"Hitler als christlicher Staatsmann"

Seite 2: Aktualität am Beispiel der nuklearen "Bombe Satans"

So stand dann in der Adenauer-Ära wieder williges Spitzenpersonal des Protestantismus zur Verfügung, das der deutschen Wiederaufrüstung assistierte und im prominenten Einzelfall (EKD-Ratsvorsitzender Otto Dibelius, CDU) die Möglichkeit des millionenfachen Menschensterbens durch eine Wasserstoffbombe gar nicht so schlimm fand.

Ob sich heute etwas Grundlegendes mit Blick auf das Modell "Kirchliche Mitte" geändert hat?

Es ließe sich leicht unter Beweis stellen. Die Evangelische Kirche in Deutschland könnte im Einklang mit der Weltökumene und dem Bischof von Rom unmissverständlich auf allen Nachrichtenkanälen erklären, dass bekenntnistreue Christ:innen sich selbstverständlich der Rechtfertigung, Finanzierung, Bereitstellung und Wartung von Atombomben-Depots in deutschen Landen verweigern.

Es ist spät auf dem Planeten. Der offenbare Totalbankrott des Programms Krieg führt mitnichten dazu, im öffentlichen Diskurs einer radikalen Religionskritik der militärischen Heilslehre Raum zu gewähren. Die nominell christliche Partei imponiert im Wahlkampf sogar mit Voten für noch robustere Kriegsapparate und wünscht sich im Medienkonzert ein Schweigen über die Atombomben im Land.

Wer aber weiterhin für endlose Milliarden Euro Technologien zur millionenfachen Menschenvernichtung bereithält - statt in Strategien zum Überleben der Gattung homo sapiens zu investieren, bedarf nicht nur der "Christenlehre", sondern einer psychiatrischen Behandlung.

Dietrich Kuessner: Der christliche Staatsmann. Ein Beitrag zum Hitlerbild in der Deutschen Evangelischen Kirche und zur Kirchlichen Mitte (Kirche & Weltkrieg, Band 10). ISBN: 978-3-7543-2629-9 (Paperback, 264 Seiten, Preis 9,99 Euro).

Leseprobe mit Inhaltsverzeichnis hier auf der Verlagsseite.

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