an, gar keine Schule besucht zu haben. Trotzdem scheint die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt für Migranten insgesamt zu funktionieren: Während Zugewanderte der ersten Generation noch seltener Arbeit finden als Menschen ohne Migrationshintergrund, ist der Anteil arbeitender Migranten, die schon lange in Deutschland leben oder hier geboren sind, höher als im deutschen Durchschnitt, schreibt er Sachverständigenrat in seinem Faktenpapier.

Der in Berlin ansässige "Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration" ist ein mit Wissenschaftlern besetztes Gremium, das sich mit Fragen von Integration und Migration beschäftigt. Gegründet wurde er im Jahr 2008 durch mehrere Stiftungen, darunter die Bertelsmann-, Mercator- und Körber-Stiftung.