Hochwasser und Starkregen: Wie man sich vor den Folgen schützt
Hochwasser und Starkregenfälle häufen sich. Die Folgen sind oft verheerend. Doch es gibt Möglichkeiten, Schäden zu minimieren oder ganz zu vermeiden.
Hochwasser und Starkregen werden in der öffentlichen Diskussion gerne vermischt, weil sie sich in ihren Auswirkungen ähneln. Während sich Hochwasser jedoch an Verlauf von Fließgewässer orientieren und somit prognostizierbar sind, fällt die Vorrauschau bei Starkregen deutlich schwerer, weil hier noch eine weitere Dimension ins Spiel kommt, die sich gegen jede Vorhersage sträubt.
Unterschiede zwischen Hochwasser und Starkregen: auch eine Frage der Vorhersagbarkeit
Unabhängig davon, ob die immer häufigeren punktuellen Starkregenereignisse auf einen Klimawandel zurückgeführt werden können oder nicht, muss man lernen, damit umzugehen, und versuchen, die Schäden zu minimieren. Unter dem Druck der veröffentlichten Meinung wird dies jedoch vielfach vermieden, obwohl dadurch noch größerer Schaden zu befürchten ist.
Besonders profiliert hat sich beim Kampf gegen Flutpolder der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Zu den auf seine Initiative gestrichenen Retentionsflächen zählte auch der bei Bertoldsheim im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, der dann doch gebaut werden sollte, wozu schon vor Jahren ein Gutachten geraten hatte.
Da Flutpolder meist intensiv genutztes Ackerland betreffen, ist der Widerstand der betroffenen Bauern, die um ihre Heimat bangen, nachvollziehbar. Mit den Landwirten und ihren PS-starken geleasten Maschinenflotten, hinter welchen die einschlägigen Finanzinstitute stehen, mag sich in Europa niemand anlegen, der politisch überleben will.
Bei anderen Flutpoldern kam der Widerspruch aus der Reihe der Übertragungsnetzbetreiber, welche von den Vertretern des optischen Landschaftsschutzes zur Erdverkabelung gezwungen wurden, was den Leitungsbau verzögerte und deutlich verteuerte. Während Freileitungen im Poldergebiet auch bei aktiviertem Polder frei zugänglich sind, besteht diese Möglichkeit bei einer Erdverkabelung nicht.
Flussbett-Korrektur: Ein historischer Fehler?
Lange Zeit wollte man das Wasser möglichst schnell abfließen lassen und hat jeden technisch fassbaren Vorfluter kanalisiert und somit in ein festes Bett gezwängt. Eines der bekanntesten Beispiele für diese Entwicklung ist die Oberrhein-Korrektur von Tulla.
Wo der Fluss früher stark mäandrierte und sich mal mehr ins heutige Elsass, mal mehr ins heutige Südbaden verlegte, sorgte Tulla für ein starres Flussbett und verkürzte den Flusslauf so, dass aufgrund der steigenden Fließgeschwindigkeit die Tiefenerosion deutlich zunahm und sich der Grundwasserspiegel beiderseits absenkte.
Die Auswirkungen bekam dann spätestens Köln zu spüren, wenn der Rhein infolge der Schneeschmelze in den Alpen Hochwasser führte. Dagegen halfen nur Flutpolder entlang des Oberrheins als Retentionsflächen außerhalb besiedelter Gebiete und letztlich der Gletscherschwund in den Alpen. Letzterer führte allerdings auch dazu, dass es jetzt immer häufiger Niedrigwasser im Rhein gibt und die Rheinschifffahrt darunter zu leiden hat.
Inzwischen müssen bei der Baugenehmigung von Neubauten die inzwischen gut kartierten Risikoflächen berücksichtigt werden und es gibt keine Baugenehmigungen mehr durch das Landratsamt im Überschwemmungsgebiet. Dies führt zwar in einigen Gemeinden zu einer deutlichen Reduzierung des Baulandes, aber auch zu einer Risikominimierung.
Beim Gebäudebestand hilft meist eine Elementarversicherung, wie sie in Südbaden lange Zeit Pflicht war und noch heute meist üblich. Sie greift jedoch nicht wirklich, wenn ein Neuaufbau an anderer Stelle sinnvoller wäre.
Starkregen: Eine unberechenbare Gefahr
Gefährdet durch Starkregen sind vorwiegend sogenannte Staulagen, die sich entgegen der Hauptwindrichtung erheben. Eine Vorhersage ist hier sehr schwierig und die beste Vorsorge ist die Sicherstellung eines schnellen Abflusses aus dem Siedlungsgebiet und die anschließende Speicherung in einem ausreichend dimensionierten Rückhaltebecken, um die Unterlieger vor Überflutungen zu schützen.
In einigen Bundesländern wird inzwischen die kommunale Planung zum Schutz vor den Auswirkungen von Starkregenereignissen ebenso gefördert wie zuvor der Hochwasserschutz.
Durch steigendes Grundwasser verursachte Schäden nicht versicherbar
Was aktuell noch zu wenig berücksichtigt wird, ist die Tatsache, dass extreme Regenfälle das Grundwasser unterirdisch ansteigen lassen. Grundhochwasser kann mit hohem Druck die Bodenplatte eines Hauses unterspülen und zu einem Totalschaden des Gebäudes führen. Auch Wochen nach Hochwasserereignissen kann Grundhochwasser noch zu Schäden an Gebäuden und zu überfluteten Kellern führen.
Grundhochwasser kann sowohl auf Fluten in einem benachbarten Gewässer, als auch auf Starkregenereignisse zurückzuführen sein oder auf eine beschädigte und überforderte Kanalisation, die das Abwasser über das Grundwasser in die Kellerräume drückt.
Gegen Wasser, das direkt aus der Kanalisation ins Haus drückt, helfen sogenannte Rückstauklappen. Sie verhindern, dass Wasser, Abwasser und schlimmstenfalls Fäkalien in das Haus drücken. Verantwortlich für den Einbau von Rückstauklappen ist der Immobilieneigentümer und nicht der Betreiber der Kanalisation.
Kommt das Wasser durch den Kellerboden ins Haus, hilft in Deutschland auch keine Elementarversicherung. Die greift erst, wenn das Wasser durch das Kellerfenster kommt. Nur wenn das Grundwasser die Oberfläche erreicht und dann zu Überschwemmungen führt, greift die Elementarschadenversicherung.
Dringt das Grundwasser durch die Kellerwände oder die Bodenplatte ins Haus, gilt dies als Folge eines Bauschadens und ist daher nicht versicherbar. Dies gilt, auch wenn die Abdichtung nach 10 bis 15 Jahren altersbedingt degradiert. Die Industrie bietet hier zahlreiche Lösungsmöglichkeiten an, mit welchen auch ein Bestandsgebäude abgedichtet werden kann.